Barbara Schöneberger sagt, was Männer zu Männern macht, und erntet dafür Kritik. Ihr Statement macht die Sache nicht besser, findet Autorin Kerstin Hasse. Vielleicht hätte die Entertainerin, die so gern für ihre loses Mundwerk gefeiert wird, einfach sagen sollen, was Sache ist – und sich ehrlich entschuldigen.
Zu einem spannenden Wochenende gehört heutzutage ja fast schon ein kleiner Internetskandal dazu. Wenn nicht gerade J.Lo oder Jennifer Aniston das Internet breaken, dann ist es ein kleiner bis mittelgrosser Shitstorm, der sich seinen Weg durch die Social-Media-Kanäle bahnt. Dieses Mal ist es die deutsche Sängerin/Schauspielerin/Moderatorin/Magazin-Herausgeberin Barbara Schöneberger, die den Ärger des Internets auf sich zog – und zwar mit einem Video. Auf dem Insta-Kanal ihres «Barbara»-Magazins beantwortet Schöneberger regelmässig Stilfragen. Das geht von «Was hältst du von Stiefeln über Hosen?» bis hin zu «Wie findest du Greta Thunberg?». Die Fallhöhe ist also gross und eigentlich war es bei so einem Barbara-diktiert-die-Weltansicht-Format nur eine Frage der Zeit, bis einer ihrer Sprüche daneben geht. Das ist nun passiert. Auf die Frage «Was sagst du zum Thema: Männer-Make-up?» holt Schöneberger aus: «Also, jetzt mal ganz ehrlich, Freunde: Irgendwann ist auch mal Schluss. Männer dürfen von mir aus gerne lustige hochgekrempelte Hosen oder Jacketts tragen, die kurz über dem Arsch enden. Wenn ihr euch jetzt auch noch schminkt – ich finde, irgendwo ist auch mal ein Punkt. Männer sind Männer und Männer sollen auch irgendwie Männer bleiben.»
Auf diese Worte folgte umgehend die Empörung – kein Wunder. Stellen wir uns vor, was passiert wäre, wenn Joko Winterscheidt in einem Video verlangt hätte, dass sich alle Frauen die Lippen rot anmalen sollten, weil nur geschminkte Frauen echte Frauen sind. Gender-Diktate liegen 2019 einfach nicht mehr drin und dementsprechend gross war auch die Kritik. Von jungen Beauty-Bloggern, über queere Aktivisten bis hin zu Show-Kollegen, die sich vor jeder Sendung abpudern lassen und deshalb angegriffen fühlten – sie alle gaben Frau Schöneberger zu verstehen, wie bescheuert ihre Aussage war.
Nun hat Schöneberger reagiert. In einem zweiminütigen Video nimmt sie Stellung zu den Vorwürfen. «Ich habe nicht die Jungs gemeint, die sich regelmässig schminken, die bunt sind, die ihre Individualität ausdrücken wollen – die waren definitiv nicht gemeint», erklärt sie. Stattdessen habe sie mit ihrem Video «über die gesprochen, die ich früher gedatet habe». Diese Männer seien eben nicht geschminkt gewesen. Wirklich Sinn macht diese Antwort nicht – aber es wird noch problematischer: «Was ich sage, ist nie politisch – es ist einfach immer nur Showgeschäft im besten Sinne.»
Das ist absoluter Quatsch. Barbara Schöneberger will mit ihrem gleichnamigen Magazin – dessen Cover sie Monat für Monat ziert – natürlich durchaus politisch wahrgenommen werden. Weshalb sonst wird damit geworben, dass das Magazin «Ohne Diät, Work-out und To-Do-Listen» auskommt. In den Ausgaben werden gesellschaftspolitische Themen wie Alter, Bodypositivity oder Klimastreike besprochen. In eben dieser Klima-Ausgabe schreibt Schöneberger im Editorial «wir können das nicht Greta überlassen», sie philosophiert darüber, wie man im Haushalt Plastik vermeiden kann, und sie kommt zum Schluss: «Machen Sie mit, jeder kleine Schritt kann Grosses für die Umwelt bewirken!»
Das hat nichts mehr mit reiner Unterhaltung zu tun – und das ist völlig okay. Denn genau deshalb funktioniert das «Barbara»-Magazin ja auch. Während sich viele Frauenzeitschriften nicht trauen, politische Themen aufs Tapet zu bringen, schlägt das Blatt aus dem Hause Gruner + Jahr einen anderen Tonfall an.
Dass Schöneberger sich nun aber als Opfer politischer Korrektheit inszeniert, ist nicht konsequent. Man kann sich nicht dann, wenn der politische Diskurs brenzlig wird, einfach aus der Verantwortung stehlen. Ja, sie ist Entertainerin, aber sie ist nun mal auch Redaktionsmitglied eines erfolgreichen Printtitels, der ihren Namen trägt. Sie sollte sich also nicht rausreden, sondern ehrlich mit der Situation umgehen. Mit dem Video hat sie sich vertan – ihre Aussage war unüberlegt und zielte auf ein komplett veraltetes, reaktionäres Männerbild. Das hätte sie genauso zugeben können. Fehler passieren – und wenn man sich dafür entschuldigt, werden sie einem auch verziehen. Kim Kardashian hat sich schliesslich auch von ihrem «Kimono»-Skandal erholt.
Und vielleicht sollte Barbara Schöneberger darüber nachdenken, ob der Sinn ihres Magazins tatsächlich war, dass sie anderen Menschen die Welt erklärt. Immerhin sagte sie im Lancierungsvideo des «Barbara»-Magazins noch selbstbewussst in die Kamera: «Ich möchte mir nicht mehr von anderen sagen lassen, wie ich sein muss.» Tönt gut. Blöd nur, dass ihr nun genau das zum Verhängnis wurde.