Unter Schweizer Palmen: B&B Casa Locarno in Locarno-Monti TI
- Redaktion: Frank Heer; Fotos: Ornella Cacace
annabelle-Redaktorin Helene Aecherli möchte dem Winter und seinen Skiliften manchmal einfach den Rücken kehren. Im B&B Casa in Locarno-Monti fand sie einen Südbalkon mit Aussicht auf die Berge und den Lago Maggiore.
Manchmal will man dem Winter einfach den Rücken kehren, keine Skilifte sehen, mit den Konventionen brechen. Man will Palmen und trotzdem Cheminéefeuer, nicht mehr als drei Stunden Zug fahren und trotzdem Papageien kreischen hören – und ja, auch einen Hauch von Schnee spüren, aber im wohligen Wissen darum, dass er nicht lange liegen bleibt, dass ihn die Sonne dahinschmelzen lässt, während man in Decken gewickelt auf der Terrasse sitzt. Und es gibt einen Ort, der all diese Wünsche erfüllt. Genauer gesagt, es ist ein Haus, die «Casa Locarno». Sie steht in Locarno-Monti, 400 Meter über dem Lago Maggiore. Einst war die 1923 erbaute Villa ein Winterkurhaus, die Hotel-Pension Aeberli. Seit 2003 ist sie im Besitz von Eva und Markus Erny, die hier mit ihren fünf Töchtern ein Zuhause gefunden haben und vier Zimmer als Bed & Breakfast führen, das auch ein Hort gelebter Geschichten ist.
Fünf Jahre hat die Familie zuvor in Bolivien verbracht – der Theologe Markus Erny hatte dort einen Lehrauftrag –, davon zeugen südamerikanische Karnevalsmasken im Parterre und die beiden Spanisch sprechenden Papageien in der grossen Voliere.
Jedes Gästezimmer eröffnet seinen Bewohnern ein neues Universum, das sich über einen Südbalkon mit der Aussicht auf die Berge und den Lago Maggiore ausweitet. Eva Erny hat Betten, Boudoirtischchen, Lampen und Sessel aus Brockenhäusern, alten Schlössern und Villen zusammengesammelt, die Wände in akribischer Arbeit mit floralen Ornamenten verziert, einer Form von Art décoratif.
Herzstück aber ist der Salon, das Wohnzimmer der Familie, das neu auch den Gästen des B&B offensteht. Eine Harfe erinnert an die Hauskonzerte, die hier einstmals stattfanden, die Skizzen auf der Staffelei erzählen von der Gothic Novel, die Eva Erny gerade illustriert. Hierher zieht man sich zurück, wenn es auf der Terrasse trotz der Decken zu kalt geworden ist, und muss sich bei einem Stück frisch gebackenem Marronikuchen eingestehen, dass man eigentlich kaum mehr Lust verspürt, das Haus zu verlassen. Denn auch wenn Locarno-Monti einiges zu bieten hat (die Wallfahrtskirche Madonna del Sasso und die Seilbahnstation Cardada befinden sich quasi um die Ecke), so kann die «Casa Locarno» gut und gern alleiniges Ziel der Reise sein.
– Via Giuseppe Zoppi 1, Locarno-Monti, Tel. 091 751 51 45, www.casa-locarno.ch, DZ mit Frühstück ab 140 Franken
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Winterferien im Grünen: Terrasse der «Casa Locarno» mit Blick auf den Park
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