Restaurant-Test: Julian Schütt isst im Ristorante Sinfonia in Erlenbach

Da mein Ruf ohnehin ruiniert ist, kann ich hier ruhig beichten: Es kommt vor, dass ich schon beim Verlassen eines durchaus exquisiten Restaurants die einzelnen Gänge und die genaue Zusammensetzung der Gerichte nicht mehr unterscheiden kann. Das hat nichts mit der Qualität zu tun. Aber viele Menüs sind für Normalesser wie mich zu komplex und überfordern vor allem auch mein kulinarisches Gedächtnis.

Es bestätigt sich hier, dass Kochen tatsächlich die angenehmste, aber auch die vergänglichste Kunst ist. Gewisse Spitzenköche wollen indes auch zu viel. Sie variieren im gleichen Gang bis zu einem Dutzend Zutaten. Bei einem Siebengänger lässt sich da nicht mehr jedes Schäumchen von jedem Häubchen differenzieren.

Da lobe ich die italienische Cucina, die bei aller Raffinesse stets schlicht bleibt. Immer gern kehre ich bei Maurizio Vannozzi im «Sinfonia» in Erlenbach ein und vergesse vor lauter Entzücken jedes Mal, mir Notizen zu machen. Doch auch Tage später habe ich noch jeden Gang präsent.

Für jeden könnte ich folglich die abgelutschteste aller Lobesfloskeln bemühen, nämlich «unvergesslich». Aber dem Esskritiker wird eben gerade nicht verziehen, wenn er immer dieselben Vokabeln bringt. Bereits der Einstieg belebt alle Geschmacks- und Geruchsnerven: eine Zucchetti-Minze-Suppe. Dann folgt eine gut angebratene Languste mit lauwarmen Artischockenherzen: Das ist vielleicht nicht besonders innovativ, aber handwerklich perfekt zubereitet.

Vannozzis Pasta gehört zu den Besten im Grossraum Zürich: Diesmal geniesse ich sie mit Eierschwämmli und Olivenöl, mehr braucht es nicht. Als Hauptgang bekomme ich ein in Tranchen geschnittenes Rindsentrecôte an grüner Pfeffersauce mit Gemüse – hervorragend. Und zum Abschluss ein frisches Aprikosentörtchen. Da vergesse ich, dass ich von Berufs wegen hier bin.

— Ristorante Sinfonia, Bahnhofstrasse 29, 8703 Erlenbach ZH, Tel. 044 910 04 02, www.restaurantsinfonia.ch