Wishlist: Diese Dinge wollen wir jetzt

Normalerweise stürze ich mich sogleich auf alles, was die deutsche Schriftstellerin Judith Hermann schreibt, sobald es in den Buchläden liegt. Diesmal ist mir bei der Erscheinung ihres Buches «Wir hätten uns alles gesagt» (ca. 34 Fr.) das Leben dazwischengekommen; die Babypause, eine Lungenentzündung. Der Verlag schreibt über das Buch, das im Frühling erschienen ist: «Mit klarer poetischer Stimme erzählt sie von der empfindsamen Mitte des Lebens, von Freundschaft, Aufbruch und Freiheit.» Wenn ich bloss schon diese Beschreibung lese, öffnet sich mein Kopf, mein Herz.

Das Gute an meinen Haaren ist, dass man viel mit ihnen machen kann – von Lockenkopf bis Sleek. Das Schlechte: Man muss es auch tun. Trocknen sie ohne entsprechende Produkte einfach an der Luft oder uninspiriert durch Föhnhitze, werden sie zur kräusligen Matte, bei der niemand so genau weiss, ob das nun tatsächlich ein Style ist oder einfach nur Ungekämmtheit, nicht mal ich selbst. Der Dyson-Airwrap – so verspreche ich mir, – könnte die Lockenföhn- oder Glättarbeit mit seinen gefühlt 7000 Aufsätzen bedeutend vereinfachen. Bloss: 550 Franken? Für einen Föhn? Das schaff ich nicht. Der bleibt auf der Wishlist, bis ich «Win for Life» gewinne.

Liegestuhl an Liegestuhl, die Haut warm von der Sonne, die Hände klebrig vom Gelato, ein Buch aufgeschlagen auf meinem Bauch. Irgendwer ruft «Luca vieni qui», am Ufer schieben die Wellen leise klackend die Kiesel vor und zurück. Strände in Italien waren schon immer mein Sommer-Sehnsuchtsort. Und gerade jetzt träume ich mich dorthin, wo ich mal bade, mal lese, mal vor mich hindämmere und andere Menschen durch die Sonnenbrille beobachte.

Da wirds mir kühl ums Herz, wenn ich dieses Set aus Bluse (159 Fr) und Shorts (109 Fr) von Jan ‘n June sehe. Auch wenn es natürlich eine Illusion ist, dass dieses Teil an meinem Körper mehr als nur eine Minute lang reinweiss bleiben würde.

Die Wälder in Amerika und Deutschland brennen. In Dänemark wird Wasser rationiert. Dürren in Afrika, Überschwemmungen in Südostasien. Die Klimaaktivistin Luisa Neubauer sagt: «Das ist nicht einfach alles so gekommen, dahinter stehen politische Entscheidungen.» Ich bin sehr froh, hat die Schweiz das Klimagesetz an der Urne angenommen. Ich wünsche mir nun aber, dass uns endlich allen klar wird, dass Brände, Dürren, Überschwemmungen erst der Anfang sind. Dass wir erkennen, dass wir alle auch im persönlichen Leben Gas geben müssen, um die Klimaziele zu erreichen, damit die Welt nicht kippt.