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Postkarte von der Insel Boa Vista

Stil

Postkarte von der Insel Boa Vista

  • Text: Dinah Leuenberger; Fotos: Getty Images (3), Gamma/laif (1)

Auf der Kapverdeninsel Boa Vista vor der westafrikanischen Küste herrscht auch im Winter stets Sommer.

Nach sechs Stunden Flug lande ich im Sommer. 28 Grad im Schatten, Sonne und reichlich Vitamin D. Boa Vista ist die trockene unter den Kapverdischen Inseln, die kurze Fahrt vom Flughafen zum Hotel liefert einen Vorgeschmack: Eine holprige und mit Sand bedeckte Strasse führt durch eine karge Landschaft. Die Insel ist dabei, sich an den boomenden Tourismus zu gewöhnen – ohne Natur und Traditionen zu belasten. Bis jetzt.

Auf einem Spaziergang durch die einzige Stadt, Sal Rei, begegnen mir Frauen, die Wasserbehälter auf dem Kopf transportieren und ihre Kleider an öffentlichen Waschstellen waschen. Laute, lachende Schulkinder, die in einer rosa gestrichenen Schule bei offenen Türen Portugiesisch lernen. Die Häuser sind rustikal und in den buntesten Farben aneinandergereiht.

Obwohl die Kapverden seit 1975 eine unabhängige Republik sind, vererbte die ehemalige Kolonialmacht Portugal dem Land seine Amtssprache. Die ursprüngliche kreolische Sprache und Küche blieben dennoch bestehen. Ich blicke in dampfende Töpfe, in denen eine Cachupa köchelt, ein Eintopf aus Mais, Bohnen und Süsskartoffeln. Der Duft macht hungrig. Es gibt in Sal Rei einige Restaurants, in denen herrlich frischer Fisch serviert wird. Ich entscheide mich für das Café del Mar und wähle den Thunfisch im Sesammantel mit Wasabisauce, Reis und Gemüse.

Abseits der Stadt sind die meisten Teile der Insel unbewohnt und von rauer Schönheit. Diese zeigt sich mir an einem frühen Morgen besonders intensiv: Ich fahre an den 22 Kilometer langen Santa Mónica Beach, wo Longhead-Schildkröten im Mai ihre Eier legen. Der Moment könnte nicht besser gewählt sein, denn ich kann die Jungen beim Schlüpfen beobachten und dabei, wie sie sich auf den Weg ins Meer machen. Ein magisches Naturschauspiel. Von März bis Mai tummeln sich in Küstennähe auch Wale. Selten habe ich einen jungfräulicheren Strand gesehen; der Sand ist weiss und heiss, das Meer leuchtet in starkem Türkisblau – hier nicht zu baden, wäre eine Sünde. Die Wellen schäumen meterhoch und reissen mich zu Boden. Langsam gewöhne ich mich an den Rhythmus der Wogen und lasse mich von ihnen tragen, die Sonne im Gesicht.

Tipps

ESSEN

Restaurant Chaminé

Der Inhaber Ângelo serviert erfrischende Getränke, kapverdischen Kaffee und seinen berühmten Maiskuchen, der ohne Mehl zubereitet wird. Von der Terrasse aus hat man eine herrliche Sicht auf die Insel, da das Dorf Rabil auf einem Hügel liegt.

Rabil, Tel. 00238 251 19 00, facebook.com/restaurantechamine

Pérola de Chaves

Direkt am Strand und gut versteckt, serviert das Restaurant eine Fusion aus kapverdischen und westlichen Speisen. Nach dem Essen kann man es sich unter den Baldachinen bei einem Drink gemütlich machen. Rabil, Tel. 00238 982 42 31, facebook.com/peroladechaves

Café del Mar

Beim Betreten des Lokals geht die Sonne auf: Die Bedienung strahlt, und aus der Küche weht der Duft von frischem Fisch oder grilliertem Ziegenkäse. Vom Stadtzentrum von Sal Rei kann man das Café bequem zu Fuss erreichen, es gehört zum Hotel Estoril.

Hotel Estoril, Sal Rei, Tel. 00238 251 10 78, hotelestorilboavista.com

SCHLAFEN

Die wenigen Hotels sind Anlagen, so gross wie Dörfer. Eine der ersten Adressen auf Boa Vista ist das «Riu Karamboa». Die grosszügige Siedlung ist stilvoll angelegt, bietet zahlreiche Aktivitäten, auch für Familien, und vier Restaurants. Der private Sandstrand reicht bis zur Stadt Sal Rei und ist ideal für Spaziergänge und Sonnenbäder. WLAN gibt es nur in der Lobby, perfekt für ein Digital Detox. Das All-inclusive-Konzept sorgt für entspanntes Geniessen.

Hotel Riu Karamboa, Praia de Salines, Tel. 00238 251 91 00, riu.com, DZ mit Vollpension ab ca. 210 Franken

SEHEN

Schiffswrack

Die «Santa Maria» ist das grösste der rund 120 Schiffswracks vor der Küste von Boa Vista. Sie ist 1968 im Norden der Insel auf ein Korallenriff aufgelaufen. Die lokale Bevölkerung konnte sich ein Jahr lang von der Fracht ernähren. Touren zum Wrack können in allen Hotels gebucht werden.

Inseltrips

Die Kapverden bestehen aus zehn Inseln mit unterschiedlicher Vegetation. Die Wüsteninseln Boa Vista und Sal sind trocken, Santiago und São Vicente tropisch. Auch Fogo bietet mit dem aktiven Vulkan ein Naturspektakel. Tagestrips oder Rundreisen können im Reisebüro oder in den Hotels gebucht werden.

Der Süden

Auch der Süden von Boa Vista ist mit einer Tour zu erreichen. Neben ehemaligen Salzseen, einer Oase mit Baobab-Bäumen und einigen kleinen Dörfern wird auch der Santa Mónica Beach besucht, wo Zeit bleibt für ein ausgedehntes Bad.

ANREISE

Direkte Flüge ab Basel bietet Tui Fly. tui.ch

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1.

Auf der Vulkaninsel Fogo werden Kaffee und Reben für Wein angebaut

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Tückische Gewässer: 1968 lief die «Santa Maria» vor Boa Vista auf ein Riff auf – sie ist das grösste von 120 Wracks

3.

Ein Hotel wie ein Dorf: Das «Riu Karamboa»

4.

Kaffee von den Kapverden? Und wie! Der Sabor di nôs Terra von Cafés de Cabo Verde wird auf der Insel Fogo produziert. Es gibt ihn in drei Stärken auf dem Markt und in Restaurants.