Öko-Autos – Alles im grünen Bereich?
- Text: Bastien GirodFoto: Veronique Hoegger
Alternative Antriebsformen sind im Kommen. Doch wie umweltfreundlich sind diese Autos wirklich? Der grüne Nationalrat Bastien Girod weiss es.
In der Autoindustrie tut sich was. Es wird nicht nur von grüneren gesprochen, es kommen auch solche auf den Markt. Das ist nicht zuletzt ein Erfolg der Umweltpolitik. Über finanzielle Anreize und Umweltvorschriften wurden die Autohersteller dazu angehalten, nicht nur Statussymbole mit immer kräftigeren Motoren und grösseren Karosserien zu produzieren, sondern auch die Umweltbelastung der Autos zu reduzieren. Es hat aber auch mit einem neuen Denken zu tun. Immer mehr Menschen wird der Schutz der Umwelt wichtig. Oder sie wollen sich zumindest in ihrem Umfeld nicht für umweltfeindliches Verhalten rechtfertigen müssen. Deshalb sind – vor allem in reicheren Ländern – viele bereit, etwas mehr für ein grünes Auto zu bezahlen. Grün wird damit zum Geschäft. Das ist erfreulich, doch wie umweltfreundlich sind die als grün angepriesenen Autos wirklich? Auf was ist beim Autokauf zu achten? Soll es besser ein Hybrid, ein Bioethanol- oder ein Elektrowagen sein?
Um die Umwelt zu entlasten, kann der Energieverbrauch reduziert oder ein umweltfreundlicher Energieträger verwendet werden. Am besten ist natürlich eine Kombination von beidem. Dies garantiert ein Elektroauto, das mit Sonnenenergie gespiesen wird.
Doch beginnen wir beim heutigen gewöhnlichen erdölbetriebenen Auto. Die einfachste Variante, den Verbrauch fossiler Ressourcen und den CO2-Ausstoss zu reduzieren, ist ein mit Bioethanol betriebenes Davon ist aber abzuraten. Das Bio ist irreführend. Es stammt aus dem Englischen, wo es Biofuels heisst. Im Englischen werden Bioprodukte nicht mit bio, sondern mit organic betitelt. Deutschen sollte es deshalb besser Agrotreibstoffe heissen. Damit wird die Herkunft ersichtlich: die Landwirtschaft. Darin besteht auch das Problem der erwähnten Biofuels. Solange die Hungerprobleme auf dieser Welt nicht gelöst sind und Urwälder abgeholzt werden, um Landwirtschaftsflächen zu gewinnen, führen die meisten Agrotreibstoffe zu negativen sozialen und ökologischen Auswirkungen.
Um den Energieverbrauch zu reduzieren, lassen sich mit dem Einsatz moderner Techniken schon beachtliche Fortschritte erzielen. Bereits die klassischen Verbrennungsmotoren können ihre Effizienz stark verbessern. Noch mehr Energie kann mit Hybridautos eingespart werden. Hybrid nennen sich diese Fahrzeuge, weil sie den klassischen Verbrennungs- und den Elektromotor kombinieren. Sie besitzen beide Motoren. Um den Energieverbrauch zu verringern, werden zwei Vorteile des Elektromotors genutzt. Erstens ist der Elektromotor ein Generator von Strom, indem er in die umgekehrte Richtung betrieben wird. Damit kann die Bremsenergie gespeichert werden, welche sonst einfach die Bremsscheiben erwärmt. Zweitens ist der Elektromotor auch bei tiefen Geschwindigkeiten sehr effizient. Das erlaubt, den im städtischen Betrieb zu senken. Doch Hybrid allein ist noch kein Qualitätsmerkmal. Es gibt Hybridfahrzeuge mit einem sehr kleinen Elektromotor, die sich von einem normalen Auto nicht gross unterscheiden. gibt sogar Hybridfahrzeuge, die so gross sind, dass sie mehr Erdöl verbrauchen als ein normales Fahrzeug.
Doch die Hybride führen auf den richtigen Weg. Umweltfreundlicher als ein normaler Hybrid ist der sogenannte Plug-in-Hybrid. Der kann zuhause eingesteckt werden und eine gewisse Strecke rein elektrisch zurücklegen. Dadurch benötigt man also statt Erdöl teilweise nur Strom, was den Vorteil hat, dass die Luftbelastung durch die Verbrennung von Benzin oder Diesel während dieser Strecken auf null reduziert wird. Die Luft in den Städten wird dadurch besser. Für die Klimabelastung stellt sich beim aber die Frage, woher dieser kommt! Der durchschnittliche EU-Strommix kommt zu einem grossen Teil aus Gas- und Kohlekraftwerken. Mit diesem Mix ist die Umweltbelastung kaum kleiner als bei einem normalen Auto. Wenn der Strom aber aus erneuerbaren Energiequellen wie Wasser, Wind oder Sonne stammt, kann man sich wirklich ohne schlechtes Gewissen hinter das Steuer setzen.
