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Postkarte aus Graceland: Heimat von Elvis Presley

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Postkarte aus Graceland: Heimat von Elvis Presley

  • Text: Bänz Friedli, Fotos und Bildlegenden: Linda Leuthold

Elvis has left the Building: Wir wollten den King of Rock’n’Roll besuchen. Er war nicht zuhause – aber der Besuch hat sich trotzdem gelohnt. 

Wie von Geisterhand öffnet sich das Tor, dessen Gitter aus geschwungenen Notenlinien besteht, und im offenen Bus gleitet man hinein in sein Reich: Graceland, Residenz des King of Rock’n’Roll. Ein Südstaatenhaus mit Säulenvorbau, umgeben von Wiesen. Jenseits der Umzäunung tost der Verkehr auf dem Elvis Presley Boulevard, einer siebenspurigen Stadtautobahn, flankiert von Tankstellen, Schnellimbissen, Souvenirshops. Um einen Seerosenteich mit Springbrunnen sind die Familiengräber gruppiert, auch Elvis’ Grossmutter und seine Eltern ruhen hier. Fans legen Kränze nieder, Verehrerinnen wimmern und beten. Ein Wallfahrtsort, der seine Magie aus der Ergriffenheit derer bezieht, die ihn aufsuchen. Gemessen an den protzigen Anwesen heutiger Stars, nimmt sich der kleinbürgerliche Traum einer Prunkvilla fast niedlich aus.

Drinnen herrscht Andacht. Alles ist noch da und unverrückt: Nippsachen, Silbergedeck, Kronleuchter im Esszimmer, Zottelteppich im «Jungle Room», ein Dutzend TV-Geräte, zahllose Überwachungskameras. Die wurden schon zu Elvis’ Lebzeiten installiert: Er beäugte seine Besucher aus dem Schlafzimmer im ersten Stock und liess oft ausrichten, er sei nicht daheim. Bis heute bleibt das Obergeschoss tabu – noch wohne der King droben, raunen viele Pilger, doch die meisten sind sich einig: Elvis has left the Building.

Seiner Stadt Memphis, die sich herausgeputzt hat und selbst das restaurierte Tram wieder rollen lässt, beschert der Star 37 Jahre nach seinem Tod Milliarden-Umsätze. Ein Jubiläum, das sich vermarkten lässt, findet sich immer – heuer sind es sechzig Jahre, seit Presley seine erste Single aufnahm, «That’s All Right». Wahre Fans besuchen Graceland mehrmals. Wer für 72 Dollar ein VIP-Ticket kauft, darf im Privatflugzeug bis zum goldenen Wasserhahn der Bordtoilette vordringen und in der Garage den rosa Cadillac bestaunen, den Elvis 1955 seiner Mutter mit der ersten Gage kaufte. Nur: Sie hatte keinen Fahrausweis.

Die besten Tipps 

ESSEN 

Im ältesten Restaurant der Stadt ist das Interieur seit 1919 unverändert. Wer will, kann am Elvis-Aaron-Presley-Tisch dinieren, wo der King seinen Palm Beach Burger ass.
— Arcade, 540 South Main Street, Tel. 001 901 526 57 57, www.arcaderestaurant.com

SCHLAFEN

Das altehrwürdige Madison Hotel im historischen Kern von Memphis wurde sorgfältig im Boutique-Stil renoviert. Zu Fuss lassen sich viele Musikclubs erreichen, der nahe Mississippi lädt zu Jogging und Spaziergängen.
— Madison Hotel, 79 Madison Avenue, Tel. 001 901 333 12 00, www.madisonhotelmemphis.com, DZ ab 180 Fr.

Treue Fans übernachten gleich gegenüber der Villa Graceland im Heartbreak Hotel und mehren so den Gewinn von Elvis Presley Enterprises. Der nach einem Song benannte Neubau steckt voller Elvis-Souvenirs.
— Heartbreak Hotel, 3677 Elvis Presley Boulevard, Tel. 001 877 777 06 06, www.elvis.com/graceland/heartbreak_hotel.aspx, DZ ab 110 Fr.

SHOPPEN

Während manche Aussenbezirke verelenden, wurde Memphis’ Altstadt im Stil der Fifties herausgeputzt, in leeren Werft- und Lagerhallen entstanden Bistros und Galerien. Im Zentrum lässt es sich flanieren. Wer nicht nur Kitsch und Tand kaufen will, findet im Center for Southern Folklore echtes Kunsthandwerk einheimischer Künstler und stösst mit etwas Glück auf das Livekonzert eines namenlosen, aber echten Bluesers.
— Center for Southern Folklore, 110 South Main Street, Tel. 001 901 525 36 55, www.southernfolklore.com

SEHEN & HÖREN

Hier nahm der spätere King 1954 «That’s All Right» auf – der Rest ist Rockgeschichte. Ein musikhistorischer Ort mit stündlichen Führungen. — Sun Studio, 706 Union Avenue, Tel. 001 800 441 62 49, www.sunstudio.com

Auch das andere wichtige Studio, Stax, wo schwarze und weisse Musiker in den Sechzigern gemeinsam eine neue Soulmusik erfanden, ist heute ein Museum.
— Stax Museum, 926 East McLemore Avenue, Tel. 001 901 942 76 85, www.staxmuseum.com

Memphis’ zweiter King, Blueskönig B. B., betreibt an der Vergnügungsmeile Beale Street ein Musiklokal mit täglichen Livedarbietungen. Zuweilen tritt er selber auf.
— B. B. King’s Blues Club, 143 Beale Street, Tel. 001 901 524 54 64, www.bbkingclubs.com

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