Food
Taschentrick: 4 Teigtaschen-Rezepte aus aller Welt
- Text: Evelyne Emmisberger
- Bild: Soizic Chomel, DK Verlag
Von Italien bis Japan, von Ravioli bis Gyoza: Alle Welt liebt Teigtaschen. Auch für die Herstellung braucht es Liebe – und ziemlich viel Zeit.
Die einen mögen Teigtaschen wegen ihrer Füllung, die Hülle ist für sie nicht mehr als ein notwendiges Hindernis. Anderen kann man fast alles unterjubeln, so lang es in Teig verpackt ist. Und alle lieben sie die Vielfalt dieses universellen Soulfoods, das es in Strassenküchen und Gourmettempeln, als gut gehütete Familienrezepte und experimentelle Wundertütchen gibt. Fünfzig davon sind in diesem sympathischen Kochbuch rezeptiert.
Ob du dich an chinesischen Dumplings, deutschen Maultaschen, japanischen Gyoza, osteuropäischen Piroggen oder den klassischen italienischen Ravioli versuchst: Nimm dir Zeit. Und wappne dich mit Humor und Gelassenheit gegen die Pannen, die auf jedes Teigtaschen-Greenhorn warten.
Zum Beispiel: Ist der Teig zu feucht, tritt die Pastamaschine umgehend in Streik und muss aufwendig gereinigt werden. Nimmt man zu viel Füllung, reisst der Teig beim Formen oder platzt beim Kochen (sowieso: bitte nur köcheln!). Ein Menüplan B ist ebenfalls eine gute Idee, falls das Zeitmanagement etwas euphorisch war. Bis so ein Teig hergestellt, ausgewallt, gefüllt und geformt ist, vergeht locker ein Nachmittag.
Übung macht die Meisterin
Lächle trotzdem heiter, wenn deine Kreationen innert fünf Minuten verschlungen sind. Denn es hat eine ganz besondere Qualität, sich einen Nachmittag aus dem Alltag auszuklinken. Sich ganz in diese eine Sache zu vertiefen. Versprochen: Der Impuls, das unförmige Ding in der Hand in die Ecke pfeffern zu wollen, wird bald von entspannter Routine abgelöst und die Taschen gewinnen an Kontur.
Zu jedem der einfachen, aber feinen Rezepte servieren die Autoren übrigens passende Saucen und Dips plus praktische Step-by-Step-Anleitungen. Ich hatte viel Spass, und mein Tiefkühlfach ist nun voller toller Teigtaschen – die ich bei Gelegenheit als kulinarisches Ass aus dem Ärmel zaubern kann.
Bild: Soizic Chomel, DK Verlag
Gyoza mit Krabben und Mango
Für 4 Personen und 40 Stück
Teig
250 g Mehl
125 ml kochendes Wasser
1 Prise Salz Mayonnaise
1 Eigelb
1 TL Senf Sonnenblumenöl
1 TL Miso
1/2 Limette, Saft
Dill
Füllung
2 Tomaten
1 Mango
200 g Krabbenfleisch
1 TL Timut-Pfeffer
Olivenöl
So geht’s:
Für den Teig Mehl, Wasser und Salz mit einem Spatel vermischen, dann etwa 10 Minuten lang zu einem glatten, geschmeidigen Teig verkneten. Teig mit einem sauberen Geschirrtuch oder mit Frischhaltefolie abdecken und 30 bis 60 Minuten bei Zimmertemperatur ruhen lassen.
Mit dem (Stab-)Mixer eine Mayonnaise aus Eigelb, Senf und Öl herstellen. Miso, Limettensaft und Dill zugeben. Verrühren, etwa 1 Stunde im Kühlschrank ziehen lassen.
Für die Füllung Tomaten häuten und entkernen. Dazu Tomaten 30 Sekunden in kochendes Wasser legen, herausnehmen und in Eiswasser abschrecken und häuten. Tomatenfruchtfleisch fein würfeln. Mango schälen, entkernen und das Fruchtfleisch fein würfeln. Tomaten, Mango, Krabbenfleisch und Pfeffer in eine Schüssel geben. Mit einem Schuss Olivenöl vermischen und 30 Minuten kühlstellen.
Gyoza formen: Aus dem ausgerollten Teig Kreise von etwa 8 Zentimeter Grösse ausstechen. Teigrondelle in die Hand nehmen, etwas Füllung in die Mitte geben, Ränder mit Wasser anfeuchten. Teig asymmetrisch falten (eine Hälfte ist grösser). In den Rand des grösseren Teils Falten legen, dann mit der anderen Seite fest zusammendrücken.
Etwas Pflanzenöl in einer Pfanne erhitzen. Gyoza bei mittlerer Hitze auf jeder Seite 2 Minuten braten. Wasser zugiessen, bis die Teigtaschen bedeckt sind, und zum Kochen bringen. Abgedeckt kochen, bis das Wasser aufgesogen oder verdampft ist. Mit der Mayonnaise servieren.
