Stadt & Stil – mit Isis-Maria Niedecken

annabelle: Isis-Maria Niedecken, wo leben Sie?
Isis-Maria Niedecken: In Berlin-Mitte.

Wo gibt es den besten Kaffee der Stadt?
Im «Codos» – da gibt es auch die besten Zimtschnecken.

Und den besten Brunch?
Bei «Galão A Pastelaria» am Weinbergsweg, einem portugiesischen Café. Dort kann man wunderbar draussen sitzen und getoastete Hefecroissants essen.

Ihr Lieblingsrestaurant?
Ich liebe das «Pappa e Ciccia», wo hauptsächlich regionale Produkte verkocht werden. Dort gehen wir oft hin, wenn es etwas zu feiern gibt. Die Abgabe meiner Bachelorarbeit zum Beispiel oder die erste Date Night mit meinem Mann nach der Geburt unseres Sohnes.

Was machen Sie, wenn Sie sich etwas Gutes tun wollen?
Ich gehe mit meinem Sohn in die Buchhandlung Ocelot. Hier können wir an dunklen Wintertagen nach neuen Büchern stöbern. Und ich mache in letzter Zeit abends gern eine Gong-Bath-Meditation.

Ihr Coiffeur?
Ich schaffe es im Alltag nur selten, mir Zeit dafür zu nehmen. Aber wenn ich einmal im Jahr zum Friseur gehe, dann zu The Salon Above am Hackeschen Markt.

Sport?
Ich würde gern öfter Yogakurse bei Ohia besuchen, aber zu mehr als dehnen komme ich zurzeit nicht – und auch das schaffe ich viel zu selten. Zum Glück ist der Alltag mit meinem Sohn sehr aktiv: Wir fahren mit dem Fahrrad zur Kita und verbringen die Nachmittage auf Spielplätzen im Prenzlauer Berg.

Wo kaufen Sie Mode?
Ich liebe Vestiaire Collective und kaufe am liebsten Designklassiker. Mein forever favorite investment sind meine beiden 101801-Mäntel von Max Mara in Kamel und Anthrazit. Ich trage sie seit fünf Jahren jeden Herbst – und im Winter mit einer Daunenjacke darunter. Von Vestiaire habe ich auch meine Nylon-Handtasche von Prada und die rosafarbene Bazar Bag von Balenciaga.

Ein Möbelstück, auf das Sie lang gespart haben?
Die grösste Investition waren unsere beiden USM-Haller-Regale – ein gelbes Regal im Wohnzimmer und ein grünes Sideboard im Spielzimmer, das Mitte letzten Jahres dazugekommen ist. Wir haben lange überlegt und uns von Übergangslösung zu Übergangslösung gehangelt, was im Endeffekt immer sinnlos ist, weil man nie so richtig zufrieden ist und am Ende mehr Geld ausgegeben hat, als wenn man direkt gekauft hätte, was einem gefällt. Ein Piece, auf das ich momentan spare, ist der Rey Bar Stool von Hay in Rot für meinen Schreibtisch. Ich bin mir allerdings noch nicht sicher, ob ich wirklich 800 Euro für einen Schreibtischstuhl ausgeben möchte … vielleicht werde ich auf Ebay fündig.

Wo kaufen Sie Wohnaccessoires?
Nirgends. An unseren Wänden hängt Kunst und die Regale sind voll mit Kunst- und Designbüchern, Spielzeug und Figuren – die designt und druckt mein Mann Hans Berger. Er ist Illustrator und Designer und hat sich letztes Jahr einen 3D-Drucker gekauft.

Ein Hotel, in das Sie unbedingt mal (wieder) einchecken möchten?
Letzten September war ich mit meiner Freundin Lisa Masé zum Arbeiten in Kopenhagen, wir haben im «The Audo» gewohnt. Ich habe mich noch nie so schnell so wohl gefühlt in einem Hotel. Die Zimmer sind gemütlich und wunderschön eingerichtet, die Textilien waren vom dänischen Brand Aiayu und die Handtücher und Bademäntel von Tekla. Ich hätte am liebsten alles eingepackt und nach Hause genommen. Und es gab die besten Cardamom Buns zum Frühstück.

