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Schleudertrauma – Krieg mit vielen Schlachten

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Schleudertrauma – Krieg mit vielen Schlachten

  • Interview: Peter Ackermann

Lesen Sie über Caroline Bono, eine Schleudertrauma-Patientin, die seit acht Jahren vergeblich um finanzielle Hilfe kämpft. Und: Das Drama ums Trauma.

Caroline Bono (47) leidet unter einem Schleudertrauma. Seit acht Jahren kämpft die einst erfolgreiche Juristin und alleinerziehende Mutter vergeblich um finanzielle Leistungen der Versicherungen.

Caroline Bono, wie geht es Ihnen heute?
Wieder verhältnismässig gut. Vergangene Woche konnte ich nicht aufstehen, weil ich aufgrund instabiler Halswirbel Schmerzen hatte. Ich kann nur noch wenig arbeiten, weil meine Gehirnleistung sehr vermindert ist und ich viele Pausen machen muss. Jede Überanstrengung büsse ich mit migränenhaften Kopfschmerzen. Ich kann deshalb meiner Tätigkeit als Anwältin und Universitätsdozentin nicht mehr wie vorher nachgehen und habe seit dem Unfall unter dem Strich nichts mehr verdient.

Wie kam es zu diesem Unfall?

Vor acht Jahren fuhr eine Autolenkerin am Zürcher Bellevue mit grosser Wucht in das Heck meines Autos. Die Fahrerin räumte ihre Schuld sofort ein. Doch als sich herausstellte, dass der Unfall für mich dramatische Folgen hat, begann ein zermürbender Kampf.

Der Haftpflichtversicherer weigert sich, Sie zu entschädigen. Weshalb?
Nach geltender Bundesgerichtspraxis müsste ich mit meinen Organverletzungen eigentlich Recht bekommen. Aber die von der Zurich-Versicherung bei den Prozessen verwendeten Fotos entsprechen gemäss meiner Erinnerung nicht dem unfallverursachenden Auto. Entweder wurde dieses vor den Aufnahmen teilrepariert oder ausgewechselt. Der Unfallwagen ist mittlerweile verschwunden. Die Zurich kann bis heute nicht garantieren, dass das Auto auf den Fotos nicht vorrepariert wurde. Und trotzdem habe ich genau wegen dieser Fotos die Prozesse verloren.

Ein massiver Vorwurf. Können Sie den belegen?
Es gibt dazu mehrere Indizien. weitere Dinge, die in meinem Fall seltsam sind: Der Polizist, der Monate nach dem Unfall ein falsches Protokoll erstellte, hatte die gleiche Wohnadresse wie die Unfalllenkerin. Und der Ex-Mann der Unfallverursacherin arbeitet bei der Zurich.

Die Gerichte führen Ihre gesundheitlichen Probleme nicht auf den Unfall, sondern auf Ihre private und berufliche Überbelastung als alleinerziehende Mutter und Juristin und Dozentin an der Universität St. Gallen zurück.
Da greift die Strategie der Versicherungen. Bei einer psychischen Problematik fällt die Kausalität des Unfalls weg, und sie müssen nicht zahlen. Bei mir wurden die Strukturschäden anfänglich auf dem Röntgenbild übersehen und fanden keine Berücksichtigung im Prozess.

Warum kämpfen Sie weiter?
Ich habe gar keine andere Wahl, ich kann meine Familie nicht mehr ernähren. Ich würde mich auch weiter engagieren, wenn ich durch ein Wunder gesund würde. Es geht nicht an, Manipulationen hinzunehmen, die letztendlich dazu führen, dass die Kosten von unverschuldeten Unfallopfern unrechtmässig auf die Sozialhilfe und Krankenkasse, also auf die Allgemeinheit abgewälzt werden.

Woher nehmen Sie die Kraft, um weiterzumachen?
Von meiner Familie. Und vom Glauben, dass ich mich dank meinen Fähigkeiten auch für andere Halswirbelsäulenverletzte in der Schweiz einsetzen muss. Ausserdem notiere ich jeden Abend positive Erlebnisse. Daraus schöpfe ich Kraft. So ist übrigens auch mein Buch über meinen Fall entstanden. Gemäss meiner Leser ist es keine Leidensgeschichte, sondern ein spannender Krimi, der sehr viel Kraft gibt, sich gegen Unrecht zu wehren.

Wie hat sich Ihr Menschenbild durch Ihre Erfahrungen verändert?
Ich habe vor dem Unfall stärker an das Gute im Menschen geglaubt. Seit ich an die Öffentlichkeit gegangen bin, habe ich etwa hundert HWS-Verletzte kennen gelernt, bei denen Autoschäden nicht vollständig erhoben wurden, Röntgenbilder verschwanden oder Krankengeschichten und andere Unterlagen nachträglich verändert wurden.

Caroline Bono-Hörler: Allein gegen Goliath. Wie mein rundum versichertes Leben zum Albtraum wurde. Wörterseh-Verlag, Gockhausen 2010, 248 Seiten, ca. 39 Franken, www.bonolaw.ch