Restaurant-Test: Julian Schütt isst im Restaurant Zur Mägd in Basel

Das Haus Zur Mägd in der Basler St.-Johanns-Vorstadt erinnert an eine Frauengemeinschaft, die im 14. Jahrhundert ein frommes, eheloses Leben führte. Später übernahm die Vorstadtgesellschaft Haus und Namen. Ihre Aufgabe: für Ruhe und Ordnung im Quartier sorgen und «Laster verhüten».

Die Vorstadtgesellschaft gibt es immer noch. Die «Vorgesetzten» und «Altvorgesetzten» würden einen «intensiven Kontakt» pflegen, heisst es auf der Website, und «bei einigen Anlässen werden auch ihre Frauen miteinbezogen». Ob da nach wie vor Laster verhütet werden müssen? Ich will es genau wissen. Zumal sich in diesem Haus ein Restaurant namens Zur Mägd befindet, geführt von Adriano Giordano. Auch über ihn lassen sich zuverlässige, das heisst weibliche Quellen zitieren: So galt er schon in seinen Anfängen als traumhaft schöner Kellner. Dieses Kapital, besonders aber seinen Charme hat er sich auch als Gastgeber bewahrt.

Zusätzlich pflegt er eine ausgezeichnete, angenehm unver-zärtelte italienische Küche, die in der kalten Jahreszeit auch Trippa alla moda del Mägd (Kutteln), La testina di vitello (Kalbskopf) oder Coda di bue (geschmorten Ochsenschwanz) einschliesst. Ganz so deftig muss es nicht sein. Mir genügt als kraftvoller Auftakt eine frische Sardine auf Fenchelsalat und Focaccia. Dann kommen überzeugende hausgemachte Tagliatelle mit grillierten Riesencre-vetten an Tomatensugo auf den Tisch, zum Hauptgang ein perfektes Bistecca di manzo (Rindshohrücken) mit Pilzküchlein, Zucchetti und Ofenkartoffeln und zum Dessert ein grossartiges Minzensorbet. Zum Glück muss die Vorstadtgesellschaft solch fromme Laster nicht mehr verhüten.

Restaurant Zur Mägd
St.-Johanns-Vorstadt 29
4056 Basel
Tel. 061 281 50 10
www.zurmaegd.ch