Wau-Faktor: Die Mode ist im Hundefieber
- Text: Leandra Nef
- Bild: Mytheresa
Unsere Vierbeiner haben uns mit ihrer Gesellschaft in den Lockdowns zumindest ein bisschen Trost gespendet. Kein Wunder, ist die Mode im Hundefieber.
Was macht ein Koffer-Hersteller, wenn die ganze Welt zuhause bleibt, anstatt mit dem Billigflieger in die Südsee zu jetten? Er lanciert eine Taschenkollektion für den Kurztrip in die heimischen Berge und Sonnenbrillen – so geschehen bei Rimowa. Und was macht ein Highfashion-Label, um nicht vor die Hunde zu gehen, wenn das Who is Who nur noch vom Sofa bis zum Park flaniert anstatt über den roten Teppich? Es designt Loungewear. Und Interior. Damals zumindest, 2020. 2021 weitet es sein Sortiment auf jene Geschöpfe aus, die uns die Lockdowns mit ihrer Gesellschaft zumindest ein wenig versüsst haben: die Vierbeiner.
In Spanien konnte Frauchen mit Hund an der Leine gar die rigide Ausgangssperre umgehen. Entsprechend mehr Tiere wurden verkauft, in Spanien genau wie in der Schweiz. Wenn sein Wert so steigt, warum vergolden wir den Hund dann nicht gleich?
Leinen mit Mini-Pouch, Puffer Coats und Rucksäckli
Prada jedenfalls lancierte jüngst Lifestyle-Accessoires für den Woman’s Best Friend: Leinen mit Mini-Pouch, Puffer Coats mit Kapuze und Rucksäckli. Damit Fiffi sein Leckerli selbst zum Park tragen kann. Oder uns eines hoffentlich nicht allzu fernen Tages in die Ferien begleitet. Schliesslich haben wir uns im Homeoffice so sehr an ihn gewöhnt, dass wir ihn ungern ins Tierheim geben, wenn wir das nächste Mal verreisen. Das hat – betreffend Pandemieende wohl etwas optimistischer als Rimowa – auch Fendi erkannt und präsentiert eine Reiselinie, dank der ihr «euer Haustier stilvoll transportiert». Mit obligatem Halsband, Tragetasche und einem Nylonmantel, damit der Hund auch bei Regen nicht wie ein begossener Pudel dasteht.
Ähnlich antizyklisch denken die Hard-Rock-Hotels: Sie richten sich mit Leckereien, Spielzeug und eigener Haustier-Spotify-Playliste neu auch an die «vierbeinigen Rockstars». Der Hund dürfte sich freuen, über die Leckerli zumindest. Und berichtet dank eigenem Hunde-Instagram-Account vermutlich schon bald vom famosen Leben als Rucksacktourist. Oder Luxusreisender. Vielleicht sollte Rimowa über eine Hundekofferkollektion nachdenken.
Natürlich lieben wir Hundebesitzerinnen es, wenn wir den Hunden ein schönes Halsband oder Gstältli anziehen können. (Eine gut aussehende aber praktische und bezahlbare Outdoor-Kollektion für die Besitzerinnen wäre garantiert erfolgreich).
Aber ehrlich gesagt finde ich diesen Beitrag schon recht gruuusig. Denn der “Fiffi”, der uns den “Lockdown” versüsst, ist ein lebendes Wesen und kein Mode-Accessoire. Und leider wird er früher oder später all zu oft von jenen, die sich anstatt um dessen Erziehung und Wohlergehen eher um Mänteli und Täschli für ihn kümmern, wieder ins Tierheim abgeschoben oder “wegen sich ändernden Verhältnissen” (wie z.B. Covid-Ende) “verschenkt”.
Wer hätte denn gedacht, dass der liebe Fiffi 10 – 15 Jahre alt werden kann und jeden Tag (auch bei Sturm und Regen) raus muss…