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Postkarte aus Jaffa, Tel Aviv

Stil

Postkarte aus Jaffa, Tel Aviv

  • Text: Dania ZafranFotos: Ornella Cacace

Mit Saft und Kraft - Tel Avivs Stadtteil Jaffa, der in den Siebzigerjahren durch den süssen Orangensaft berühmt wurde, bekommt derzeit wieder einen gehörigen Vitaminschub. Lesen Sie, was es im hippen Viertel zu entdecken gibt.

Berauschend wurde Jaffa in Songs genannt, magisch, ein Ort, der mit seiner Duftmischung aus Jasmin, Salz und Rauch «die Sinne betäubt». Vielleicht liegt das Betörende aber auch am permanent geschäftigen Chaos, das hier herrscht: an den unterschiedlichen Religionen und Lebensarten, welche die historische Hafenstadt seit Jahrhunderten kennt. In Jaffa, dem südlichsten Stadtteil von Tel Aviv, lebten seit je Juden, Muslime und Christen. Lange verschlug es Touristen vor allem der spektakulären römischen Ausgrabungen wegen hierher. Aber sonst?

Bis in die Neunzigerjahre teilten sich die heruntergekommene Altstadt jüdische und arabische Arbeiter. Wer Jaffa in den letzten Jahren zum neuen Hotspot von Tel Aviv gemacht hat, ist nicht gänzlich klar: Studenten und Künstler, die hier billigen Wohnraum fanden – oder Immobilienhaie, die alte Häuser kauften und zu Luxuswohnungen umbauten? Fest steht, dass die hippen Restaurants, Clubs und angesagten Boutiquen ein junges, urbanes Publikum anziehen, das früher bestenfalls nach Jaffa kam, um auf dem Flohmarkt, dem Shuk Hapishpishim, nach Secondhandkleidern, Schmuck, Antiquitäten und Ramsch zu stöbern.

Heute essen wir im «Container», einer ehemaligen Lagerhalle im renovierten Hafenviertel, Fisch und marktfrische Meeresfrüchte. In der Saloona Art Bar, einer alten Autogarage mit kitschigem Siebzigerjahredekor, schlürfen die Kreativen der Stadt ihre Feierabenddrinks, bevor Livebands und DJs die Party schmeissen. Natürlich gibt es sie auch noch, die alten Traditionslokale: zum Beispiel die legendäre Holzofenbäckerei Abulafia, wo es mit Käse gefüllte Sambusaks (gefüllte Teigtaschen) gibt oder Pittas mit Zatargewürz. Doch die Entwicklung zum Trendquartier hat sich längst vollzogen: Coole Bars, Restaurants und Designerläden verdrängen die dunklen Tea Rooms und Shisha-Bars, wo alte Araber die Kufija tragen und Arafat von den Wänden lächelt. Nur abends, beim Sonnenuntergang hoch über den Klippen des Mittelmeers, findet man im orientalisch-hippen Chaos noch immer Ruhe.

Exquisite Leckereien
 

Wie überall im Nahen Osten ist auch in Israel Hummus (Kichererbsenpüree) mit Fladenbrot eine Nationalspeise. Wo es den Besten gibt? In Jaffa schwört man auf Abu Hassans Restaurant Hummus, wo die Einheimischen bereits morgens um elf Schlange stehen. Es schliesst, sobald das letzte Hummus aus der Schüssel gewischt ist.
Restaurant Hummus Abu Hassan
1, Dolphin St. Oder 14/18, Shivtai Israel St.

 

 

«Das Flair von Jaffa liegt in der ethnischen Vielfalt», sagt der Westschweizer Vince Muster, der 1994 der Liebe wegen nach Tel Aviv gezogen ist. «Christen, Juden, Araber, religiöse und nichtreligiöse Menschen prägen den Stadtteil, kulinarisch wie kulturell.» Vince Muster führt in Jaffa die Container Bar und das Restaurant Charcuterie (Bild). Letzteres liegt versteckt mitten im Shuk, wo er Spätzli und hausgemachte Würste serviert. Das Restaurant ist ein Renner und fast ständig ausgebucht.
Restaurant Charcuterie
3, Rabbi Chanina St.
Tel. 00972 3 682 88 43

 

 

 

Exquisite Kultur

Eine ausgewanderte Zürcherin führt ein weltweit einmalige Theater in einer ehemaligen Lagerhalle am Hafen, wo blinde, taube und taubblinde Schauspieler auftreten.
Theater Nalaga’At
Old Jaffa Port, Box No. 6
Tel. 00972 3 633 08 08
www.nalagaat.org.il

 

 

Ansichtssachen – Das Ilan-Goor-Museum, ein 270 Jahre altes Gebäude, Ferienresidenz der Künstlerin Ilana Goor, beherbergt eine eindrückliche Kunstsammlung, darunter auch Giacometti-
Skulpturen.
Ilan-Goor-Museum
4, Mazal Dagim St.
Tel. 09723 683 76 76
www.ilanagoor.com

 

 

Philosophieren inkl. – Im Yafa Books and Coffee treffen sich jüdische und arabische Intellektuelle an einem Tisch. Hin und wieder gibts Lesungen, und jeden Tag kocht der Chef ein warmes Menü.
Yafa Books and Coffee
33, Yehuda Margoza St.
www.yafabook.co.il

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1.

Römische Ausgrabungsstätten in Jaffa

2.

Das Restaurant «Container» im renovierten Hafenviertel

3.

Die Saloona Art Bar ist eine alte Autogarage

4.

Feine Backwaren in der legendären Holzofenbäckerei Abulafia