Einige Big Player aus der Fashionindustrie haben versprochen, nachhaltiger zu werden. Ob die Corona-Pandemie nun endlich den grossen Wandel bringt? Wir werden sehen.
«Wir sollten dankbar sein für dieses Virus, denn es wird unserer Spezies vielleicht das Überleben sichern», sagte Trendforscherin Li Edelkoort im Podcast des Branchenmagazins «The Business of Fashion». Auch Gucci-Designer Alessandro Michele beschrieb die Monate in der Selbstquarantäne als eine Zeit des Lernens, die es zu nutzen galt: «Das Leben, das wir geführt haben, war wenig nachhaltig. Ich hoffe, wir kehren zu einem anderen Leben zurück.»
Tempo raus, Authentizität rein, «focus on what really matters», Nachhaltigkeit und Realitätsnähe… Trotz düsterer Wirtschaftslage zeigen sich die Branchenleader euphorisch ob der Chance, die das Corona-Virus für die Mode darstellt. Natürlich nickt man da mal zustimmend, noch etwas benebelt von all den Video-Konferenzen, beflügelt von der existenziellen Krisenerfahrung der letzten Monate. Und dann hält man inne und denkt: «Hä? Hab ich das nicht schon einmal gehört?»
Natürlich hat man das. Auf die Notwendigkeit dieser Veränderungen hat sich die Branche vor Jahren eingeschworen – ohne sie nur ansatzweise anzupacken.
Im Mai hat eine Gruppe von Labels und Retailern unter der Leitung von Dries Van Noten in einem offenen Brief die Industrie dazu aufgerufen, die Modesaisons den realen Jahreszeiten anzupassen. Anstatt den Ausverkauf bereits mit dem Black Friday im November respektive im Juni zu beginnen, sollen die Produkte dann im Laden sein, wenn sie gebraucht werden – zu vollen Preisen. Das Ende der Rabattschlacht soll nicht nur für mehr Profitabilität sorgen, sondern auch die Überproduktion minimieren.
Wird nun alles anders? Zumindest haben Hunderte, darunter Burberry, Mytheresa und Bergdorf Goodman, schwarz auf weiss ihre Absicht erklärt. Sich hinter dem System zu verstecken, gilt nicht mehr. Dass es dafür ein tödliches Virus brauchte, ist schon beschämend genug.