Meine Tipps:
Mango, Krabbenfleisch und Tomate sind schon eine sehr coole (und exklusive) Combo. Die Mengenangaben für den Teig stimmen nicht: er wurde viel zu trocken. Für einen geschmeidigen Teig benötigt man 167 Gramm kochendes Wasser (Küchenwaage) und 250 Gramm Mehl. Den komplizierten Faltenwurf habe ich mir geschenkt –mein Magen hat den aufkeimenden Perfektionismus in die Flucht geknurrt. Auch Halbkreis-Gyoza schmecken wunderbar. Müssen die Gyoza tatsächlich im Wasser ersäuft werden? Ich habe nur peu à peu einen Gutsch Wasser dazugegeben, bis sie gar waren.
Bild: Bild: Soizic Chomel, DK Verlag
Pansotti mit Pouletcurry
Für 4 Personen und 32 Stück
Teig
200 g Mehl
150 ml kochendes Wasser
4 TL rote Currypaste Füllung
160 g Pouletbrustfilet
Einige Thai-Basilikumblätter (oder herkömmlicher Basilikum)
1 Prise Kreuzkümmel
1 Prise Kurkuma 1 Prise Paprika, edelsüss
1 Knoblauchzehe
2 Frühlingszwiebeln
Salz, Pfeffer
Sauce
2 grosse Karotten
1 grosse Stange Lauch
1 Stück Ingwer (2 cm)
200 ml Kokosmilch
Zum Servieren
2 Frühlingszwiebeln
frische Basilikumblätter
So geht’s:
Für den Teig Mehl, Wasser und Currypaste mit einem Spatel vermischen, dann etwa 10 Minuten lang zu einem glatten, geschmeidigen Teig verkneten. Teig mit einem sauberen Geschirrtuch oder mit Frischhaltefolie abdecken und 60 Minuten bei Zimmertemperatur ruhen lassen.
Pouletfleisch von Hand fein hacken oder durch den Fleischwolf drehen. In eine Schüssel geben. Basilikum hacken. Mit Gewürzen, Salz und Pfeffer zum Fleisch geben. Knoblauchzehe abziehen und pressen. Zwiebeln in Ringe schneiden. Beides zum Fleisch geben und gut vermengen.
Pansotti formen: Ausgerollten Teig in gleich grosse Quadrate schneiden. Jeweils in eine Ecke einen Klecks Füllung geben. Ränder mit Wasser anfeuchten, zu Dreiecken falten und etwas andrücken.
Für die Sauce das Gemüse schälen und in feine Streifen (Julienne) schneiden. Ingwer schälen und hacken. Gemüse im Wok bei starker Hitze braten, bis es bissfest ist. Ingwer und Kokosmilch dazugeben und umrühren. Teigtaschen mit der Sauce servieren und mit Frühlingszwiebelringen und Basilikum garnieren.
Meine Tipps
Orientalisch, frisch, knackig: Ein Seelenwärmer von einem Gericht! Wohl wegen der Currypaste war der Teig viel zu feucht und benahm sich so lästig anhänglich wie ein Kaugummi am Schuh. Ich benötigte Unmengen an (Knöpfli-)Mehl, bis ich es wagte, ihn durch die Pastamaschine zu drehen. So ganz ohne Salz und Pfeffer fehlte der Sauce, nun ja, etwas der Pep. Ich habe sie mit Sojasauce, Pfeffer und ein paar Spritzern Limettensaft abgeschmeckt.
Bild: Soizic Chomel, DK Verlag
Bánh Gôi
Für 4–6 Personen und etwa 36 Stück
Teig
200 g Mehl
150 ml kochendes Wasser
1 Prise Salz
Füllung
10 g getrocknete Pilze
20 g Reisvermicelli
18 Wachteleier
35 g Zwiebel
160 g Schweinshackfleisch
35 g Karotte, gerieben
Salz, Pfeffer
Sauce
2 Knoblauchzehen
einige Blätter Basilikum
4–6 EL salzarme Sojasauce
Öl zum Frittieren
So geht’s:
Für den Teig Mehl, Wasser und Salz mit einem Spatel vermischen, dann etwa 10 Minuten lang zu einem glatten, geschmeidigen Teig verkneten. Teig mit einem sauberen Geschirrtuch oder mit Frischhaltefolie abdecken und 30 bis 60 Minuten bei Zimmertemperatur ruhen lassen.
Pilze und Glasnudeln in separaten Schüsseln mit kochendem Wasser übergiessen. Glasnudeln 3 Minuten quellen lassen, Pilze 15 Minuten. Wachteleier hart kochen (zirka 4 Minuten). Abtropfen lassen, schälen und halbieren.
Glasnudeln mit einer Schere klein schneiden und abtropfen lassen. Pilze abtropfen lassen und hacken. Zwiebel fein hacken. Alle Zutaten (ausser den Eiern) in eine Schüssel geben. Salzen und pfeffern und gut verrühren.
