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Warum ich mir diesen Sommer Clogs kaufe

Fashion

Warum ich mir diesen Sommer Clogs kaufe

Der It-Schuh der Stunde ist ausgerechnet ein Holzpantoffel. Was das mit der Pandemie zu tun hat und warum unsere Stv. Chefredaktorin Kerstin Hasse trotz aller Skepsis überlegt, zuzugreifen.

Rückblickend hätte ich wohl auf unsere Modechefin Nathalie De Geyter hören sollen. Als wir vor über einem Jahr – es lag noch Schnee, Corona war nur ein unschuldiges Bier – zusammen durch das Trendviertel Södermalm in Stockholm spazierten, blieben wir an der Boutique des Labels Swedish Hasbeens hängen. Im Schaufenster standen sie ausgestellt, wie kleine, hölzerne Bonbons: Clogs. Diese klobigen Holzsandalen, die einen irgendwie an holländische Käseproduzenten denken lassen.

Hasbeens hat schon vor über zehn Jahren den Holzschuh neu inszeniert, seither gilt der Brand als Übermutter des Clogs. Ich schlüpfte mit meinen blassen, nicht gepedikürten Füssen (es war Januar) in die Schuhe und war sofort überrascht, wie hip sie aussahen und wie bequem sie sich anfühlten. Nathalie hatte mich fast dazu gebracht, zuzugreifen, aber dann überkam mich eine Unsicherheit: Clogs, die sind doch so laut, so hölzern – und auch einfach so überhaupt nicht chic, oder? Ich stellte den Schuh zurück an seinen Platz.

Glänzt nicht durch Eleganz

Ich kann mich an die Zoccoli meiner Kindheit erinnern. An das Klackern der Schuhe von italienischen Nonnas auf dem dunklen Steinboden der Toskana, an die braunen Ledermodelle mit kleinen, silbern glänzenden Nieten auf dem Mercato. In meinen Teenager-Jahren klaute ich vorübergehend ein Paar alte Zoccoli meiner Mutter, sie hatten einen zarten Lilaton und ich fand es total cool, wie sie zu meiner bestickten 70s-Bluse passten. Für einen Sommer lang war «freedom just another word for nothing else to lose». Dann wurde es Herbst und die Zoccoli verschwanden – und bis zu dem Moment in Södermalm sah ich mich nicht mehr in der Versuchung, mich aufs Clog-Parkett zu wagen.

Das hat verschiedene Gründe: Eigentlich ist so ein Clog mittelpraktisch für den Sommer. Man schwitzt darin – und Schweiss auf Holz führt unweigerlich zu einem Rumrutschen. Die Schuhe sind also nicht für Sprints aufs Tram gedacht.

Der Schuh glänzt ausserdem nicht unbedingt durch Eleganz. Er ist grob. In einem Clog tänzelt man nicht, man stolziert auch nicht, man stapft – und das alles andere als lautlos. Das ist okay, aber es ist nicht unbedingt das, was man von einem Schuh, für den man mehrere Hundert Franken hinblättert, erwartet. Der Erfolg jedes grossen Highheel-Brands basiert schliesslich auf dem Gefühl, sich mit jedem Schritt in einem gutsitzenden Heel in eine andere, fast schon träumerische Sphäre zu begeben. Carrie Bradshaw hat sich keinen Namen gemacht durch ihre Liebe für Birkenstocks, richtig?

Clogs? Clogs!

Wie also mauserte sich dieser Holzschuh zum Trendpiece der Stunde, den alle tragen – von Alexa Chung über Chloë Sevigny bis Leandra Medine (mit Socken natürlich)? Mein persönlicher turning point war nicht in Södermalm – sondern in Paris. Bei Hermès. Das Modehaus inszenierte letzten September die Clogs auf eine so unangestrengte, elegante Art und Weise. Plötzlich fiel es einem wie Schuppen von den Augen. Clogs? Clogs!

Denn natürlich brauchen wir in diesen turbulenten Zeiten einen Schuh, der uns Halt gibt. Wir wollen im Moment gar nicht stöckeln, wir wollen schreiten. Zurück zum Ursprung also – und dann vorwärts in eine hoffentlich hoffnungsvollere Zukunft.

