Und sie lebten glücklich und vergnügt bis ans Ende ihrer Tage … Klingt märchenhaft. Aber wieso sollen wir nicht daran glauben? Hier sind sie, unsere Sehnsuchtsorte für das Leben ab 65. Ausserdem: Sozialgeograf Andreas Huber über Senioren-WGs und das mitunter bescheidene Glück der Altersmigranten.
Andreas Huber, die meisten Schweizer möchten zuhause alt werden. Worauf lassen sie sich sonst noch ein?
Bei den gut betuchten Rentnern sind Seniorenresidenzen beliebt. Sie bieten einen hotelähnlichen Service mit eigener Wohnung. Oft ist der Verkauf des Einfamilienhauses das finanzielle Eintrittsticket. Auch die günstigeren Alterswohnungen, wie sie zum Beispiel die Stiftung für Alterswohnungen in Zürich anbietet, sind begehrt. Sie befinden sich in der Nähe zu Altersund Pflegeheimen, über die Dienstleistungen wie Spitex bezogen werden können, und bieten deshalb auch eine gewisse Sicherheit.
Über Alterswohngemeinschaften wird viel gesprochen, realisiert werden sie kaum. Sind alte Menschen zu unflexibel?
Es spricht zwar vieles dafür, nach der Familienphase wieder kollektiv zu wohnen. Doch die Wohngemeinschaft ist eine konfliktträchtige Wohnform: Einer will nur das teuerste Olivenöl, dem andern ist das Öl von Aldi recht, wieder andere müssen eine Diät einhalten. Ich glaube nicht, dass die neuen Alten, nur weil sie schon WGerprobt sind, freiwillig in Alterswohngemeinschaften
wohnen werden.
Warum wandern manche älteren Menschen aus?
Die Altersmigration ist eine neuere Variante der immer alltäglicher werdenden Migration. Die meisten gehen, weil sie sich den Traum vom eigenen Haus erfüllen wollen, was im Ausland meistens deutlich weniger kostet. Auch das Klima und gesundheitliche Überlegungen spielen eine Rolle. Spanien, Italien und Frankreich sind besonders beliebt, neuerdings auch Thailand, die
Dominikanische Republik und Brasilien.
Kann einem im Ausland die Rente gekürzt werden?
Nein.
Sind die Auswanderer glücklich?
In Spanien leben derzeit die meisten Schweizer Senioren, es sind gegen 10 000. Viele leben in sogenannten Urbanizaciones, die El Paradiso, Blue Lagoon oder Dream Hills heissen und utopische Orte heraufbeschwören. Die neuen Siedlungen liegen meistens ausserhalb der historisch gewachsenen Orte und sind oft nicht einmal besonders altersgerecht gebaut. Dennoch stimmt es für die meisten Schweizer.
Ist Einsamkeit ein Problem?
Im Vergleich zu den Daheimgebliebenen kann das Sozialleben der Altersmigranten sogar um einiges reicher sein, teilweise ist sogar der Kontakt zu den eigenen Kindern besser geworden, seit diese die Ferien regelmässig bei ihren Eltern verbringen. Andere sagen ganz pragmatisch: «Ich war zuhause einsam, jetzt bin ich es hier. Immerhin ist das Klima besser.»
Der Sozialgeograf Andreas Huber hat Bücher über das Phänomen der Altersmigration geschrieben und unterschiedliche Wohnprojekte für ältere Menschen in der Schweiz wissenschaftlich begleitet.