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Grüne Frage: Rettet bio die Welt?

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Grüne Frage: Rettet bio die Welt?

Wir glauben und hoffen, dass wir mit dem Griff ins Bio-Regal etwas Gutes tun. Doch sind biologisch produzierte Lebensmittel wirklich der Schlüssel, um die Welternährung nachhaltiger zu machen? Stephanie Hess, annabelle-Redaktorin mit Nachhaltigkeitsfokus, erklärt.

Wer seinen Jutebeutel nur mit Bio-Produkten füllt und denkt, dass das allein schon ausreicht, um die Welt zu retten, liegt falsch. Das zeigt eine Studie der Schweizer Nachhaltigkeitsfirma ESUServices. Denn: Biologische Produktion benötigt mehr Land. Tiere leben auf grösserer Fläche. Auf den Äckern dürfen keine Pestizide und künstliche Dünger eingesetzt werden. Das schützt die Artenvielfalt und die Ressourcen, verbraucht aber auch mehr Boden und schmälert den Ertrag. Bio, so heisst es daher nicht selten, sei gut und recht für eine kleine Gruppe wohlmeinenden und gutverdienenden Städter:innen. Aber kein Konzept, um die ganze Welt zu ernähren.

Soziale Aspekte miteinbeziehen

Doch das greift ein bisschen zu kurz, insbesondere wenn man Nachhaltigkeit umfassend versteht. Denn soziale Aspekte werden in solche Studien nicht miteinbezogen. So zeigen Erhebungen, dass die bio-logische Landwirtschaft Schweizer Bäuer:innen mehr Geld einbringt, und zwar jährlich zwischen 5000 und 9000 Franken zusätzlich. Auch das Tierwohl – das bestätigen zertifizierte Label – hat auf Bio-Höfen generell einen höheren Stellenwert. Ebenso ein gesunder, immer wieder nutzbarer Boden.

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«Wenn wir so weiter konsumieren, schafft es auch die konventionelle Landwirtschaft nicht mehr, genügend zu produzieren, um die Welt zu ernähren»

Aber liesse sich das heutige Nischen-Konzept auch auf die globale Landwirtschaft übertragen? Fest steht: Wenn wir so weiter konsumieren und den Bevölkerungsanstieg miteinrechnen, schafft es gemäss der Welternährungsorganisation FAO auch die konventionelle Landwirtschaft nicht mehr, genügend zu produzieren, um die Welt zu ernähren. So oder so: Wir müssen umdenken. Eine Studie von 2017 zeigt: Halbieren wir den Konsum tierischer Produkte sowie Foodwaste, streichen Kraftfutter aus den Futtertrögen und pflanzen auf den so frei werdenden Äcker nur Nahrung für Menschen an, dann könnte auch ein durchgehender biologischer Anbau genügend Lebensmittel für die Weltbevölkerung abwerfen.

Das unterstreicht im Übrigen auch die erwähnte ESU-Studie. Sie zeigt: Am stärksten reduziert man seine Umweltbelastung nämlich mit einem Mix aus mehreren Massnahmen, insbesondere: Essen Sie nur rund 250 Gramm Fleisch pro Woche, keine eingeflogenen Produkte oder solche aus Gewächshäusern, vergeuden Sie keine Esswaren – und bevorzugen Sie biologisch produzierte Waren.

Stephanie Hess (*1985) ist  Autorin des Ratgebers «Ökologisch! Fakten, Wissen, Tipps – nachhaltiger konsumieren in der Schweiz» (Beobachter-Edition, 2020) und sucht Antworten auf all Ihre grünen Fragen, gern per Mail an:
[email protected].

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