Die stellvertretende Chefredaktorin Barbara Loop macht sich Gedanken, warum die Winter wärmer, aber die Mäntel trotzdem dicker werden.
Welch verheerenden Einfluss die Mode auf das Klima hat, ist längst bekannt: Zehn Prozent der weltweiten Treibhausgas-Emissionen stammen aus der Textil-Industrie. Diese verursacht, besonders aufgrund der Herstellung und Verarbeitung von Polyester, mehr CO2- Emissionen als internationale Flüge und Kreuzfahrten zusammen. Weniger Emissionen entstehen beim Anbau von Baumwolle, dafür verbraucht dieser unfassbar viel Wasser. Und das ist nur die kürzeste Version einer langen Liste der Zerstörung.
Aus der Mütze wird eine Balaclava
Kaum beleuchtet ist hingegen, welche Wirkung der Klimawandel auf die Mode hat. Ganz offensichtlich wurde «nachhaltig» zum beliebten Marketinglabel und wie selbstverständlich gelten recycelte Textilien und das Verwenden von Restbeständen auch im Luxussegment heute als chic. Aber warum werden die Kaschmirmäntel Jahr für Jahr dicker, wenn doch die Winter immer wärmer werden? Warum die Wollpullover länger, die Schals voluminöser und warum reicht eine Mütze längst nicht mehr, sondern es muss eine Balaclava her?
Während die Industrie eigentlich wegen immer häufiger auftretender Dürreperioden und anderer klimabedingter Katastrophen Schwankungen im Rohstoffmarkt ausgesetzt ist, schichten die Designer:innen immer mehr Material auf. Protection Wear nennt man das dann, also Kleidung, die schützen soll.
Die Kollektionen wurden während einer Zeit entworfen, als das Konzept Strom sparen nicht so omnipräsent war wie jetzt. Der Mantel von The Row mit passendem Schal ist also kein smarter Versuch, uns das runtergekühlte Homeoffice schmackhaft zu machen. Aber die Frage bleibt, wovor uns diese Looks überhaupt schützen sollen? Die Antwort kann nur eine metaphorische sein: vor eisigen Zeiten. In warmen Wintern.
🙂 Vielen Dank! Endlich sagt mal jemand was ich mir oft denke, wenn ich mit einem T-Shirt und leichten Hosen der Limmat entlang jogge und schwitze wie blöd und dabei Spaziergängerinnen und Spaziergänger sehen…die aussehen als ob sie in der Antarktis sind? (Oder auf dem Mt. Everest)….mich nähme auch noch Wunder…wie man so etwas dann überlebt???
Ja, das frage ich mich auch. Kann man fortsetzen mit immer warnenderer Schnersportausrüstung, sowie mit Adventsdeko: je weniger Schnee umso mehr leuchtende Plastikschneeflocken, -schneebedeckte Rentierschlitten und weitere Bilder von Schnee.