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Von den Shows in die Shops

Von den Shows in die Shops

  • Fotos: Oskar Cecere, Imaxtree.com

Welche Catwalk-Kreationen werden wir in den Läden finden? annabelle fragte sieben professionelle Einkäufer.


“Mix and Match”

Riccardo Grassi, Studio Zeta Milano, Mailand

Riccardo Grassi, welches sind die wichtigsten Basics diese Saison?
Die sogenannten New Basics: lange T-Shirts, zarte Tuniken und Hemden mit einfachen Linien und Schnitten, Boyfriendjacken und weite Jacken, gepaart mit Hosen für einen androgynen, minimalistischen Look. Aber auch weite Hosen mit Schlag, Shorts und Röcke mit hoher Taille im Siebziger-Look.

Was haben Sie für Frühling/Sommer 2011 eingekauft?
Ich habe mich in Richtung der japanischen Designer orientiert: Sportjacken und Hemden der Männerkollektion von White Mountaineering und Hosen von Nonyme. Aber auch Schuhe von Raparo, Taschen von Salvation Nation, weil sie mit Recyclingmaterialien produziert sind.

Welche Trends sind am auffälligsten?
Die leuchtenden Farben. Überhaupt ist in der Mode eine optimistische Note spürbar, die Zeichen stehen Richtung Aufschwung.

Woran erkennen Sie das?
An den weichen, langen Silhouetten mit einer bemerkenswerten Veränderung bei den Kleiderlängen, vor allem bei den Röcken, welche die Knöchel umspielen. Wir kehren zurück zu einem neuen minimalistischen Look, der starke Farben vereint und mit einfachen Silhouetten betont. Auch für Drucke wird es eine starke Saison sein – mit unerwarteten Kombinationen, Streifen, zarten Blumen- und botanischen Motiven oder abstrakten Malereien. Bei der Wahl der Outfits ist Mix and Match angesagt: Man kombiniert Key Pieces mit einfachen Basisstücken, Sportswear und klassischen Silhouetten. Der «totale Look» ist Vergangenheit.


“Carven ist hot”

Simone Heift, Departmentstore Quartier 206, Berlin


Simone Heift, welche Labels haben Sie neu eingekauft?

Olivier Theyskens coole, zeitgemässe Kollektion für Theory und die Kreationen von Kauffmann Franco, einem New Yorker Designerduo, bekannt für elegante Outfits. Aber auch Calvin Klein, der wieder eine sehr moderne, minimalistische Kollektion zeigt, die absolut dem Zeitgeist entspricht. Richtig hot ist zudem Carven, ein junges Label aus Paris, das wir nun auch führen.

Welchen Trend sehen Sie bei den Accessoires?
Ich setze stark auf die neue Taschenkollektion von Victoria Beckham und die edlen Brillen und Sonnenbrillen von Ralph Vaessen.

“Die Asiaten sind spannend”

Patricia Olivary, Grieder, Zürich

Patricia Olivary, besuchen Sie die Shows, um sich über die Kollektionen zu informieren?
Man kann nicht alle Shows besuchen, aber meistens gehe ich an die von Gucci, D&G, Lanvin und Burberry Prorsum. Die Informationen hole ich mir mehr in den Showrooms der einzelnen Marken, in Multibrand-Showrooms, durch Gespräche mit Fachleuten, in Magazinen oder auch auf der Strasse.

Welche Designer beobachten Sie gerade ganz genau?
Francesco Scognamiglio. Er zeigte eine sehr raffinierte Kollektion. Und besonders die asiatischen Designer in New York wie Jason Wu, Phillip Lim und Alexander Wang.


Welche neuen Labels haben Sie für den Frühling eingekauft?

Burberry Prorsum, Balmain, Pinko, IRO und mehrere kleinere Marken.

“Die Siebziger sind wieder da”

Susanne Botschen, Mytheresa.com, München

Susanne Botschen, wie erkennen Sie, dass ein Designer gross rauskommen könnte?
Das ist keine Wissenschaft. Es geht um die Fähigkeit, das gewisse Etwas an einer Person herauszuspüren oder dieses eine Stück kreativer Genialität in einer Kollektion zu finden.


Welche Labels haben Sie für Frühling/Sommer eingekauft?

Gucci. Und wir sind Teil des Launchs des neuen Jil-Sander-Navy-Labels. Auch Etro, ein Label, das für seinen klassischen Stil und wunderschöne Prints bekannt ist, und Emilio Pucci sind neu dabei.

Welches sind die wichtigsten Frühlingstrends?
Leuchtende Neonfarben, Weiss und Pastell. Die Siebziger sind zurück, mit Schlaghosen und Satchels aus Veloursleder. Röcke sind jetzt auf mittlere oder gar Maxilänge geschnitten, die Hosen lang und schmal, mit Schlag oder an den Knöcheln abgeschnitten.


