Jedes Mal, wenn ich ein thailändisches Restaurant betrete, wird mir klar, dass ich roh bin. Wir alle sind roh, die wir nicht das Glück hatten, in einem buddhistischen Tempel zum Mönch ordiniert zu werden. Nur ordinierte Mönche gelten ja in Thailand nicht als roh, sondern als gekocht. Leider begegnet man echten buddhistischen Mönchen bei uns selten, folglich können auch unsere Thai-Restaurants kaum je gekochte Gäste empfangen. Das muss für die Besitzer hart sein. Deswegen übertrumpfen sie einander gegenseitig mit vergoldeten Buddha-Statuen, Heiligenbildern, Fotos der thailändischen Oberhäupter, womit die Lokale geschmückt werden. Das tun die Besitzer nämlich, wie ich annehme, nicht primär aus folkloristischen Gründen, sondern um gegen die aggressiven, bösen Geister geschützt zu sein, die mit all den Rohlingen einkehren.
Etwas roh klingt allerdings auch der Name des Restaurants, das ich in Basel besucht habe: «Ramsteinerhof». Das ist keine konspirative Chnelle der FCB-Hooligans, wie meine Kollegin zunächst befürchtete, nein, das ist der eines ziemlich filigranen Thailänders. Das Lokal strotzt vor Devotionalien, die gewiss auch ganz profan die Aufgabe haben, die sehr rustikalen Holzwände zu verdecken. Als Rohling bestellte ich zunächst etwas Rohes, einen aromatischen Salat, Somtam oder einfach Nr. 24 genannt, aus grünen Papayas, Erdnüssen, Chili, Tomaten, ein wenig Knoblauch, Zitronensaft und mit (gekochten) Crevetten (15.50 Fr.). Danach ging es vegetarisch weiter: Gefallen hat Nr. 72, Tofu mit gebratenem Gemüse und Orangenblättern an mässig scharfem rotem Thai-Curry in Kokosmilch (25 Fr.). Freilich wurde gar viel Tellerzierde mitgeliefert, und zur Zierde gereichte nun ausgerechnet das Rohe, roher Broccoli, um genau zu sein, der in diesem Zustand ja nicht wirklich geniessbar und schon gar nicht verdaulich ist.
Thai-Restaurant Ramsteinerhof
St.-Alban-Rheinweg 188
4052 Basel
Tel. 061 313 13 50
www.banthai.ch