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Pro und Contra: Ist der virale Sneaker-Loafer von New Balance cool?

Fashion

Pro und Contra: Ist der virale Sneaker-Loafer von New Balance cool?

Der Hybrid aus Sneaker und Loafer von New Balance und Junya Watanabe ging viral. Ist der Hype um das Design gerechtfertigt? Mode-Volontärin Tiziana Demasi und Social Media Editor Vanessa Vodermayer sind sich uneinig.

Contra – von Mode-Volontärin Tiziana Demasi: «Ein ästhetischer Fehltritt»

Ich liebe das Spiel mit der Provokation in der Mode, ihre Vielfältigkeit und Kreativität. Aber der Hype um die Sneaker-Loafer von New Balance, die Junya Watanabe im Januar auf der Pariser Mens Fashion Week für Herbst/Winter 2024 zeigte, geht mir einen Schritt zu weit. Der Schuh kombiniert den Sneaker «New Balance 1906R» mit einem klassischen Penny Loafer. Er ist ein Hybrid, ein Mix aus Sport und Klassik. Nach der Designer-Kollaboration kommt jetzt mit dem «New Balance 1906L» ein eigenes Modell aus Mesh auf den Markt.

Der Schuh sorgte in den sozialen Medien für hitzige Diskussionen – ist er innovativ und cool oder einfach nur hässlich? Ich finde, hier ist ziemlich was aus der Balance geraten – und der Turnschuh-Slipper vor allem ein ästhetischer Fehltritt. Das Design erinnert mich stark an die orthopädischen Schuhe meiner Grossmutter (nichts gegen den Grandpacore, der einer der grossen Trends für Herbst/Winter sein wird!). Warum müssen ein Sneaker und ein Loafer unbedingt miteinander verschmelzen?

Ironischerweise stellte das 1906 in Boston gegründete Unternehmen anfangs tatsächlich orthopädische Einlagen her. Mit dem «Trackster», dem ersten Laufschuh der Welt mit wellenförmiger Sohle, gelang dem Unternehmen ein Meilenstein und im Laufe der Jahre wuchs New Balance zu einem weltbekannten Sportartikel-Imperium heran. Steve Jobs trug regelmässig New-Balance-Sneaker, allen voran das Modell 991. Längst haben sich die sogenannten Dad-Sneaker modisch etabliert. Sie passen zu einer Vielzahl von Looks, während der seltsame Hybrid-Schuh nun die Modewelt spaltet – und damit in der Kategorie Hässlichkeit die Diskussion um die Tabi-Schuhe von Maison Margiela ablösen dürfte (die ich als Tabi-Fan übrigens nicht nachvollziehen kann).

«Hässliche» Mode erregt Aufmerksamkeit, weil sie anders ist. Sie sticht aus der Masse heraus und löst oft starke Reaktionen aus – sei es Bewunderung, Verwirrung oder Ablehnung. Es ist die Mischung aus Kontroverse und Rebellion, die den Hype gleichzeitig so spannend macht. Diese Aufregung bringt uns dazu, unsere eigenen Modevorlieben zu hinterfragen und sorgt für Gesprächsstoff. Gut so, sonst wäre es ja langweilig!

Ich kann den Post-Pandemic-Home-Office Look allerdings nicht mehr sehen und freue mich auf den Gegenwind, der auf den Laufstegen in Paris und Mailand zu spüren war (endlich darf man sich wieder chic machen!). Und auch wenn der Loafer – oder Sneaker – den Zeitgeist von komfortorientierter Kleidung trifft, ist es ein schmaler Grat zwischen zwei gegensätzlichen Welten, die mit dem Stilbruch spielen.

Der Schuh ist bestimmt eine spannende Entwicklung, die zeigt, wie Marken neue Wege gehen. Vielleicht aber auch einfach ein verzweifelter Versuch, sich von der Masse abzuheben. Ich lehne mich bei diesem Trend jedenfalls entspannt zurück. Ganz uncool, mit meinen klassischen Penny Loafer an den Füssen.

Pro – von Social Media Editor Vanessa Vodermayer: «Den Soafer dürfen wir witzig finden, aber nicht belächeln!»

Bevor ihr euch direkt auf meine Gegenseite stellt: Ich verstehe die Skepsis, kann eurer Assoziation zu Gesundheitstretern folgen. Der Hybrid aus Sneaker und Loafer ist nicht gerade der elegante Schwan unter den Schuhwerken. Aber! Wie oft habt ihr euch die letzten Jahre bei prophezeiten Schuhtrends geirrt? Was mich angeht, sichtlich oft.

Ich habe 2018 weder an den Aufstieg der 90er-Jahre-Dad-Sneakers geglaubt. Noch konnte ich mir bis vor zwei Jahren jemals ausmalen, fliederfarbene Crocs mit einem schwarzen Slipdress zu kombinieren – geschweige denn, den Look zeitweise in der Kategorie Lieblingsoutfit zu verordnen. Lederballerinas mit abgerundeter Kappenform habe ich beim klassischen French-Look konstant ignoriert. Aber nun träume ich von dem Strass besetzten Ballerina-Paar von Alaïa, gebe mich längst den Tabi-Flats (ja, jene, die den Fuss aussehen lassen, als bestünde er aus zwei grossen Zehen) von Maison Margiela hin und bin sogar überzeugt von der transparenten Ballerina-Interpretation.

Kurz gefasst: So gross die Schuhabneigung auch war, früher oder sehr viel später kam ich an jenen Punkt, wo ich und viele andere gegen den eigenen Modegeschmack kapitulierten und leidenschaftlich dem Trend folgten. Diese Erkenntnis alleine macht mich aber nicht zur vorschnellen Verfechterin des Soafers – was sich übrigens aus der Wortschöpfung von Sneaker und Loafer ergibt.

Für Argument zwei bringe ich die Wrong-Shoe-Theory ins Spiel. Einer auf TikTok viral gegangenen Erklärung von Stylistin Allison Bornstein, die besagt, dass der falsche Schuh der richtige ist. Das Geheimnis eines aufregend guten Looks beruht demnach auf einer Disharmonie zwischen Kleidung und Schuh – im Prinzip also ein Stilbruch. Man trägt Trainerhosen zu spitzen Stiefeln. Oder Flipflops zum weiten Anzug. Und obwohl ich in Liebesangelegenheiten bei «Gegensätze ziehen sich an» an toxische Drama-Konstellationen denke, finde ich in der Mode: diese Plattitüde bereichert, macht den Look interessant. Die Theorie lässt sich naheliegend auch auf Accessoires übertragen.

Nicht ohne Grund schlüpfen Cool Kids mit Sportsocken über den Füssen in schicke Loafers. Der Soafer ist bloss einen Katzensprung davon entfernt und ein Paradebeispiel für eine Schuh-Symbiose zweier widersprüchlicher Komponenten. Eine schlanke Loafer-Form kriegt eine sportliche Sneakerhülle. Das dürfen wir gerne witzig finden, aber bitte auf keinen Fall belächeln! Modeerscheinungen locker zu nehmen, zeugt von gutem Humor – und dieser ist bekanntlich hohe Kunst.

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