Werbung
Urban Knitting: Gestrickt und zugenäht

Stil

Urban Knitting: Gestrickt und zugenäht

  • Text: Andrea Monica Hug

Ganz schön kuschelig: In den Winter Kollektionen findet man dieses Jahr allerhand Strickwaren. Passend dazu entwarf Calida mit der Strick-Designerin Anne-Catherine Lüke zwei Strickanleitungen zum selber lismen: Ein Bezug für eine Bettflasche und Stulpen. Wir haben ein wenig über das Thema Stricken nachgeforscht.

Cocooning ist der Trend in diesem Winter. Frei übersetzt bedeutet das «im Kokon schlummern». Und wobei der Kokon der Schmetterlingsraupe aus der Flüssigkeit ihrer Spinndrüsen besteht, verwendet der Mensch dazu am liebsten Seide, Wolle, Baumwolle oder Viskose.

Das Grundprinzip des Strickens ist einfach: Ein einzelner Faden wird so mit sich selbst verschlungen, dass eine Fläche oder Röhre entsteht – die sich im Handumdrehen wieder aufdröseln lässt. Und weil Stricken nicht nur kinderleicht ist, sondern auch noch entspannt, hat sich die Handarbeit auch bei den Designern flugs etabliert. Und auch die Kunstszene hat das Stricken für sich entdeckt. Beim sogenannten Urban Knitting stricken Striguerilla-Aktivisten Gegenstände wie Skulpturen, Bäume oder Regenrinnen bunt ein und bringen so Farbe in den grauen Stadtalltag. Die Texanerin Magda Sayeg und ihr Strick-Kollektiv KnittaPlease gelten als Erfinder des Urban Knittings. Schon 2005 schmückten sie Telefonzellen mit Strickmustern, um dem tristen öffentlichen Raum etwas Wärme zurückzugeben. Heute hat Magda ihr Hobby zum Beruf gemacht und arbeitete schon an Projekten mit Absolut Vodka, Mini Cooper und Smart. Die Künstlerin Jessie Hemmons aus den USA, die ebenfalls strickt, beschreibt das Urban Knitting so: «Street Art und Graffiti ist eine Szene die von Männern dominiert wird. Urban Knitting ist viel weiblicher. Es ist wie Graffiti mit Oma-Pullis.» Die Protestform und Kunstart benutzt diese Kunst des Strickens – diese mütterliche Geste des Einhüllens von etwas Kaltem in etwas Wärmendes – und übersetzt es in die urbane Welt aus kaltem Stahl.

Eine Mischung aus Langeweile und Prüderie hat bereits schon zu Queen Victorias Zeiten im 19. Jahrhundert besondere Kreationen von Strickkunst hervorgebracht. Nicht nur Körperteile wurden mit Gestricktem verhüllt, sondern auch die halbe Wohnungseinrichtung – von Flaschen und Krügen über Lampenfüsse bis hin zu Stuhlbeinen.

Doch nicht nur Calida ruft zum Selberstricken auf – auch Manor hat im Sinne des «Urban Knitting»-Trends unlängst zu einer Guerllia-Aktion aufgerufen.