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So viel Pflege muss sein

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So viel Pflege muss sein

  • Text: Ursula Borer; Fotos: Karin Heer

Crème oder Serum, Ampulle oder Maske, Seife oder Reinigungsmilch? Welche Produkte eignen sich für welche Hautbedürfnisse – und welche kann man getrost weglassen?

Wer in der Kosmetikabteilung steht, kann vor lauter Tiegeln und Töpfchen schnell den Überblick verlieren. Aber wie viel Pflege ist wirklich nötig? An dieser Frage scheiden sich die Geister. Die Bandbreite an Empfehlungen reicht von den puristischen Ansätzen bis hin zur koreanischen Hautpflege, die schon mal aus ganzen zwölf Schritten bestehen kann. Eines aber ist sicher: Eine gesunde Haut braucht ein Minimum an Pflege – allerdings die richtige!

Allergien und Unverträglichkeiten sind oft die Folge problematischer Inhaltsstoffe. Der regelmässige Kontakt mit chemischen Substanzen oder ätherischen Ölen kann den natürlichen Schutzmantel unserer Haut empfindlich stören. Die Haut wird fettig oder trocknet aus. In schweren Fällen kann sich sogar eine periorale Dermatitis, eine Mundrose, entwickeln. Ein Ansatz dagegen ist «less is more» oder auch: Skip Care. Dabei geht es einerseits darum, so kleine Produktmengen wie möglich zu verwenden. Ein paar Tropfen bei Öl und eine Erbsengrösse bei Crèmes genügen. Andererseits sollte man Crèmes verwenden, die weniger einzelne Wirkstoffe, diese aber in höherer Konzentration enthalten.

Hautprobleme sind nicht selten auch falschen Produkten geschuldet. Für die Wahl der Pflege ist der Hauttyp darum entscheidend. Dieser kann sich saisonal verändern, denn die Haut ist ein lebendiges Organ. Im Winter können etwa auch fettige und normale Haut zu starker Trockenheit neigen. Auch Stress, zu wenig Bewegung an der frischen Luft, unregelmässiger Schlaf, zu wenig Wasser trinken oder ungesundes Essen wirken sich auf den Zustand der Haut aus. Dank neuer Geräte kann man bei vielen Dermatologen oder Kosmetikerinnen den Hautzustand testen lassen und so die eigenen Bedürfnisse exakter bestimmen. Unter dem Begriff Customized Beauty versuchen immer mehr Hersteller für jede Haut individuelle Lösungen zu finden.

Problematische Inhaltsstoffe

Um Pflegeprodukte attraktiver zu machen, werden oft diverse Duftstoffe beigefügt. 26 gelten als allergieauslösend. Dazu gehören synthetischer Moschus, Eugenol, Cinnamal, Citral, Limonene, Coumarin, Citronellol und Farnesol. Auch in der Naturkosmetik kann es wegen der Verwendung ätherischer Öle zu Hautreaktionen kommen. Tenside (Sodium-Lauryl-Sulfate/ SLS) trocknen die Haut aus und können Reizungen verursachen. Parabene werden als Konser- vierungsstoffe in der Kosmetik verwendet. Sie stehen im Verdacht, den Hormonhaushalt zu beeinflussen, was besonders für Schwangere, Föten und Kinder bedenklich ist. Erdöl-Verbindungen wie Emul- gatoren (PEG) können die Haut für Wirk- und Schadstoffe durchlässiger machen und sie so reizen. Dazu gehören auch Paraffine, Phthalate und chemische UV-Filter. Erdöl dichtet die Haut ab, so dass sie nicht mehr atmen kann und austrocknet. Zudem ist es schwer abbaubar, und die Förderung der zunehmend raren Ressource ist problematisch für die Umwelt. Mikroplastik wird als Füllmaterial eingesetzt und gilt als problematisch für Umwelt und Gesundheit. Palmöl ist gesundheitlich unproblematisch, aber die steigende Nachfrage führt zu grossflächigen Brandrodungen und zerstört den Regenwald.

Reinigung

Je nach Hautzustand kann man am Morgen auf Reinigungsprodukte verzichten und das Gesicht nur mit Wasser waschen. Abends ist aber eine gründliche Reinigung nötig, auch wenn man kein Make-up trägt, um Schweiss, Talg, Sonnenschutz und Feinstaub zu entfernen. Nur so ist die Haut überhaupt bereit, Wirkstoffe aufzunehmen. Wer zu trockener Haut neigt, sollte eine Reinigungsmilch, einen Balsam oder ein Öl verwenden. Zu normaler bis fettiger Haut passen pH-neutrale Seifen, Gels, Schaum oder Mizellen- Wasser. Danach gleicht ein Toner oder Mist den pH- Wert der Haut wieder aus. Alkoholhaltige Produkte verhindern Entzündungen bei unreiner Haut. Bei empfindlicher und trockener Haut sollte man Produkte mit beruhigenden Wirkstoffen wie Kamille anwenden. Wer auf ein wöchentliches Peeling verzichten möchte, reinigt täglich mit Waschlappen, Schwamm oder einer Bürste. Durch die mechanische Reibung werden abgestorbene Hautschüppchen sanft entfernt und Verhornungen verhindert. Zudem werden durch die Massage die Faszien gelockert, die Lymphen aktiviert und die Blutzirkulation angeregt.

Viele Beauty-Fans setzen auf eine Doppelreinigung. Die macht vor allem am Abend Sinn. Zuerst wird mit Öl, dann mit Schaum gereinigt, dann ein Toner oder Mist verwendet. Dann folgt die Essenz. Sie ist das Herz der koreanischen Hautpflege. Sie besteht zu achtzig bis neunzig Prozent aus fermentierten Hefekulturen. Sie können konzentrierte Aminosäuren, Vitamine und Nährstoffe besonders tief in die Haut einschleusen, da die Hefe diese aufspaltet. Dort regen sie die Produktion der körpereigenen Hyaluronsäure an. Die wässrige Lotion bereitet die Haut ideal auf die nachfolgende Pflege und deren Inhaltsstoffe vor, denn eine feuchte Haut kann Wirkstoffe besser aufnehmen.