Welche Kleider und Accessoires werden wichtig sein?

Die Marc-Jacobs-Glitzer-Wedges, das weisse Shirtkleid von Dries van Noten, J-Brand-Jeans mit Schlag, die Miu-Miu-Neon-Pumps und die Balenciaga-Classic-City-Tote in Veloursleder. Bei den Accessoires setzen wir auf Minibags. Die sind praktisch für den Tag und grossartige Partybegleiter für den Abend.


“Blau ist das neue Schwarz”

Sarah Studer, Nouvelle Boutique Weinberg, Zürich

Sarah Studer, bei Weinberg gabs offensichtlich einen modischen Kurswechsel …
Ja, Mitinhaber Ben Weinberg wollte eine neue Richtung einschlagen und junge aufkommende Designer anbieten, wie etwa Issa London.


Was haben Sie für Frühling/Sommer 2011 eingekauft?

Maria Grachvogels Kleider aus Seidencrêpe. Aber auch Labels wie Liebig und die Kaschmirkollektion von Friendly Hunting. Bei den Accessoires habe ich mich für Mulberry und für die Schuhlinie der Zürcher Geschwister Lele Pyp entschieden.

Welche Farben und Materialien herrschen vor?
Blau ist das neue Schwarz! Aber auch Leder, von weichem, hellem Velours bis zu Nappaleder, ist diesen Frühling nicht wegzudenken.


Und wer ist das vielversprechendste Designtalent der Zukunft?

Der kanadische Designer Erdem. Er entwirft den Stoff und dann erst das Kleid. Die Stoffe sind oft sehr wild, mit floralen oder abstrakten Prints. Er liebt wilde Farbmixe, die er dann mit sehr schlichten Kleidern und Schnitten verbindet.

“Zurück zu Wurzeln”

Leonardo Girombelli, Thecorner.com, Mailand

Leonardo Girombelli, wovon müssen wir uns modetechnisch verabschieden?
Von Leggins, Achtzigerjahre-Schultern, Sexiness und formaler Garderobe. Die Attitüde wird diese Saison bodenständiger, im Sinne eines Bohemian. Auffällig ist, dass viele Labels sich zurück zu ihren Wurzeln begeben haben.


In welche Designtalente setzen Sie grosse Hoffnungen?

In unserem Online-Miniladen zeigen wir die Frühling/Sommer-Kollektionen von sechs ausgewählten Talenten: Todd Lynn, Mary Katrantzou, Christopher Raeburn, Michael Lewis, David Koma und Michael van der Ham.

Womit kann ein Designer Sie als Einkäufer überzeugen?
Mit Weitsicht, Strategie und kreativer Stärke. Ein Jungdesigner braucht eine wiedererkennbare, einzigartige Vision, wie seine Produkte aussehen, wie sie vertrieben und präsentiert werden sollen.


Was ist Ihr persönlicher Favorit für den Frühling?

Für Frauen die Jacken von Haider Ackermann, Ann Demeulemeesters weisse Lederjacke und die lange Strickjacke mit Metallprints von Gareth Pugh. Für Männer Neil-Barrett-T-Shirts, Umit Benans Jodhpurhosen und die Stonewashed-Jeans von Dries van Noten. Vor allem aber freue ich mich auf unsere kommende Zusammenarbeit mit Acne und Kitsuné.

“Kniesocken werden wichtig”

Stéphanie Cohen, Merci, Paris

Stéphanie Cohen, was wird im Frühling und Sommer bei Ihnen im Laden hängen?
Ein Bustierkleid aus Leder von Forte Forte, die Hose aus Reptilleder von Roseanna, ein Spitzenkleid von Heimstone und die Bijoux-Jacke von Isabel Marant.


Für welche Accessoires haben Sie sich entschieden?

Für die Tasche LT 180, kleine Lederaccessoires von Isaac Reina, die Zehensandalen Golden Goose von K. Jacques, die Hüte von Lola Hats, Socken von Maria La Rosa. Beim Schmuck setze ich auf Lara Melchior, Valentine Tags, Henriette H und Ombre Claire.

Was bringt die neue Saison?
Spitze wird wilder, Kniesocken etablieren sich als Kleidungselement, das Nebeneinander von Rot und Orange ist wichtig, und die Fünfzigerjahre-Hose bringt den Knöchel zum Vorschein.


Welche der bereits in Ihrem Sortiment vorhandenen Kollektionen sind nach wie vor aussergewöhnlich?

Die Kollektionen von Isabel Marant bleiben für mich ein absolutes Must.

Von welcher Modestadt lassen Sie sich inspirieren?
Das kann ich so nicht sagen. Ich habe Referenz-Orte: Colette in Paris, den Dover Street Market in London oder Opening Ceremony in New York. Und meine persönliche Referenz ist die Auswahl von Marie Gas in ihren Boutiquen in New York.