Stil
Stadt & Stil – mit Lea Lu
- Text: Leandra Nef
- Bild: Unsplash, Claudio Strüby, ZVG; Collage: annabelle
In unserer Rubrik «Stadt & Stil» stellen wir Frauen vor, deren Look und Lebensart wir feiern. Heute: Lea Lu, Sängerin aus Zürich.
annabelle: Wo leben Sie?
Im Zürcher Kreis 4.
Ihr Lieblingscafé für Brunch?
Das «Bebek». Ich bestelle jeweils Hummus und Baba Ganoush. Und kann mich dort super konzentrieren und Songtexte schreiben, weswegen ich immer mein rotes Notizbuch von Diogenes dabei habe.
Ihr Lieblingsrestaurant?
Das «Kokoro» für vegetarische japanische Speisen. Und der israelische Feinkostladen «Fein & Dein» im Kreis 3. Am liebsten esse ich draussen auf dem Fenstersims einen Teller Hummus, der schmeckt mit seinen dichten Aromen wie eine Reise nach Tel Aviv. Man findet dort übrigens auch das beste Tahini. Ich bin ja offiziell Tahini-süchtig. Wenn mein Tahini-Vorrat zuhause schwindet, werde ich nervös.
Ihre Lieblingsbar für Dates?
Für Vor-der-Probe-Dates mit meiner Band mag ich das Restaurant Bank sehr gern. Für Nach-der-Probe-Dates das «Campo» und den Aussenbereich des «Xenix», unser Tonstudio befindet sich ganz in der Nähe. Im «Campo» trinke ich roten Wermut auf Eis, im «Xenix» einen Rosé – während ich mir einbilde, Sommer sei das ganze Jahr.
Das beste Spa?
Das Sokkhak Spa in Siem Reap, ich bin viele Jahre hingereist. Eine Wohltat für den Körper, die Seele und das Auge. Die kambodschanische Ästhetik beruhigt mich. In Zürich mag ich die ayurvedischen Massagen im Stadtbad oder Fussreflexzonenmassagen in der Pho In Praxis an der Idastrasse.
Ihr Nummer-eins-Coiffeur?
Maestro Martin Dürrenmatt. Und Benjamin Zuber von 2B for Hair am Bellevue. Beide sprühen vor Leidenschaft, sie lieben ihr Handwerk. Für Treatments und Stylings vor Musikvideodrehs besuche ich ausserdem gern Stefano im Evolve in Altstetten.
Das Gym Ihrer Wahl?
Richtig Sport mache ich nur einmal alle paar Schaltjahre. Im Winter gehe ich zwei- bis dreimal snowboarden, immer in gemütlichem Tempo. Ansonsten übe ich mich in der Atemtechnik des Kundalini Yoga, gleich morgens nach dem Aufstehen, noch vor dem Duschen und Teetrinken. Und ich wohne in einer Dachwohnung ohne Lift – das ist unfreiwillig täglicher Sport.
Lea Lu«Meistens spare ich auf Mikrofone und Instrumente»
Wo kaufen Sie Mode?
Ich liebe das Schweizer Kaschmirlabel Frenckenberger. High-end Quality meets Rock’n’Roll meets Fairtrade. Ich lebe praktisch in ihren übergrossen Boyfriend-Pullis, besitze sie in vielen Farben. Übrigens tragen auch Johnny Depp, Lady Gaga und John Legend ihre Teile. Ausserdem mag ich den Cabinet Store von Nina und Jeroen Van Rooijen und die Kimonos von Kazu. Und The Frankie Shop. Es gibt zwei winzige Läden in Paris und New York, bei denen ich jeweils vorbeischaue, wenn ich vor Ort bin. Für Hüte unbedingt bei meinem talentierten Freund Hizume in Paris oder in seinem Onlineshop vorbeischauen, er hat früher für Dior und Louis Vuitton designt.
Und Schmuck?
Bei Maison Gassmann. Dort gibt es wunderschönen Goldschmuck, der von einer jungen indischen Designerin in Delhi gefertigt wird.
Ein Möbelstück, auf das Sie lang gespart haben?
Meistens spare ich auf Mikrofone und Instrumente. Neulich hat mir ein befreundeter Musiker und Tontechniker eine eigene Version des bekannten Neumann-M49-Mikrofons zusammengelötet. Es klingt fantastisch. Ausserdem spare ich auf eine Gitarre, die ich anstatt meiner Furch-Konzertgitarre auf Reisen mitnehmen kann.
Wo kaufen Sie Wohnaccessoires?
Fast alles, was ich besitze – ausser Bett, Schrank, Tisch und Klavier –, habe ich von Reisen mitgebracht. Keramik aus Kambodscha, Kissen aus Indien, Plaids aus Portugal und Paris, Lampen und ein Daybed aus Berlin, Badetücher aus Nizza. In Zürich liebe ich den Laden Raum 49 mit den schönsten Wohnaccessoires und Möbeln, die man sich erträumen kann. Ich würde sofort einziehen.
