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Postkarte aus Marrakesch

Stil

Postkarte aus Marrakesch

  • Text: Silvia Binggeli; Fotos: Getty Images (1)

So ganz wird man ihre Magie nie verstehen – man kann die Stadt für ihre Kontraste nur lieben.

Zimttee auf der «Terrasse des Épices», Blick über Flachdächer in offenen Himmel, Farben verweben sich mit Gedanken. Der Tee wird von hoch oben aus der Kanne in die Tasse gegossen, schäumt, schmeckt – stark gezuckert – verführerisch. Wir sind in Marrakesch, in der nordafrikanischen Stadt, in der sich seit je Künstler und Weltenbummler in einem Kaleidoskop verlieren.

Wir fragen uns, was den Kobras auf dem Djemaa al-Fna, dem berühmten Markt- und Gauklerplatz, verabreicht wurde, dass sie brav für das Publikum tanzen, statt sich in der Menge davonzumachen. Wir suchen eine Strasse und finden in einer anderen neben Plastikramsch wertvolle Berberteppiche, Messingvasen und einen Hamam, wo wir forsch eingeseift werden. Und uns am Ende doch wie Königinnen fühlen.

Unser Hotel liegt ausserhalb der Stadtmauern in der Nähe der Koutoubia-Moschee und besteht aus nachgebauten Riads, den traditionellen Altstadthäusern. Während der dreijährigen Bauzeit legten hier täglich 1500 der besten Handwerker des Landes Mosaike, gestalteten Wasserwege, schnitzten in gewölbte Holzdecken. Der Besitzer des «Royal Mansour» ist König Mohammed VI. von Marokko. Er spricht mehrere Sprachen, hat der Korruption und Armut in seinem Land den Kampf angesagt, ein für Frauen liberaleres Gesetz eingeführt und 2011 nach Demonstrationen Verfassungsreformen umgesetzt. Trotzdem bleibt er steuerbefreit, gilt mit einem geschätzten Vermögen von 2.2 Milliarden Franken als einer der reichsten Monarchen der Welt. Der Taxifahrer wischt die Kontroversen weg. «Dank unserem König leben wir freier, besser und sicherer als unsere Nachbarn.» Tatsächlich fürchten wir uns selbst nachts in einsamen, engen Gassen nicht.

Ein Aufenthalt im «Royal Mansour» kostet ein kleines Vermögen. Aber es ist das schönste Hotel, in dem wir je logierten. Wir möchten es den ganzen Tag von oben bis unten befühlen. Es spiegelt die Magie der ganzen Stadt: unendliche Geduld, Schönheit zu perfektionieren. Und Einsicht, dass sich Wahrheit nicht einfangen lässt.

Vor der Abreise packen wir Zimtrinde in unsere Koffer, brühen sie zuhause an und lassen sie von hoch oben aus einer Kanne in ein Glas voll Zucker fliessen. Der Tee schmeckt nicht halb so gut wie in Marrakesch.

Tipps

HOTEL

Eine Nacht im «Royal Mansour» kostet je nach Saison ab zirka 900 Franken. Dafür bekommt die Besucherin ein eigenes Riad auf drei Etagen, mit Wohnzimmer, Schlafzimmer und Pool auf der Dachterrasse. Im französischen oder im marokkanischen Restaurant lässt sich wunderbar speisen. Ausserdem in Reduits ausruhen, in der Bibliothek wandeln oder im Spa eine erholsame Behandlung buchen.
royalmansour.com

RESTAURANT

Im Café Arabe wird landestypisch mit einem Touch Italianità gekocht, im kusche- ligen warmroten Ambiente oder auf der Terrasse verweilt man gern den ganzen Abend.
cafearabe.com

SHOPPEN

Mustapha Blaoui ist ein Mekka für Liebhaberinnen von bunter Kunst, Teppichen, Möbeln und Dekoartikeln vor allem aus Afrika. Achtung: Hier verliert der Tag schnell seine Stunden. Das Paradies versteckt sich hinter einer unscheinbaren Holztür und ist nicht angeschrieben. Einfach Händler nebenan fragen.
mustaphablaoui.com

KLEIDUNG NACH MASS

Gibts in bester Ausführung gleich neben Mustapha Blaoui. Für den überaus sympathischen Besitzer Ben Zouine Med Rida ist Qualität Ehrensache.
– 14, route Arset Aouzal, Bab Doukkala

APOTHEKE À LA MAROCAINE

Eine spannende Einführung in die marokkanische Kräuterheilkunde und eine schöne Auswahl an Gewürzen und Düften gibts bei Karim Bamafi in der Herboristerie Essalam.
– 13, rue Sidi al-Yamani, Lakssour

GARTEN

Yves Saint Laurent hatte in Marrakesch eine seiner wichtigsten Inspirationsquellen gefunden. Ein Teil seines ehemaligen Wohnsitzes ist heute ein Museum. Der wunderschönen Garten ist zugleich die letzte Ruhestätte des Ausnahme-Couturiers.
jardinmajorelle.com

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1.

Die Crème de la Crème: Im Hotel «Royal Mansour» bekommen Gäste ein eigenes Riad auf drei Etagen.

2.

Handwerkskunst, die einem zum Staunen bringt: «Royal Mansour».

3.

Landestypisch in warmem Rot und mit Sitzkissen: Café Arabe

4.

Souvenirs: Wer kann sich in Marrakesch schon entscheiden! Zimtrinde, betörende Muster auf Zierkissen, Recyclingleuchte für schönen Kerzenschein – alles vom Souk.