Starqualitäten.
Ich habe mich von einem Star bekochen lassen. Tanja Grandits war schon im deutschen Fernsehen. Und meine Kritikerkollegen kommen ins Stabreimen, wenn sie von ihr reden: «Grandits? Grandios!» («Gault Millau» 2012) Nur ich erkannte ihren Wert nie so ganz, mäkelte nach jedem Besuch herum. Nun wollte ich es wieder mal wissen. Der Magen ist nämlich nicht nachtragend. Lange versuchte ich vergeblich zu reservieren, und ich dachte schon, sie habe mich satt. Doch dann hat es geklappt, und ich darf mich auf einen der Massivstühle setzen, die wie aus dem Brockenhaus des Goetheanums aussehen.
Auch die Küche hat – auf sympathische Weise – etwas anthroposophisch Alchemistisches. Tanja Grandits lässt in ihrem Restaurant Stucki in Basel gern Aromen und Farben aufeinanderprallen und zaubert immer neue Gewürzbouquets hervor. Sie hat zudem, was sie von den Anthroposophen sehr unterscheidet, Humor. Der zeigt sich in der Vorspeise, wenn sie zum Beispiel Fleischkäse aus Jakobsmuscheln mit einer Randen-Kokos-Suppe serviert.
Als ich die orientalisch würzig zubereiteten Milken-Häppchen mit Estragon und Pistazien-Taboulé zu mir nehme, fällt mir auf, dass ich altersmilde geworden bin. Früher hätte ich mich aufgeregt, wenn der Einfall alles ist und der Geschmack der Milken verloren geht. Nun esse ich gelassen weiter und denke: Wer mehr Humor in der Spitzengastronomie fordert, muss auch das Verspielte und manchmal sogar das Beliebige in Kauf nehmen. Und erst recht muss man den Mund halten, solange Tanja Grandits Ideen für fünf Toprestaurants hat: Eine davon ist die in Grüntee gebratene Dorade auf Fenchel-Sauerkraut. Der Fisch kommt perfekt zur Geltung.
Tanja Grandits soll ruhig ein Star sein. Hauptsache, das Essen schmeckt und kostet nicht entsprechend (der Viergänger ist für moderate 75 Franken zu haben).
Stucki
Bruderholzallee 42
4059 Basel
Tel. 061 361 82 22
www.stuckibasel.ch
