Am 2. Swiss Food Festival vom 10. bis 12. August in Zermatt naschte man Haute Cuisine à discrétion und gondelte zum Zmorge ins Paradies. Gourmet-Redaktorin und annabelle-Produzentin Evelyne Emmisberger schwelgt in kulinarischen Erinnerungen.
Dem Lockruf der Gourmettempel können und sollen Feinschmeckerinnen keineswegs widerstehen. Und so pilgern sie, sooft es das Budget erlaubt, nur zu gern zu den sterngekrönten Maestros.
Ich sage: Pilgern Sie nach Zermatt.
Am Swiss Food Festival, das vergangenes Wochenende zum zweiten Mal stattgefunden hat, können Sie bis zum Umfallen Sterneküche naschen. 246 Gault-Millau-Punkte. Willkommen zur Zermatter Kitchen Party! So entspannt und cool kann Haute Cuisine sein.
Gegen 300 Gäste zirkulieren durch die Küchen des Grand Hotel Zermatterhof und des Hotels Mont Cervin Palace, wo unter Neonlicht und Kerzenkandelabern die versammelte kochende Sterneprominenz des Bergdorfs kleine, köstliche Kostproben ihrer Kunst kredenzt und die Crème de la Crème der Walliser Winzer – darunter auch der aktuelle Winzer des Jahres Diego Mathier – den passenden Wein dazu reicht. In Kräuteröl gegartes Evolener Rindsfilet an Sommertrüffeljus, ein Gedicht an Zartheit und Aroma von Harry Switalla vom «Mont Cervin». Heinz Rufibach vom Alpenhof Hotel Le Gourmet kocht Black Tiger Gambas mit Speck auf Tomaten-Couscous und Safranschaum: Das Couscous mit Granatapfelkernen und Preiselbeeren ist eine Offenbarung und im Safranschaum könnte ich baden. Reini Wrobel vom Gourmetstübli des Grand Hotels Schönegg verwöhnt mit Älplerravioli mit Fendant-Zwiebelmarmelade und Verjus-Schnittlauch-Espuma. Die berühmten Crèmeschnitten von Max Menning vom Restaurant zum See bei Max & Greti fehlen ebenso wenig wie Oona-Kaviar aus dem Kandertal. Und so weiter, soviel du willst, leckere 19 Stationen, den ganzen Abend. Für 246 Franken. Am Ende des Abends, man klammert sich satt, glücklich, ermattet an den Digestif der Brennerei Etter, sind einem die Superlative ausgegangen.
Doch das war erst der Freitag. Der Auftakt. Am Samstag lernen wir, dass die Eringer Kühe nicht nur vorzüglich kämpfen, sondern auch so schmecken. Ihr Fleisch muss den Vergleich zu hochgelobten Rassen wie Angus oder Chardonnay keineswegs scheuen. Highlight am Sonntag ist das Gondelfrühstück. In den Vierergondeln der Bergbahn Matterhorn Glacier Paradise ist auf rotweiss karierter Tischdecke das Frühstück bereit – und in jeder Zwischenstation wird die Tafel voller: Ein Plättli mit Käse und Trockenfleisch, ein Schälchen Birchermüesli und bei der Bergstation ein Glas Schaumwein. Die schon prächtige Laune steigt bei der Talfahrt, das Matterhorn leuchtet in der Sonne, guten Morgen!
Ich sage: Gehen Sie nach Zermatt. Das ist Wellness pur fürs Bauchgefühl. Halten Sie sich den Termin und etwas Platz im Magen frei fürs nächste Jahr – Mitte August 2013, wir halten Sie auf dem Laufenden.
1.
246 Gault-Millau-Punkte!
2.
Apéro mit Walliser Häppli im Grand Hotel Zermatterhof
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Dresscode Schürze für die Kitchen Party: Evelyne Emmisberger
4.
Saiblingfilet mit Erbsen, Nussbutter und Kerzenlicht
5.
Traumschaum aus Safran mit Black Gambas von Heinz Rufibach (r.)
6.
Evolener Rindsfilet an Sommertrüffeljus
7.
Schönstes Schoggi-Schleckzeug
8.
Zwischenstation Birchermüesli
9.
Feuer und Flamme fürs Eringer Rind