
Unsere besten Reisetipps für Mallorca – mit Linda Leitner
Wo müsst ihr essen und schlafen, welche Buchten sind atemberaubend und welche Touri-Fallen könnt ihr euch sparen (Spoiler: Ballermann)? In unserer Rubrik "Travel Notes" geben wir euch Tipps für eure nächste Reise. Heute: nach Mallorca mit Lifestyle Editor Linda Leitner.
- Von: Linda Leitner
- Bild: Unsplash
Eine unbeliebte Meinung, aber …:
Wer behauptet (singt oder grölt), Malle sei nur einmal im Jahr, hat nie gelernt, zu träumen.
Der Vibe der Insel:
Deutsch, okay, das stimmt. Aber je weiter man sich vom saufenden Süden entfernt, desto besser wird's, ich schwöre. Dann rascheln keine XXL-Strohhalme mehr in leeren Eimern – dann gurgelt das türkise Meer in den Buchten, dann sind die Küsten schroff, die Berge hoch, und der Oleander kreischt unverschämt pink an den alten Steinmauern pittoresker Dörfer.
Passender Soundtrack:
«Ich find dich obergeil in deinem Oberteil» von Marc Eggers. Wer mit Ironie und dramatischen Netflix-Referenzen nix anfangen kann oder will, hört Inselradio. Hier dudeln neben Hits auch Infos zu Wetter, Verkehr und den schönsten Wochenmärkten aus den Lautsprechern. Zudem erfährt man, was (einem) aktuell so blüht.
Unbedingt einpacken:
Den Führerschein. Und zwischen Palmen und Olivenbäumen selig über La Isla Bonita cruisen. Mallorca ist klein, innerhalb von zwei Stunden hat man sie einmal durchquert. Drum dringend verschiedene Orte, Strände und Unterkünfte abklappern.
Kann man sich sparen:
Lärmende Hotelburgen am Beach. Besser zum Beispiel: vom Flughafen in Palma ins Bergdorf Valldemossa im Nordwesten der Insel kurven und dort von den rustikalen Zimmern des Hotels Cas Papa (DZ ab ca. 130 Fr.) in die Berge des Tramuntana-Gebirges schauen. Zum Frühstück sitzt man optional auf dem kleinsten, aber süssesten Balkon der Welt.
Freund:innen des gepflegten Hypes steigen im Insta-Dream Hotel Corazon (DZ ab ca. 360 Fr.) zwischen Deià und Sóller ab. Wer Design liebt, bucht sich im Architektur-Masterpiece Neuendorf House (Preis auf Anfrage), entworfen von John Pawson und Claudio Silvestrin, im Süden ein.
Fürs affordable mallorquinische Landlife empfiehlt sich das idyllische Agroturismo Gossalba in San Joan (DZ ab ca. 180 Fr.) das mit seinem kleinen, hübschen Pool perfekt mittig im Herzen der Insel sitzt. So lässt es sich easy in alle Ecken ausschwärmen. Was man nicht bekommt, ist das an der Schinkenstrasse so viel besungene Bett im Kornfeld, dafür aber Frühstück in der Blumenwiese.
Eine dezente Spur luxuriöser, aber ebenso ruhig und privat, ist das wunderschöne Resort The Lodge (DZ ab ca. 650 Fr.), das inmitten eines riesigen Naturschutzgebiets liegt. Eingebettet in Lavendel, gesäumt von Mandel- und Johannisbrotbäumen, lockt das luxuriöse Landhaus mit mediterran-minimalistischen Suiten und einem Infinity Pool, bei dessen Anblick sich die Augen wund schwärmen. The Lodge ist zudem ein geflüsterter Hot Tipp für alle, die eine Hochzeitslocation suchen ...
Das hat mich überrascht:
Dass ich als superwackliger und undehnbarer Mensch tatsächlich Lust auf ein Yoga-Retreat bekommen kann, wenn die Location stimmt. Vor Jahren verbrachte ich ein paar Nächte in der Finca Osa Major im Inselkern und fühlte mich zwischen knorrigen Büschen und Bäumen vom musealen Stil der niederländischen Hosts verzaubert, ja gar bekehrt. Zum Yoga Space steigt man vom durchästhetisierten Haupthaus ein paar Treppen empor und überblickt dann das gesamte Inland. Von der Dusche aus übrigens auch. Vielleicht hat mich auch das überzeugt – da kann man sich schliesslich ganz steif vom Idyll berieseln lassen.
Mein liebster Ort:
Die Terrasse des Hideaways Finca Serena (DZ ab ca. 330 Fr.), auf die man morgens bestens ausgeschlafen und verträumt zum Frühstück tapst. Eingebettet in die ländliche Region um Montuïri, wehen helle Leinenvorhänge im schwülen Wind, Holzmöbel von französischen Flohmärkten stehen herum, alles ist üppigst bewachsen, man sinkt stets selig seufzend in sich zusammen. Von der steinernen Veranda blickt man hinab auf die schier unendliche Schönheit Mallorcas und den glitzernden Pool, während einem das pochierte Ei vom spanischen Huhn unter die Nase geschoben wird. Wer's rechtzeitig aus dem Bett schafft, macht vorher Yoga im gläsernen Gewächshaus.