Lea Lu«Die besten Samstage sind die, an denen wir Konzerte spielen»
Ein Hotel, in das Sie unbedingt mal (wieder) einchecken möchten?
Ins «Suryagarh» im indischen Rajasthan. Ein Palast mitten in der Wüste. Vor zwei Jahren habe ich dort an einer Hochzeit gesungen. Als ich ankam, konnte ich zwei Stunden lang nicht sprechen – ich brachte vor Staunen kein Wort heraus. Ausserdem würde ich gern noch einmal im «Uga Jungle Beach Resort» in Sri Lanka einchecken. Es erstreckt sich vom Dschungel über eine Lagune bis zum Meer.
Was unternehmen Sie an einem perfekten Wochenende in Zürich?
Ich hole mir ein Croissant und einen Hafermilch-Cappuccino in der «Sportbar» und spaziere zu unserem Tonstudio, das ganz in der Nähe in einem grossen unterirdischen Raum liegt. Bis in den Nachmittag hinein arbeite ich an einem neuen Song, nehme ihn auf oder komponiere. Sobald die Kreativität schwindet, gehe ich nachhause. Die besten Samstage sind jedoch die, an denen wir Konzerte spielen. Dann nehme ich mir jeweils bis zum Mittag frei, lese zuhause «Die Zeit» und trinke Oolong-Tee vom Teeladen Shui Tang. Danach lasse ich mich vom Auftrittsort für mein Bühnenoutfit inspirieren, packe alles ein und fahre gegen 14 Uhr mit meiner Band zum Soundcheck.
Lea Lu«Ich lasse mich vom Auftrittsort für mein Bühnenoutfit inspirieren»
Eine Freizeitaktivität in Zürich, die nichts kostet?
Im Regen spazieren gehen und schwimmen – ab 18 Grad Wassertemperatur findet man mich im See! Ich liebe den Duft des Zürichsees im Frühsommer, dann riecht er irgendwie nach Wassermelone. Und ich laufe zu jeder Jahreszeit durch den Friedhof Sihlfeld und staune, wie die Blumen blühen oder die Herbstblätter leuchten.
Ihr Nachhaltigkeitstipp?
Plastik vermeiden, auch in Kosmetika – ich verwende Naturkosmetik und essenzielle Öle als Parfum, am liebsten Jasmin, Sandelholz und Rose, wenn möglich in Bioqualität. Ausserdem putze ich mit EM Kraft und halte Lebensmittel mit Wachstüchern frisch.
Ihr aktuelles Projekt?
Mein neues Album «I Call You». Es ist ein Gemeinschaftsalbum, ein Ruf in die Welt hinaus. Ich habe es letztes Jahr aufgenommen, zuerst in einem Keller in Zürich – und sobald man sich nach dem ersten Lockdown wieder sehen konnte, haben wir das Studio in ein Auto gepackt und es in einer Alphütte im Jura wieder aufgebaut, wo wir den Rest des Albums mit den wunderbaren Musiker:innen Daniela Sarda, Andreas Tschopp, Shems Bendali, Nils Wogram und Claudio Strüby aufgenommen haben. Aus Los Angeles hat Mocky remote den Bass eingespielt und David Zincke, Jack Daniel und Yana haben in Nizza und London ihre Parts aufgenommen. Momentan sind wir mit dem Album auf Tour.
Ein Karrieretipp?
Dranblieben, weitermachen, durchhalten, bei sich bleiben, sich während Durststrecken nicht zugunsten des schnellen Erfolges in Richtung Trend verbiegen, sich weiterbilden, weiterentwickeln, vertiefen. Irgendwann ist man in dem, was man macht, so gut und einzigartig – und die Zeit reif –, dass der Plan aufgeht.
Wer inspiriert Sie auf Instagram?
@bischofbeni, ein Künstler, der seine Kunst auch auf Instagram mit uns teilt. Seine Werke begeistern mich seit zwei Jahrzehnten. @juerghalter, weil er vieles virtuos auf den Punkt bringt. Und am allerliebsten lache ich über die Posts und die irren Ideen von @thomaslelu. Visuell inspiriert mich @clementevb – er fängt mit seinen Bildern die schönsten Farbkombinationen ein.
Lea Lu«Ja nicht zugunsten des schnellen Erfolges in Richtung Trend verbiegen»
Und wer abseits von Social Media?
Mich inspirieren Menschen, die bereits Meister:innen ihres Fachs sind und trotzdem neugierig bleiben, immer weiter forschen. Die Sängerin und Gesangspädagogin Gisela Rohmert vom Lichtenberger Institut etwa, oder Meng-Lin Chou von Shui Tang. Der Komponist Erik Satie, der Posaunist Nils Wogram und der Sänger Piers Faccini. Und Menschen, mit denen sich Zeit und Konventionen auflösen, wie zum Beispiel mit dem Zürcher Kunstkollektiv CKÖ oder der chinesischen Künstlerin Ma Desheng.