Für die Sauce Knoblauchzehen abziehen und in eine Schüssel pressen. Basilikum abspülen, abtrocknen und hacken. Mit der Sojasauce zum Knoblauch geben. Beiseitestellen.
Öl in einer Fritteuse oder einem Topf auf 180 Grad erhitzen. Aus dem Teig Kreise von 8 Zentimetern Grösse ausstechen, etwas Füllung auf einer Hälfte platzieren und ein halbes Wachtelei darauflegen. Rand mit Wasser anfeuchten und die Rondellen zusammenklappen und sanft andrücken. Den Rand entlang des Halbkreises nochmals umschlagen, so dass eine kleine Naht entsteht. Teigtaschen 4 Minuten goldbraun frittieren und sofort mit der Sauce servieren.
Meine Tipps
Herrlich knusprige Teilchen mit Suchtpotenzial! Ich habe sie nicht frittiert, sondern eine grosszügige Menge Öl in der Bratpfanne erhitzt und sie darin von beiden Seiten goldigknusprig gebraten. Wachteleier lassen sich gut schälen, wenn sie nicht zu frisch sind. Sachte (!) oben und unten antütschen und die Schale ohne viel Druck mit der Hand über eine Fläche rollen. So bricht die Schale und kann zusammen mit der zähen Haut abgezogen werden. Bei einem Durchmesser von 8 Zentimetern reichte der Platz auf meiner Teigrondelle für ein halbes Wachtelei oder für die Füllung aber nicht für beides. Ich empfehle, die Eili zu vierteln.
Bild: Soizic Chomel, DK Verlag
Schwäbische Maultaschen
Für 4 Personen und 20 Stück
1 l Gemüsebouillon
Teig
200 g Mehl
2 Eier (bio)
1 Prise Salz
Wasser (kleine Menge)
Für die Füllung
1 Zwiebel
50 g Brot vom Vortag
100 ml Milch
150 g gegarter Blattspinat
5 Stängel Petersilie
5 Halme Schnittlauch
200 g Schweinshackfleisch
100 g Wurstbrät
1 Ei
1 TL Majoran
1 Prise Muskatnuss
Pflanzenöl
Salz, Pfeffer
Zum Servieren
Schnittlauch
So geht’s:
Für den Teig Mehl in eine Schüssel geben und in die Mitte eine Vertiefung drücken. Eier nacheinander hineinschlagen und Salz zugeben. Alles mit Gabel oder Teigspatel verrühren. Wenn der Teig gut zusammenhält, muss er mit den Händen auf der Arbeitsfläche weitergeknetet werden. Dazu den Teig mit den Handballen vom Körper wegdrücken und wieder heranziehen, bis er elastisch ist und nicht mehr klebt. In Frischhaltefolie wickeln und für 1 Stunde in den Kühlschrank stellen.
Für die Füllung Zwiebel abziehen und hacken. In einer Pfanne mit etwas Pflanzenöl glasig dünsten. Brot in der Milch einweichen, mit dem Spinat mischen und fein hacken. Petersilie und Schnittlauch hacken, dann mit Hackfleisch, Brät, Zwiebel und Ei mischen. Salzen, pfeffern, mit Majoran und Muskatnuss würzen.
Teig in 3 Portionen teilen und jede zu einem 18 Zentimeter breiten Rechteck ausrollen. Etwas Füllung in die Mitte geben, dann eine Seite der Länge nach umfalten. Rand mit Eiweiss (oder Wasser) bestreichen und die andere Seite umfalten. Den Teig in Abständen von 5 Zentimetern zusammendrücken und auf diesen Trennlinien durchschneiden. Eine Maultasche ist also 9 × 5 Zentimeter gross.
Maultaschen in leicht köchelnder Gemüsebouillon 10 bis 12 Minuten garen. In der Bouillon servieren. Mit Schnittlauchröllchen garnieren.
Meine Tipps
Aus Zeitgründen habe ich einen Fertig-Pastateig gekauft und würde es sofort wieder machen. Er machte einen tollen Job als Maultasche. 5 Halme Schnittlauch, echt? Ich habe nicht gezählt. So viel Anarchie muss sein. Stellen Sie nur so viele Maultaschen her, wie sofort gegessen werden können. Die Dinger werden beim Warten in der Bouillon nämlich ganz erbärmlich pampig. Wer noch Hunger hat – oder nicht aufhören kann, das triffts eher –, muss halt auf die nächste Portion warten.
Soizic Chomel, Thibault Schuermans: Mit Teigtaschen um die Welt. 50 Rezepte für Ravioli, Gyoza, Manti und Co. Verlag Dorling Kindersley 2023, 176 Seiten, ca. 32 Fr.
Fehlt nur noch Pelemini auf Platz 1, Momos auf Platz 2 und Pierogy auf Platz 3
Liebe Autorin, danke für den Artikel. Sie müssen unbedingt mal Pelmeni probieren 🙂