Serum/ Elixir

Ein Serum oder Elixir hat eine höhere Wirkstoffkonzentration als ein Gel oder eine Crème. Da es frei von Füll- und Schutzstoffen ist, kann es tiefer in die Haut eindringen und effizienter wirken. Für gesunde Haut nicht unbedingt nötig, wird es meist für ein spezielles Hautproblem oder eine spezielle Partie entwickelt, z. B. für Pigmentstörungen, Feuchtigkeitsmangel oder Falten. Normalerweise trägt man nach dem Serum eine Tages- oder Nachtcrème auf, um die Haut von aussen zu schützen.

Augenpflege

Ab 25 sollte man eine spezielle Augenpflege verwenden, da die Augenpartie viermal dünner und empfindlicher ist als der Rest des Gesichts. Auch weil wir täglich zwischen 10 000 und 25 000 Mal blinzeln, zeigen sich Trockenheits- und Altersfältchen zuerst um die Augen. Wichtig beim Auftragen: nicht rubbeln und das Produkt sanft mit dem Mittelfinger einklopfen. Wer Peelings verwendet, sollte die Augenpartie aussparen.

Tagespflege

Eine Tagescrème soll die Haut vor Austrocknung und Schadstoffen schützen. Sie versorgt sie zudem mit Feuchtigkeit und Fett und unterstützt sie dabei, diese Substanzen zu speichern. Sie ist insbesondere für den UV-Schutz unablässig, denn UV-Strahlung gehört zu den aggressivsten Feinden der Haut. Entweder nimmt man eine Crème mit Lichtschutzfaktor oder trägt über die Crème einen Sonnenschutz mit LSF 30 oder 50 auf. Je nach Hautbedürfnis wählt man die Konsistenz der Tagespflege. Gels sind frei von Fett und wirken kühlend. Sie können Alkohol enthalten und eignen sich nicht für sensible oder trockene Haut. Wegen ihrer fettfreien Formulierung sind sie besonders für fettige Haut oder Männerhaut geeignet. Lotionen, Crèmes und Salben sind Emulsionen, d. h. sie sind ein Gemisch zweier Flüssigkeiten, die sich normalerweise nicht vermischen würden. Sie enthalten Fett- und Wasserphasen in unterschiedlichen Anteilen und bedecken die Haut mit einer feuchtigkeitsspendenden Schutzschicht vor äusseren Einflüssen. Eine Öl-in-Wasser-Emulsion (O/W) ist leicht und besitzt einen Wasseranteil von etwa achtzig Prozent, der mit ein paar Tropfen Öl angereichert wurde. Dazu gehören Lotionen, Fluids und leichte Tagescrèmes, die sich für fettige Haut eignen. Sie ziehen sehr schnell ein und wirken
kühlend, während das Wasser verdunstet. Wasser-in-Öl-Emulsionen (W/O) sind Crèmes, die zu etwa 60% aus Öl bestehen und nur einen geringen Anteil Wasser haben. Sie sind nahrhafter, fettiger und eignen sich für trockene Haut.

Nachtpflege

Eine Nachtcrème hat die Aufgabe, die Haut bei der Erholung und Regeneration zu unterstützen und ist in den meisten Fällen ab vierzig sinnvoll. Dazu eignen sich lipophile Crèmes, Balsam oder Öle. Lipophile Crèmes ziehen in der Regel rasch in die Haut ein, hinterlassen aber einen leichten Okklusions-Effekt, wodurch die Haut luft- und wasserundurchlässig abgedeckt wird und die obersten Hautschichten leicht aufquellen. Die Feuchtigkeit wird darunter gestaut und die Verdunstung über die Haut gehemmt, was einer trockenen Haut sehr zugute kommt. Ein Balsam besitzt heilende und pflegende Wachs- oder Harzanteile, die gerade im Winter auch tagsüber als Kälteschutz dienen können. Öle verbinden sich leicht mit dem Lipidfilm der Haut und können bis in die Epidermis wirken. Seit ein paar Jahren werden sie als wahre Beauty- Wunder gefeiert und können auch für fettige Haut verwendet werden. Tipp: Man sollte nur ein paar Tropfen verwenden.

Extras

Temporärer Stress kann zu Irritationen, Rötungen, Schuppen führen. Aber auch Krankheiten, Medikamente, zu viel Sonne, Feinstaub, ungesunde Ernährung und zu wenig Wasser können die Haut aus dem Gleichgewicht bringen. Dazu kommen individuelle Bedürfnisse wie unreine Haut, grosse Poren, Pigmentstörungen, extreme Trockenheit oder Falten. In solchen Fällen gönnt man sich einmal pro Woche eine Spezialmaske für das entsprechende Problem. Booster übernehmen in der Kosmetik die Funktion eines Verstärkers und enthalten einen möglichst hohen Anteil an konzentrierten Wirkstoffen, die schnell ein bestimmtes Hautproblem bekämpfen sollen. Sie werden temporär, punktuell oder als Kur eingesetzt und tropfenweise mit der Gesichtscrème vermischt. Gerade bei Jahreszeitenwechseln macht eine Ampullenkur Sinn. Ampullenkuren sind die am höchsten konzentrierten Pflegeprodukte und sind nicht für die normale Hautpflege geeignet. Aufgrund ihrer Wirkstoff- dichte reichen bereits ein paar Tropfen.

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