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So patriotisch?

So patriotisch?

  • Redaktion: Jacqueline Krause-Blouin; Foto: Terry O'Neill/Hulton Archive/Getty Images

Label-Vaterlandstreue ist in unserer globalisierten Welt eher absurd, findet unsere stellvertretende Chefredaktorin Jacqueline Krause-Blouin und fordert die Loslösung vom modischen Pseudo-Patriotismus.

Hillary Clintons allererster Instagram-Post zeigte sie in Rot, Blau und Weiss – Hosenanzüge in Hülle und Fülle. Dazu der knappe Kommentar «hard choices». Ja, aus Fashion macht sich die Clinton nicht viel, ein «Vogue»- Fotoshooting lehnte sie dankend ab. Schlimm genug, dass ein Statement wie «Von Mode habe ich keine Ahnung» in der Politik noch immer als Seriositätsbekundung gilt. Ein noch grösserer Aufreger als mangelnder Stil auf Parlamentariersesseln ist allerdings modischer Pseudo-Patriotismus. Clinton trägt mit Vorliebe Ralph Lauren, Michelle Obama etwas jüngere US-Designer wie Jason Wu. Selbst zum Empfang des chinesischen Präsidenten trug die First Lady eine Robe von Vera Wang – ihres Zeichens eingebürgerte Amerikanerin mit chinesischen Wurzeln. Diplomatie in Textil.

Nicht auszudenken, was passiert wäre, wenn sich Herzogin Catherine 2011 in ein Hochzeitskleid des Libanesen Elie Saab verliebt hätte. Bei aller Liebe – keine Chance! So eine royale Hochzeit ist Staatsangelegenheit, und die Hofschneider des British Empire, in diesem Falle Sarah Burton für Alexander McQueen, müssen vor den Augen der Weltöffentlichkeit vorangebracht werden. Böse Zungen behaupten, die Label-Vaterlandstreue sei bei Catherine sogar vertraglich festgelegt; einzig ab und zu ein Zara-Kleidchen, als Zeichen ihrer Bodenständigkeit, ist drin. Schon Prinzessin Diana litt unter dieser lächerlichen Regel und zeigte sich nach der Scheidung von Charles vermehrt in wildem Versace.

Vielleicht war ihr schon damals bewusst, dass in unserer globalisierten Welt modische Linientreue ziemlich absurd ist. Auf den Etiketten stehen schliesslich allerlei informative Angaben. Jason Wu: «made in France», Alexander McQueen: «made in Italy», Ralph Lauren: «made in Macau». Heilig Vaterland!