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Wie die Zürcherin Kathrin Eckhardt in Ghana lebt

Wie die Zürcherin Kathrin Eckhardt in Ghana lebt

  • Redaktion: Line Numme; Fotos: Christine Benz

Stylistin Kathrin Eckhardt (33) folgte ihrer Liebe – von Zürich nach Accra. Ghana hat natürlich einen Einfluss auf ihren Wohnstil. Trotzdem ist ihr neues Zuhause auch ein Stück alte Heimat.

annabelle: Warum haben Sie sich Ghanas Hauptstadt Accra als Lebensmittelpunkt ausgesucht?
Kathrin Eckhardt: Der Liebe wegen. Mein Freund zog Ende 2015 für sein PET-Recyclingprojekt seiner Firma Repatrn hierher. Obwohl wir uns damals erst neun Monate kannten, bin ich kurz entschlossen mit. Ich folgte dem Ruf meines Herzens, ohne zu wissen, was mich in Ghana erwarten und wie mir Westafrika gefallen würde. Geschweige denn, ob ich jemals meinen Weg in dieser fremden Kultur finden könnte. Heute leben wir in einem renovierten Haus aus den Siebzigerjahren, das einem Bekannten gehört. Davor war die Wohnung 14 Jahre lang unbewohnt. Nach zwei Monaten Arbeit – wir durften selbst mitgestalten – war sie wieder instand gesetzt. Das Haus liegt in einem ursprünglichen Quartier etwas ausserhalb des Zentrums von Accra.

Was bedeutet Ihnen Ihr Zuhause?
Das Zuhause ist für mich Ruhe-, Kraft- und Zufluchtsort. Dort tanke ich Energie auf, meditiere, arbeite, kann kreativ und ganz ich selbst sein. In Ghana bietet es zudem ein Stück Heimat, da wir ziemlich europäisch wohnen und einen Teil unserer Möbel aus Zürich mitgenommen haben.

Was machen Sie als Erstes, wenn Sie abends nachhause kommen?
Ich setze mich auf unsere rote Bank auf dem Balkon und schaue, wie die Sonne untergeht. Das ist das ganze Jahr über bereits gegen 18 Uhr, da Ghana sehr nahe am Äquator liegt.

Wie ist Ihr Leben hier, verglichen mit dem in der Schweiz?
Alles ist komplett anders. Wenn ich in der Schweiz bin, habe ich einen sehr vollen Terminkalender und versuche, in kurzer Zeit möglichst viel Arbeit zu erledigen. Dazu kommen die sozialen Kontakte; Freunde und Familie, die ich in dieser Zeit gern sehen möchte. In Ghana dagegen stehe ich jeden Morgen um sechs Uhr mit der Sonne auf und kann meinen Tag völlig frei gestalten, habe wenige Termine und sehr viel Zeit für mich selbst. Ich geniesse diese Freiheit. Zudem bin ich in Ghana eine Exotin, die besonders nett behandelt wird. Die Leute sind hier offen und lachen viel. Die Grundstimmung im Land ist friedlich und fröhlich, auch wenn viele Menschen sehr wenig haben. Das inspiriert mich für mein eigenes Leben.

Hat sich Ihr Einrichtungsstil in Ghana verändert?
Mir gefallen zunehmend Farben, und ich mag handgefertigte Gegenstände. Diese dürfen gern etwas «ethno» wirken, davor hatte ich früher den Graus. Heute finde ich es schön, einen Ashanti-Stuhl als Symbol der ghanaischen Kultur in meiner Wohnung zu haben. Diesen habe ich von einem befreundeten Kunsthändler geschenkt bekommen. Die äussere Umgebung spiegelt sich vermehrt im Inneren der Wohnung wider.

Was vermissen Sie hier am meisten?
Eine warme Daunendecke zum Schlafen. Hier ist es so warm, dass man höchstens ein Leintuch braucht. Es geht aber nichts über das wohlige Gefühl, unter einer Daunenbettdecke zu liegen.

Was inspiriert Sie?
Die Herzlichkeit der Menschen hier. Sie zeigen mir täglich, was wirklich wichtig ist, welche Werte ich in mein Leben integrieren möchte. Visuell sind es die vielen Farben und Muster, die in den unterschiedlichsten Varianten kombiniert werden, die alten kolonialen Häuser, die zerfallenen Hausfassaden, das Kunsthandwerk, die Schuluniformen der Kinder, die exotischen Pflanzen, die Architektur, so vieles; an jeder Ecke gibt es etwas Neues zu entdecken. Zudem inspiriert es mich, dass aus fast nichts etwas gemacht werden kann. Alles wird wiederverwertet und findet eine neue Verwendung. Darin liegt eine grosse Kreativität.

Ihr Wohnstil in drei Worten:
Leicht, hell, einfach.

Worauf achten Sie besonders beim Einrichten?
Ich richte sehr intuitiv ein, gehe nicht nach Plan vor. Die Dinge finden mich: Ich sehe beispielsweise etwas am Strassenrand wie unsere geflochtenen Stühle, lasse etwas bei einem lokalen Schreiner herstellen wie die Kleiderstange, deren Vorlage ich im Internet entdeckt habe, oder erblicke sie bei meinen Streifzügen durch Accra wie die typisch ghanaischen Holzbänke. Am Ende passt immer alles irgendwie zusammen.

Was würde Ihnen nie ins Haus kommen?
Plastikstühle. Die findet man in fast jedem ghanaischen Haushalt. Ich bevorzuge aber ganz klar Holz.

Ihr grösster Glücksgriff?
Die Monstera von der Strasse. Sie wächst und wächst und wächst.

Drei persönliche Einrichtungstipps:
1. Weniger ist mehr: Simple Formen und hochwertige, natürliche Materialien wählen.
2. Stillleben kreieren: Gruppierungen von Bildern, persönlichen Gegenständen, Blumen und Büchern – hübsch angeordnet – geben einen persönlichen Touch und inspirieren täglich.
3. Beseelte Gegenstände: Solche, die mit Sorgfalt und Hingabe hergestellt wurden, bereiten viel Freude.

Wovon träumen Sie immer noch?
Von einer Hängematte auf dem Balkon.

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1.

So viel Inspiration direkt vor der Haustür: Die Wohnung liegt im sehr belebten Quartier Odokor

2.

«Die Leute sind offen. Zudem bin ich in Ghana eine Exotin, die besonders nett behandelt wird»

3.

Beseelte Gegenstände: Das Interieur ist ein Mix aus europäischen Möbeln und afrikanischen Stücken wie etwa dem geflochtenen Stuhl

4.

Ihr Ritual: Abends auf der Bank den Sonnenuntergang betrachten

5.

«Ich richte sehr intuitiv ein, gehe nicht nach Plan vor. Am Ende passt immer alles zusammen»

6.

Leicht, hell, einfach: Von der Küche…

7.

…bis ins Schlafzimmer zieht sich der Wohnstil durch

8.

Aus Liebe zu ihrem Partner Jeff ist Kathrin Eckhardt nach Ghana gezogen.

9.

Traditionelles Handwerk mit zeitlosem Design: Die Kleiderstange für Kathrin Eckhardts Mode wurde von einem lokalen Schreiner gefertigt

10.

Sonnenaufgang: Der Ausblick aus dem Schlafzimmer