Was unternehmen Sie an einem perfekten Samstag in Berlin?
Ich treffe Freund:innen, esse leckere Dinge und hänge bei Sonnenschein auf einem Spielplatz rum. Wenn ich dann noch Zeit habe, etwas zu malen oder zu basteln, während mein Sohn seinen Mittagsschlaf macht, bin ich glücklich.

Eine Freizeitaktivität in Ihrer Stadt, die nichts kostet?
Ich spaziere manchmal stundenlang durch ein Wohnviertel, schaue mir die schönen alten Häuser an und stelle mir vor, wie die Leute darin wohnen. Auch nach versteckten Balkonen und Dachterrassen halte ich Ausschau. Zudem spaziere ich gern durch Parks und Friedhöfe und liebe es, kleine Cafés und neue Spielplätze zu entdecken.

Welcher Ort in Berlin ist überbewertet?
Der Mauerpark.

Und welcher wird unterschätzt?
Der Volkspark Friedrichshain, der sich manchmal beinahe anfühlt wie ein kleiner Wald. Dort gibt es so viele tolle Sachen zu entdecken, die Eisdiele und das Openairkino, die Spielplätze und den Märchenbrunnen.

Ihr aktuelles Projekt?
Struktur in meinen Alltag bringen und Prioritäten setzen. Ich möchte mir dieses Jahr Zeit nehmen, eine Ausstellung zu verwirklichen, will Bilder malen, Skulpturen und Möbel bauen, vielleicht auch Wohnaccessoires und Merch produzieren. Wenn ich etwas mache, dann richtig – ich muss nur den Anfang finden. Momentan fühle ich mich etwas zerrissen zwischen Auftragsarbeiten, dem Influencen und Modeln und meinem Alltag als Mutter mit Haushalt und Mental Load.

Ein Karrieretipp?
Einfach machen. Nicht darüber nachdenken, was andere Leute denken. Das klingt abgedroschen, und doch habe ich Jahre gebraucht, es zu leben. Das Muttersein hat mir neues Selbstbewusstsein geschenkt: Ich möchte mein authentischstes Selbst sein, um meinem Kind ein gutes Vorbild zu sein. Ich finde übrigens nicht, dass man sich über seine Karriere definieren muss. Ich liebe leidenschaftliche Menschen – und manchmal ist es sogar besser, leidenschaftlich einem Hobby nachzugehen, das vom Nine-to-five-Job finanziert wird, als seine Leidenschaft zum Beruf zu machen.

Wer inspiriert Sie auf Instagram?
Eine grosse Inspiration für meinen eigenen Umgang mit Instagram sind @lisa__mase und @stormwes. Ich habe die beiden als Mom Friends kennengelernt und zum ersten Mal aus nächster Nähe erlebt, dass Instagram ein Beruf sein kann. Ich liebe die Ernsthaftigkeit und die Kreativität, mit der die beiden damit umgehen, und die Möglichkeiten, die Social Media bietet. Ausserdem inspirieren mich Künstler:innen und Grafikdesigner:innen wie @annam.lls und @snake_b00t, Mode-Inspiration hole ich mir bei @jessalizzi und @double3xposure und für Parenting-Tipps schaue ich bei @raising.arloblue und @biglittlefeelings vorbei.

Und wer abseits von Social Media?
Meine Eltern, die auch nach 30 Jahren Ehe noch gerne zusammenarbeiten und Zeit miteinander verbringen. Beide haben Raum, ihren Leidenschaften nachzugehen, und arbeiten gleichzeitig an unzähligen gemeinsamen Projekten. So sehe ich meinen Mann und mich auch in 30 Jahren. Ausserdem bin ich inspiriert von all meinen Freund:innen, die sich in Psychotherapien gerade ihrer Vergangenheit stellen. Es ist so einfach, in Berlin vor seinen psychischen Problemen wegzulaufen … Dass gerade so viele Menschen in meinem Umfeld so grosse Schritte machen, inspiriert mich sehr.

Mehr von Isis-Maria Niedecken gibts hier.