Bestes Souvenir:
Die Mini-Sangriaflaschen mit den Sombreros, die es am Flughafen gibt. Oder: eine güldene Bräune. Am besten holt man sich die in der Cala Deià im Nordwesten der Insel und steigt dort in die Felsen. Die Cala Banyalbufar an der Westküste liegt in einer absurd mit Säulen geschmückten Bucht und ist von steilen Klippen umgeben. Im Osten liebe ich die Caló des Borgit heiss und innig. Der Sand ist weiss, aber noch viel schöner sind die irre scharfen schwarzen Felsen. Im Süden warten süsse Fischerhäuschen in der Cala Llombards. Im Südosten sind Caló des Moro und Cala s'Almunia spektakulär wild. Wer eine verrückte Serpentinenfahrt verträgt, schlängelt sich zur Cala Sa Calobra im Nordwesten.
Mein schönstes Erlebnis:
Einst wanderten wir ohne Ahnung und ohne Wasser vom Bergdorf Valldemossa aus zur Caló de s’Estaca. Die sei nur zu Fuss zu erreichen, hiess es, und man käme am Haus des Schauspielers Michael Douglas vorbei. Wahnsinn! Bis auf den Mangel an Flüssigkeit war das eine ganz hervorragende Idee – neben der weissen Villa mit den spitzen Zinnen passierten wir nämlich eine durchaus interessierte Eselherde. Die Bucht im kleinen Fischerdörfchen ohne Elektrizität ist ähnlich bezaubernd.
Food, den ihr nicht auslassen dürft:
Man fragt sich ja, was man mehr will: Bei La Nouvelle Famille in Santanyí gibt's clever umkomponierte Bistrotklassiker, Naturwein und obercoolen Merch an Marmortischen.
Für frischen Fisch direkt am Meer und unter gelb-weiss gestreiften Schirmchen lockt die Bar Blau in Portocolom auf ihre rosa Stühle.
Zum Lunch sitzt man wohl nirgends schöner als im Restaurant Ca's Patro March in der Traumbucht Cala Deià. Im Dorf oben isst man im Restaurant Nama grossartig asiatisch und glotzt in die Berge, im winzigen Café De Moniö gibt's Kaffee und Vegi-Snacks, süsse Keramik und Vino. Ein mediterranes Fine-Dining-Degustationsmenü mit gewaltiger Aussicht schlemmt man im preisgekrönten El Olivo. Hoch über der Bucht von Canyamel bei Capdepera thront das Restaurant des Boutique-Hotels Can Simoneta auf den Klippen, serviert wird «mexiterrane» Küche – ein explosiver Mix aus den Geschmäckern der Insel und südamerikanischem Spice.
Das malerische kleine Restaurant Ca Na Toneta, das lediglich ein sechs-gängiges Degustationsmenü aus frischen Bio-Produkten serviert, liegt im bezaubernden Dorf Caimari, am Fusse der Tramuntana-Berge. Die Schwestern Maria und Teresa Solivellas möchten ihre Gäst:innen spüren lassen, wie Mallorca wirklich schmeckt – dank Produkten, die ausschliesslich auf der Insel beheimatet sind. Eigener Bio-Obst- und Gemüsegarten? Sí, claro.
Most romantic spot:
Nirgends ist die Golden Hour so schön wie im Restaurant Jacaranda: Der Sonnenuntergang taucht die grosszügige, palmengesäumte Terrasse in warmes Licht, das ganz langsam am unbewohnt scheinenden Horizont verschwindet. Das riesige Stück Land, das man überblickt, nutzt die Küche zum Grossteil für den Anbau eigener Produkte. Was auf der Karte landet, ist davon abhängig, was im Garten des Restaurants gerade spriesst.
Das bereue ich:
Noch nie einen Tisch bei Terragust bekommen zu haben. Terragust ist eine Kooperative verschiedener Bio-Landwirte in der Nähe von Manacor. Hier pflückt man Früchte, während man einen Spaziergang über die Plantagen macht, und ehe man sich versieht, sitzt man an einer Dinnertafel mitten auf dem Feld. Auch die kleine Farm Solu in Alaró im Nordwesten lädt in ihren zauberhaften Garten – zu Kochkursen, Wine Tastings aus eigenem Anbau oder Kino unter freiem Himmel.
Damit ich auch endlich mal mein platt gelegenes Strandtuch verlasse, nehme ich mir fürs nächste Mal vor, neben dummen Malle-Hits mal was Anständiges zu lernen. Zum Beispiel, wie man Scrunchies häkelt, traditionelle Körbe flicht, töpfert, Schmuck oder Floral Design macht. Bei Dada Days gibt es die kreativsten Workshops der Insel.
Wenn es auf der Sonneninsel mal regnet:
Dann eben Kultur und rein nach Palma. Das Museum Es Baluard zeigt über 500 Arbeiten moderner und zeitgenössischer Kunst – von Einheimischen und internationalen Künstlern mit Verbindung zur Insel.
Klein, aber nicht minder fein: die Stiftung Pilar y Joan Miró. Wie viele andere schätzte auch Joan Miró das unvergleichliche Licht Mallorcas. Seine enge Bindung zur Insel zeigt sich in der Sammlung von mehr als 100 Gemälden und Skulpturen. Selbst Schauspieler und Trash-TV-Ikone Wilson Gonzales Ochsenknecht postete kürzlich ein Bild von Mirós Atelier, das seit seinem Tod unverändert unaufgeräumt blieb.