Als Millennial-Pink wird der zarte, an eine Grapefruit erinnernde Farbton bezeichnet, der derzeit die Social Media überschwemmt. Keine Überraschung also, dass die Farbe der Stunde auch im Weinglas ein Comeback feiert.
Wenn man frisch verliebt ist, spricht der Volksmund von der rosaroten Brille, durch die man blickt. Alles ist rosa, alles schön und süss und sexy. Glaubt man an das Konzept, sind wir gerade alle ein bisschen verknallt. Denn Pink ist der Farbton der Saison. Egal ob Pulli oder Mules, Kuchenglasur oder Handyhülle: alles ist Pink, genauer gesagt Millennial-Pink, denn so wird der Farbton, den meine Generation so liebt, passenderweise genannt.
Nun ist also auch der Wein dran. Rosé feiert ein Comeback. Angekündigt hat sich das schon im letzten Sommer, in diesen Tagen manifestiert sich der Trend in unzähligen Instagram-Storys und auf den aufwendig dekorierten Getränketafeln in hippen Bars. Aber was ist denn Rosé überhaupt?
Rosé ist das Getränk, das die Eltern früher beseelt in den Frankreichferien schlürften, während man sich als Kind fragte, ob rosa Wein wohl einfach eine Mischung aus Rot- und Weisswein ist. Um das vorwegzunehmen: nein, ist er nicht. Einer der wichtigsten Hersteller von Rosé ist die Provence, aus diesem Gebiet stammen 14 Prozent der weltweiten Rosé-Produktion. Rosé gilt als idealer Begleiter für Fisch, Fleisch oder als Aperitif. Trotz seiner breiten Einsatzfähigkeit wirkte er immer ein bisschen verstaubt, zu wenig chic. Ein gespritzter Weisser oder ein Apérol Spritz? Ja, gern. Aber Rosé?
Nun aber hat er sein verstaubtes Image abgestreift und es in den Olymp der Konsumwelt geschafft: Zu den kaufkräftigen, Social-Media-affinen Millennials. In sämtlichen Hipsterbars in Zürich, Basel oder Bern sitzen derzeit schöne Menschen und nippen an Roségläsern, während Influencer mit Roséflaschen posieren und den #Roséallday in die digitale Welt hinaustragen. Natürlich liegen auch in meinem Kühlschrank zwei Flaschen rosa leuchtend – jederzeit bereit für den nächsten Apéro auf dem Balkon.
Wie hat der Rosé diesen Siegeszug geschafft? Nun, die Antwort liegt in seiner ästhetischen Kraft. Wir Millennials denken visuell – das haben wir bereits mit dem Hype um Federkohl bewiesen. Dunkelgrüne, krause Blätter mit wenig Aroma, aber dem richtigen Image – immerhin trägt Beyoncé den Schriftzug «Kale» auf ihrem Sweatshirt. Also ab auf die Pasta, den Risotto und das Backblech damit und natürlich in den Smoothie. Denn Grün ist cool, Grün ist clean und beschert somit die ersehnten Likes.
Vieles spricht dafür, dass der Rosé der Kale des Jahres 2017 wird. Der Wein ist so instagramtauglich wie perfekt arrangierte Cappuccinos oder ein Strauss Pfingstrosen. Denn, was passt besser zu unseren rosa Fenty-x-Puma-Sneakers, zum aufblasbaren Flamingo oder unserem Sommer-Selfie als ein Glas eisgekühlter Rosé? Eben.
Das Schöne an diesem Trend ist, dass wir uns für einmal nicht durch Unmengen von Grünzeug kämpfen müssen, um in den Social Media mithalten zu können. Stattdessen können wir Wein trinken. Wein, der wirklich sehr gut schmeckt, viel besser als Federkohl. Ehrlich. Rosé ist der ideale Begleiter für heisse Sommermonate und er befriedigt mein unentschlossenes Millennial-Herz, das sich nicht zwischen Rot und Weiss entscheiden kann, voll und ganz. Santé!
Und zur Auflösung: Rosé wird aus roten Trauben hergestellt. Nur, falls mal jemand fragt.