Endlich wieder draussen spielen
Meine einzigen Berührungspunkte mit Fussball sind die vielen FCZ-Graffitis rund ums Zürcher Lochergut und die Versammlungen Bier trinkender Halbstarker, die an Spieltagen von dort ins Letzigrund pilgern – bis zu den Europa- und Weltmeisterschaften. Dann kann ich plötzlich ganz wunderbar über Schwalben und Elfmeter fachsimpeln. Bis zum ersten Spiel der Schweizer Nati gegen Ungarn bei der EM 2024 sind es noch gut zwei Monate, die Fan-Kluft habe ich mir Mitte April schon zugelegt: ein Trikot aus der Kollektion United der Swisscom-Initiative 079.
Dazu Radlerhosen (die brauch ich jetzt natürlich wegen des Secondhand-Rennvelos, das ich vor zwei Wochen auf der Velobörse ergattert habe) von On und die 33 Dougal oder 222 West von Birkenstocks Collab-Linie 1774. Vor der Frühlingssonne und später auch beim Public Viewing schützen die Produkte von Le Rub.
Und wer bis Balljagd und Torjubel noch das ein oder andere Get-together zwischen aufblühenden Balkonpflanzen schmeisst, dem seien die Hocker des französischen Interiordesigners Axel Chay empfohlen, den ich eben erst für unsere Print-Ausgabe interviewt habe; die passen selbst auf den schmalsten Stadtbalkon und eignen sich ebenso hervorragend als Apéro-Tisch.
Auf dem platziert man bestenfalls die nach apulischer Erntezeit duftende Loewe-Kerze Tomato Leaves und freut sich schon mal auf den Fussballsommer. Oder jene in der neuen Geruchsrichtung Mushroom, mit der man sich gleich bis zur Olympiade im Spätsommer durchvorfreuen kann. – Leandra Nef, stellvertretende Chefredaktorin
Saugen, saufen und saugut klarkommen
So farblos wie meine Auswahl ist leider auch mein Teint. Nach zwei Wochen Philippinen ist das eine bodenlose Frechheit. Als traurigen Ersatz für den nicht selbst generierten Glow gibts jetzt Sun Drops. Ich weiss, dieses Problem ist ein lächerliches, ich sollte mal klarkommen.
Dabei habe ich mich diesem leidigen Thema bereits ausgiebig unter einer üppigen Palme gewidmet und mich durch die wackelige, aber anrührende Bubble meines literarischen Girl Crushs Ilona Hartmann gesnackt. Ihr Buch «Klarkommen» ist kurzweilig, ja eigentlich langweilig – weil, wir kennen es alle, es passiert ja dann doch meistens nix im Leben. Aber die Gedanken sind so betörend schrullig formuliert, dass ich sie selbst gern exakt so aufgeschrieben hätte.
Jaja, diese FOMO. Man darf nun darauf anstossen, dass man sie offenbar mit so vielen teilt. Ich mache das am liebsten mit Schaumwein vom Gut eines Bündner Freundes mit dem klingenden Namen Heinz Kunz. Wenns schnell gehen muss, tut es auch ein Shot. Gerne aus gläsernen Blumenkelchen.
Man munkelt zurecht, «Charmant, aber konsequent» sei das Credo der Saison. Das gilt auch fürs Lümmeln. Ich empfehle deshalb eine Hose, die optisch steht und gefühlt eigentlich immer liegt. Und einen Nass- und Trockensauger, der cute aussieht, es aber faustdick hinter den Bürstwalzen hat. Denn wenn im Frühling alle wie blöd auf Dating Apps wischen, tue ich das parallel dazu auf dem Boden der Tatsachen mit einem garantiert zuverlässigen Reinigungsgerät. – Linda Leitner, Lifestyle Editor
Frau Amsel und allerlei Neuanfänge
Ich mag die Ungewissheit von Frühling, den Neuanfang auf allerlei Ebenen. Wie Frau Amsel aus der Nachbarschaft, die einen neuen Anlauf nimmt, ausgerechnet auf meinem Balkon ihre Kleinen auszubrüten. Der erste Versuch scheiterte, es wurde ihr dann doch zu wild, ob es diesmal glückt?
Apropos Glück: Ja, am liebsten würde ich aktuell full-time über bunte Blumenwiesen spazieren (auch wenn ich dafür mittlerweile meine Heuschnupfen-Chügeli mitnehmen muss). Ich freue mich darauf, endlich wieder warme Sonne auf der Haut zu spüren, ein Wiedersehen mit meinen Kleidern zu feiern.