Die Clogs haben eine lange Geschichte. Schon im Mittelalter trugen Landarbeiter die Holzschuhe, um ihre Füsse bei der anstrengenden und mitunter gefährlichen Arbeit zu schützen. In den 1920er wurden die offenen Clogs Trend, als perfektes Sommer-Accessoire der Elite, später, in den 70ern wurde der Schuh vor allem in Skandinavien gross, was auch erklärt, warum es gleich mehrere skandinavische Clog-Labels gibt. Bis heute wird er ausserdem als Arbeitsschuh in der Gastronomie oder in Spitälern getragen (nicht mehr in klassischer Holzform, sondern meist in Form von Crocs – nein, das ist nicht das Gleiche, nein, die sind hier nicht mitgemeint und nein, sie sind noch immer nicht chic.)

Es ist unwahrscheinlich, dass irgendjemand heute Landarbeit in Hermès-Clogs erledigt, aber wenn wir nach diesem Jahr etwas brauchen, dann ist es doch ein Schuh, der uns die nötige Bodenständigkeit verleiht, um diese stürmischen Zeiten zu überstehen. Models, Influencer und zahlreiche It-Brands beweisen, dass das nicht nach Landliebe aussehen muss, ganz im Gegenteil: Nie war Bodenständigkeit so elegant. Ich hab schon diverse Clog-Looks auf Instagram abgespeichert. Die Frauen, die sie tragen, verbindet eine gewisse Lässigkeit – und was ist ein besseres Sommeraccessoire als Coolness?

Fashion-Verdrängung in Zeiten von Corona

Vielleicht ist es gut, dass ich damals in Stockholm noch nicht zugegriffen habe. Klar, ich wäre der Zeit voraus gewesen, aber dieser Triumph hätte sich im letzten Sommer noch nicht als solcher angefühlt. Vor einem Jahr war ich noch nicht bereit für diese Art von fashionable Relaxtheit. Trotz Pandemie und aller Unsicherheit schlüpfte ich tapfer in meine strappy Sandaletten und versuchte so zu tun, als wäre nix. Fashion-Verdrängung, nennt sich das wohl. Dann kam der Herbst, die zweite und dann die dritte Welle und mit ihnen Homewear, die ich gegen meine Jeans eintauschte, bequeme Strickkleider und halterlose Strümpfe, dich ich gegen meine Strumpfhosen ersetzte – und jetzt also Clogs statt Heels.

Bunte Clogs von Sanita, ab 70 Franken bei Zalando

Daria Clog von No. 6 Store, ab 260 Franken

Clogs Ellin von Bally, ab 530 Franken

Clogs mit Christall-Verzierung von Roger Vivier, ab 975 Franken bei Matchesfashion

Scholl Pantoletten Pescura, ab 110 Franken bei Breuninger

Dakota Clog in Natural Vachetta Leather von Rachel Comey, ab 475 Franken

Riemchen-Clogs ab 189 Franken bei Zara

Pinhao Woven Lambskin Clogs von Mari Giudicelli, ab 640 Franken

Paula Clogs von Nicole Saldaña in Pink, ab 213 Franken bei Farfetch

Ich denke, ich bin bereit. Ja, glaube sogar, ich brauche diese Schuhe unbedingt. Wie konnte ich das je anders sehen? Das Modell meiner Begierde habe ich bereits entdeckt. Nicht von Hasbeens, sondern von Miista. Vorn offen mit einer leicht quadratischen Spitze. Oder aber doch die klassischere Variante mit Riemchen von Ancient Greek Sandals? Ich sehe schon, wie ich damit durch den Sommer stapfe. Entschlossen. Aber total entspannt.

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erika

hatte vor ca.45 jahren ein pfingst-rendez-vous mit meinem nachmaligen gatten. wusste aber nicht, dass er mich auf eine längere wanderung über stock und stein mitnehmen wollte. die dmals auch schon modischen clogs waren ganz und gar nicht das richtige teil zu diesem anlass. ergebnis: blasen und tapfer geschluckte tränen.

Patricia

Clogs? Die Schwedenzoggle trugen in meinem Jahrgang ganze Schulklassen (ich bin 60). Die Mädchen weisse, die Jungs braune oder schwarze. Natürlich bluttfuss und die Kuststoffsohle wurde abgelaufen bis man sogar das Holz ablief….sicher erinnern sich noch andere meines Jahrgangs daran, es war so ein Trend, man trug nichts mehr anderes.

ChrisTa

Ich bin 1978 damit, also mit weissen Clogs den Mt. BATUR auf Bali bestiegen….hab alles prima gemeistert…..trage sie noch heute, natürlich neu besohlt……underbar….

Kerstin Hasse

Dann warst du der Zeit also schon Meilenweit voraus! 😉 liebe Grüsse, Kerstin