So viel zu den Umweltkosten. Doch wie sieht es mit den Kosten für das Portemonnaie des Autokäufers aus?
Noch ist der Kaufpreis eines alternativ betriebenen Autos um einiges höher als der eines herkömmlichen Neuwagens. Ein Elektroauto kostet etwa 40 000 Franken, während ein normaler Kleinwagen bereits für 20 000 Franken zu haben ist. Mit den tieferen Treibstoffkosten des Elektrofahrzeugs holt man aber einen Teil der Mehrkosten wieder rein. Während ein normaler Kleinwagen (7.5 Liter Benzin pro 100 km) auf 100 000 km rund 12 000 Franken kostet, betragen die durchschnittlichen Stromkosten 2500 Franken. Sofern nur bei Niedertarif aufgeladen wird, was bei einem Elektrofahrzeug gut möglich ist, sinken die Kosten gar auf 1100 Franken. Dann wurde aber der billigste Strom getankt. Und der billigste ist hauptsächlich Atom- und Kohlestrom. Ökologischeren kann sich aber jeder leisten. Mit Naturepower, einem Produkt des Elektrizitätswerk der Stadt Zürich (EWZ), steigen die Kosten nur um 6 Prozent. Bei der noch ökologischeren Variante sind es 50 Prozent und bei reinem Solarstrom 600 Prozent mehr. Die umweltfreundlichsten Stromkosten kämen also auf rund 15 000 Franken pro 100 000 km.
Neben den höheren Kosten in der Anschaffung und für umweltfreundlicher hergestellten Strom haben Elektroautos den Nachteil einer geringen Reichweite. Hier kann ein Range Extender helfen: ein kleiner Benzinmotor, der nur im Notfall zugeschaltet wird, um die Batterie wieder aufzuladen. Die Schlüsselfrage lautet natürlich: Wie kann man Autokäufer dazu bringen, ein teureres Elektroauto zu kaufen und dieses nicht mit dem billigsten Strom zu tanken?
Die Politik kann hier Einfluss nehmen, indem finanzielle Anreize geschaffen werden. Als Gegenvorschlag zur Stopp-Offroader-Initiative wurde eine solche Massnahme beschlossen. Wenn ein Autoimporteur zu viele ineffiziente Fahrzeuge verkauft, muss er eine Sanktion bezahlen. Damit werden Autoverkäufer dazu gebracht, mehr Werbung für effiziente Fahrzeuge zu machen.
Doch einen wichtigen Teil können auch die Autofahrer leisten, indem sie ihr Statusverhalten überdenken und stärker in Einklang mit der Umwelt bringen. Um ihren sozialen Status zu demonstrieren, wählen viele Männer ein möglichst teures Auto. Für einen Porsche Cayenne etwa werden gut und gern über 100 000 Franken ausgegeben. Wenn diese Status-Kaufkraft nun für ökologische Fahrzeuge verwendet würde, liessen sich die ökologischen Mehrkosten problemlos decken. Deshalb sollte aus Statusgründen auf jedem Auto ersichtlich sein, welcher Strom getankt wurde. Sich ein Solarstrom-Tank-Abo auf einem Elektromobil zu leisten, könnte zu einem Statusbeweis werden. In der Hoffnung auf Anerkennung würden Vielverdiener so nebenbei viel für die Umwelt tun.
Bastien Girod (30) ist Zürcher Nationalrat der Grünen. Als Umweltnaturwissenschafter forscht er über den Einfluss neuer Technologien auf das Konsumverhalten sowie mögliche Klimaszenarien und ihre Auswirkungen auf unsere Gesellschaft
Der Kleinste
Dieses Elektroauto braucht wenig Energie, bietet aber trotzdem Platz für zwei Personen mit genügend Laderaum oder optional für vier Mitfahrer. Das Auto kann bis auf 110 km/h beschleunigen und ist mit einer Reichweite von 160 Kilometern ideal für Alltagsfahrten, die nicht per Velo oder ÖV erledigt werden können. Der Kleine kann an jeder Steckdose aufgeladen werden, ausserdem gibt es bei M-Way Angebote für ökologisch hergestellten Strom. M-Way ist eine Migros-Tochter.
M-Way Think City, ab 46 500 Fr., www.m-way.ch
Der Umgebaute
Dieser auf Elektrobetrieb umgebaute Fiat 500 ist umweltfreundlich und bietet viel Eleganz. Zusätzlich können mit optionaler Schnellladung die Batterien in 2.5 statt in 8 Stunden aufgeladen werden. Die Reichweite beträgt 200 km und erweitert so das Einsatzspektrum von Nahverkehr bis hin zum Regionalverkehr. Die Wagen werden in Schlieren ZH gefertigt, wo Kamoo Autos zu Elektromodellen umbaut.
Kamoo 500 Elektra, ab 46 180 Fr. (ohne Batterie), www.kamoo.ch