Ich mag auch, dass der Frühling seinen eigenen Kopf hat. Und so lasse ich mir beim Picknick auch mal den Wind um die Ohren blasen. Lese ganz leise im Liegestuhl Bücher (um Frau Amsels Willen). Gehe Körbe werfen mit meinen Kids und muss mich immer schneller geschlagen geben. Und schnappe ich mir meinen Aquarellkasten, schaue ich auch da, was unterwegs unerwartet Neues entsteht. Offen für ganz vieles – so wie Frau Amsel halt. – Redaktorin Sandra Brun
Sonnengrüsse auf dem Balkon und ganz viel Gelato
Die Tage sind endlich länger und so langsam wache auch ich aus dem Winterschlaf auf. Ich habe mir fest vorgenommen, bei schönem Wetter Sport an der frischen Luft zu machen. Ganz gerne auch mal auf meinem Balkon in der neuen Wohnung. Gross genug ist er nämlich, um die Yogamatte von Casall auszurollen und die Sonne zu begrüssen.
Als Belohnung gönne ich mir danach das beste Glacé in Schaffhausen von meiner Lieblingsgelateria El Bertin. Die Saison ist seit einem Monat eröffnet und ich will mich durch alle kreativen Kreationen wie Orange-Dattel oder Mohn-Marzipan schlecken.
Im Frühling überkommt mich auch immer dieser Farbentick, kennt ihr das? Mindestens ein knalliges Piece muss her, während die dunklen Kleider ganz schnell in der Winterkiste verschwinden dürfen. Diesmal haben es mir die violetten Sneakers Palermo von Puma (Ciao Adidas Samba!) angetan.
Da ich ein absolutes Gfrörli bin, ziehe ich beim Apéro draussen mit Freunden die schöne Strickjacke des spanischen Labels Cordera aus meiner Korbtasche und manifestiere gemütlich eingewickelt die langen, warmen Sommernächte herbei. Doch jetzt geniesse ich erstmal den Frühling, der wird gut, ich spürs! – Mode-Volontärin Tiziana Demasi
Chillen ohne Reue
Der Frühling ist für mich ein Neubeginn auf allen Ebenen. Vom sonstigen Zauber des Neubeginns verblendet, realisierte ich dieses Jahr allerdings, dass die Worte «neu» und «Beginn» kein Versprechen für Hochphasen sind. Kurz nachdem die ersten Kirschblüten graue Gassen rosa gefärbt hatten, versank ich erstmal ein paar Tage träge im Sofa. Mein Fuss war leicht verletzt und mein Herz ziemlich gebrochen.
Das Bewegungsdefizit begünstigte den Liebeskummer und das Swipen durch ereignisreiche Insta-Stories mein schlechtes Gewissen. Gerade als ich mich wieder für die Stubenhockerei verurteilen wollte, stiess ich über meinen News-Feed auf das tröstende Prinzip von «Chillen ohne Reue».
In einem Videoausschnitt aus Sophie Passmanns und Joko Winterscheidts Podcast-Aufzeichnung von «Sunset Club» ermutigt Passmann zum zelebrierten Nichtstun, was meiner Interpretation zufolge einer minder glamourösen, aber nicht minder bereichernden Variation von dolce far niente entspricht.
«Chillen ohne Reue» veränderte die Perspektive auf meine Situation. Wenn ich schon mal gute Gründe zum Chillen habe, dann ja wohl erst recht ohne Reue. Mit Maxibon Pops neben dem Sofa blätterte ich liegend durch R. F. Kuangs Roman «Yellowface» und chillte mit jeder Zelle meines Körpers reuelos vor mich hin.
Mittlerweile sind Fuss und Herz wieder okay und ein neuer Neubeginn in Arbeit. Nicht fehlen darf dabei ein heiterer Lackton auf den Nägeln, Western-Mules an den Füssen, ein grosses Badetuch für verfrühte Badi-Besuche (kaltes Wasser verbessert schliesslich das Gemüt!) und ein unkompliziertes Spiel für danach.
Den semi-sparkling Weisswein von Marcobarba empfehle ich für die lang ersehnten Outdoor-Apéros auf WG-Balkon oder Picknick-Decke. Und nur für alle Faulheits-Fälle haftet im Hinterkopf ein Post-it mit der Aufschrift: Chillen ohne Reue. – Vanessa Vodermayer, Social Media Editor
Stanley und Strampler
Die schicke Vinylplatte ganz in Weiss ist schon bestellt: Die Rede ist natürlich von Taylor Swift. «The Tortured Poets Department» dürfte wohl nicht nur mein Frühlingssoundtrack werden. Was die Looks angeht: Wie viele in der Modebranche war ich geschockt über den Rücktritt von Dries Van Noten und habe mir beinahe panisch noch dieses zeitlose Jeanskleid gegönnt, aber ich hätte da noch andere ikonische Teile des Belgiers im Auge …
Darunter blitzt ein romantisches Bralette von Lioa Lingerie hervor, auf den Wangen trage ich «Venus» von Goop Beauty. Da ich offenbar schon zu lange in L.A. und clearly ein Trendopfer bin, trage ich glücklich meinen Stanley Cup in der Farbe «Warm Serene Brushstrokes» (!) herum. Und noch was: Im Frühling kommen ja die Babys – meinem suche ich schon mal einen süssen Strampler von Tartine et Chocolat aus. It’s a girl! – Editor-at-Large Jacqueline Krause-Blouin