Zum Shoppen nach: Bern
- Text: Barbara Loop; Illustration: Grafik annabelle; Fotos: Dominique Uldry (Viento)
Eine Shoppingtour für Neugierige in der Wahlheimatstadt unserer Lifestyle-Redaktorin. Hier geht es nicht um das neuste It-Piece, dafür sind aber auch Fehlkäufe ausgeschlossen.
Bern ist keine Modemetropole. Ich kaufe daher auch lieber im Ausland ein, in Paris, Berlin, London oder New York – wo auch immer es mich grad hin verschlägt. Aber in meiner Wahlheimat Bern, da mach ich manchmal meine kleine Samstagstour, um zu schauen, was es in meiner Stadt Neues gibt. Okay, spannende Neueröffnungen sind selten und die neusten Trendteile genauso. Dafür hat Frau Steiner bestimmt zu einem uralten Stück eine brandneue Geschichte zu erzählen. Und Daria soll den Garten des Café Lehrerzimmer in einen Dschungel verwandelt und der Glaceverkäufer auf der Plattform eine neue Sorte im Angebot haben.
Warum Bern?
Weil ich wissen will, was sich vor meiner Haustür tut, auch in modischer Hinsicht Für Menschen, die nachhaltig konsumieren wollen und sich dafür nicht mit der neuen umweltbewussten Linie eines Moderiesen zufrieden geben.
Für wen ist die Route gedacht?
Für Neugierige und für Leute, die wirklich nachhaltig einkaufen und Dinge, die lang währen oder schon einmal getragen wurden, dem neusten It-Piece vorziehen. Die Beute ist auf dieser Tour also Nebensache – und Fehlkäufe so gut wie ausgeschlossen.
Beste Shopping-Investition?
Das Kleid von Issey Miyake aus der Boutique Schütz. Ich kaufte es mit wachsendem Babybauch und trag es noch heute zum Spielen im Sandkasten.
Grösster Fehlkauf?
Ein Kleid von Self-Portrait, eines der wenigen Kleider, das ich online gekauft habe. Es ist wunderschön, passt aber grad so knapp nicht, dass ich es nicht zurückschicken wollte, sondern hoffte, es würde irgendwann mal wundersamer Weise passen. Fazit: Ich kaufe lieber analog ein.
Meine Alternative zum Einkaufen in Bern?
Leider selten in St. Gallen und öfter, aber trotzdem viel zu selten in Paris, London, New York.
1.
Eine Shoppingtour startet man am besten mit einem guten Kaffee. Oder soll es gleich ein Brunch sein? Im Café Lehrerzimmer gibt es beides, dazu viele gute Magazin und schöne Kunstbücher, eine fantastische Gastgeberin und einen lauschigen Garten, der eigentlich ein begrünter Pausenplatz ist. Von mir gibt es die Bestnote! Und ja, das Café war tatsächlich mal das Lehrerzimmer des Progymnasiums, das heute Progr heisst und Künstlerateliers, Galerien und Cafés beherbergt.
– Waisenhausplatz 30, 3011 Bern, lehrerzimmer.be
2.
Petite Puce füllt eine Lücke in Bern. Neben neuen Kinderkleidern gibt es eine gut assortiertes Sortiment an Secondhand-Kindermode. Noch dazu gibt es eine kleine Auswahl an Kleidung für Mütter und alle anderen Frauen, die neben den Kleinsten nicht blass aussehen wollen.
– Petite Puce, Brunngasse 56, 3011 Bern, petitepuce.ch
3.
Nachhaltig ist es, bei kleinen Labels mit überschaubarer Lieferkette einzukaufen, und nachhaltig ist es, in Secondhand-Stores einzukaufen. Wer aber neu und relativ günstig sucht, der hat es schwerer. Im Stoor finden Sie ausschliesslich Labels, die eine nachhaltige Produktion versprechen wie Kings of Indigo oder Jungle Folk.
– Rathausgasse 53, 3011 Bern, stoor.ch
4.
Nelly Steiner ist ein wandelndes Lexikon, ihr Brocante eine Schatzkiste. Im kleinen Laden findet man Leintücher, Schürzen, Gläser, die uns daran erinnern, dass es mal eine Zeit gab, in der nicht alles gemacht war, um es schnellstmöglich wieder zu entsorgen. Entsprechend teuer sind die Sachen, entsprechend wertvoll ein Besuch bei Nelly Steiner.
– Postgasse 44, 3011 Bern, Di. und Do. von 14-18 Uhr sowie Sa. 10-16 Uhr
5.
Seit über 20 Jahren machen Anja Boije und Andrea Hostettler unter dem Namen Viento schon Mode – und sie machen das richtig gut. Viento ist unverkennbar und überraschend zugleich, Viento ist elegant und gleichzeitig cool, Viento ist trendfrei und grad darum am Puls der Zeit. Und Viento produziert noch immer in der Schweiz.
– Nydeggstalden 24, 3011 Bern, viento.ch
6.
Wenn es in Bern High Fashion gibt, dann bei Frau Schütz. Aber kurzlebige Trends werden in der Boutique Schütz nicht bedient, hier gibt es Mode, die bleibt. Das Sortiment besteht aus den Klassikern aus Japan wie Issey Miyake und Yohji Yamamoto und aus immer neuen, geschickt ausgewählten Labels, die man anderswo lang suchen muss.
– Kramgasse 53, 3011 Bern
7.
Auf der Münsterplattform spielen die Kinder im Sandkasten und die Erwachsenen Boule. Verliebte picknicken im Gras und Freunde debattieren im Schatten von Kastienbäumen. Einer verkauft Glace und zwei spielen Pingpong, die Spatzen klauen Nussgipfel und der Duft von Gras liegt in der Luft – und in der Abendsonne leuchtet der Aperol Spritz orange.
– Münsterplattform 4, 3011 Bern, einstein-jardin.ch
8.
Die Tour in der Innenstadt dauert knapp zu Fuss eine halbe Stunde (ohne Shopping)