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New African Fashion: Eines Kontinents neue Kleider

New African Fashion: Eines Kontinents neue Kleider

  • Interview: Silvia BinggeliBilder: Simon Deiner/SDR Photo, Frank Schoepgens/Les abbatoirs Casablanca, Milly Kellner, Victor de Mello, Chris Saunders, Courtesy Lanre da Silva Ajayi, Chad Pickard & Paul Mclean/Styling Sabrna Henry; alle Fotos: Courtesy Prestel, SXC

Bisher setzten westliche Designer afrikanischen Stil für ihre Kollektionen um. Jetzt macht Afrika selbst Mode. Und zwar international.

Schon lange ist der Schwarze Kontinent eine beliebte Inspirationsquelle für westliche Designer. Besonders der in Algerien geborene Yves Saint Laurent griff das Thema immer wieder auf. Auch für diesen Sommer setzen Labels wie Marni, Michael Kors, Hermès und Burberry Prorsum auf afrikanische Stoffe und Handwerkskunst. Doch nun melden sich auch afrikanische Designer zu Wort. Sie heissen Buki Akib, Deola Sagoe oder Tsemaye Binitie und präsentieren ihre Entwürfe weltweit in Edelwarenhäusern und Concept Stores. Der bekannteste Designer mit afrikanischen Wurzeln, der in London lebende Duro Olowu, zeigt seine Kollektionen mittlerweile in New York. Die nigerianische Herkunft ist seinen oft bunt gemusterten Kreationen anzusehen. Andere lassen sich – wie ihre westlichen Kollegen – von fernen Orten inspirieren. Nun hat Helen Jennings, Chefredaktorin des in London produzierten afrikanischen Hochglanzmagazins «Arise», Afrikas aufstrebender Modeszene ein Buch gewidmet – das erste überhaupt.

Helen Jennings, warum ist jetzt der Moment für afrikanische Modedesigner?
Da kommen unterschiedliche Faktoren zusammen: Einerseits wächst derzeit das weltweite Interesse an Afrikas kreativer und wirtschaftlicher Kraft. Gleichzeitig entwickelt sich die Modedesignerszene rasant. Um sie herum entsteht eine Infrastruktur aus Stylisten, Agenten, Magazinen und Modeevents. Und: Die Neuen Medien helfen den Designern, die Konsumenten und Modeexperten im Ausland zu erreichen, die je länger, je öfter auch ausserhalb der grossen Modemetropolen nach spannendem Design suchen.

Wen stellen Sie in Ihrem Buch «New African Fashion» vor?
Designerinnen und Designer aus dem ganzen Kontinent und der Diaspora mit den unterschiedlichsten Stilen und Inspirationsquellen: Lanre Da Silva Ajayi etwa liebt die britische Couture der Vierzigerjahre, Maki Oh ist besessen von der Neuerfindung der Indigostoffe nigerianischer Yoruba-Frauen, Xuly Bët setzt in seinen Kollektionen das Thema Secondhandmode um, und Amine Bendriouichs Kollektionen sind geprägt von Hip-Hop und Rock’n’Roll.

Mit welchen Schwierigkeiten sind afrikanische Designer konfrontiert?
Hauptsächlich mit einem Mangel an guten Modeschulen, dem schwierigen Zugang zu manchen Materialien und einer schlechten Infrastruktur, vor allem hinsichtlich Produktion und Transport. Das alles macht es für sie schwierig, logistischen Standards zu genügen, etwa der pünktlichen Lieferung ihrer Kollektionen. In vielen afrikanischen Metropolen gibt es ausserdem noch keine Warenhäuser oder Concept Stores. Viel populärer sind Secondhandmärkte und die dort günstig angebotenen Kleider. Für die Zukunft müssen die Designer meiner Meinung nach gemeinsam mit den zuständigen Ministerien Strategien für eine Stärkung der Mode- und Designbranche ausarbeiten.

Haben die Regierungen denn ein offenes Ohr für die Anliegen von Designern? Sind die meisten nicht mit ganz anderen Problemen als Kunst- und Kulturförderung beschäftigt?
Viele Länder fördern ihre Designer tatsächlich noch kaum, aber es gibt Ausnahmen: Südafrika und Kenia etwa unterstützen die landeseigene Modewoche.

Können die Designer überhaupt erfolgreich von Afrika aus arbeiten?
Das kommt auf das Land an. Zuhause können sie häufig von den Vorteilen eines wachsenden Markts profitieren. Im Ausland ist der Zugang zu internationalen Medien besser – aber in den grossen Modemetropolen ist es für sie auch schwieriger aufzufallen.

Viele afrikanische Designer haben im Ausland studiert. Ist der Beruf des Modecréateurs der Jeunesse dorée vorbehalten?
Zum Teil. In Südafrika gibt es zwar Modeschulen, die allen Studenten offenstehen. Aber grundsätzlich fehlt es immer noch an öffentlicher Unterstützung; Ausbildung und Aufbau eines Labels müssen die Designer selber finanzieren. Einige haben sich aber auch hinaufgearbeitet. Man denke zum Beispiel an die Designergruppe Smarteez aus Soweto, sie alle haben keine Modeausbildung und sind nun anerkannte Designer.

Warum gab es bis jetzt so wenige international erfolgreiche afrikanische Designer?
Modemachen galt in afrikanischen Familien nicht unbedingt als Traumberuf. Schneidern wurde als Dienstleistung angesehen. Wie andernorts träumten die Eltern davon, dass ihre Kinder Ärztinnen oder Anwälte werden. Aber das ändert sich langsam. Dank den in Afrika weitverbreiteten Neuen Medien wie Facebook und Twitter wird Mode als ernst zu nehmende Industrie wahrgenommen. Ausserdem eröffnen Marken von Mango bis Louis Vuitton Geschäfte.

Was halten Sie eigentlich davon, dass sich westliche Designer immer wieder von Afrika inspirieren lassen?
Es ist gut. So bleibt der Kontinent in Mode. Natürlich: Einige Designer haben eine sehr klischierte Vorstellung von Afrika, sie zeigen Animal Prints, um den Kopf geschlungene Tücher und den Safari-Look. Aber andere reisen nach Afrika und setzen sich tiefer mit den Traditionen auseinander, arbeiten zum Teil sogar mit afrikanischen Designern oder Handwerkern zusammen, etwa Vivienne Westwood, Donna Karan, Edun oder Diane von Furstenberg.

Wie wichtig ist die Unterstützung von in der Branche wichtigen Figuren wie Franca Sozzani, der Chefredaktorin der «Vogue Italia»?
Seit der Veröffentlichung der Black Issue von «Vogue» 2008 und der Lancierung der Vogue-Black-Website hat sie die Szene sehr unterstützt. Sie reist nach Afrika und plant für diesen Sommer eine afrikanische Version von «L’Uomo Vogue». Dank Leuten wie Franca Sozzani blicken immer mehr Brancheninsider nach Afrika. Afrikanische Mode wird global. Sie ist es schon.


Helen Jennings: New African Fashion. Prestel-Verlag, ca. 32 Fr.

Auf dem Cover eine Kreation des Nigerianers Duro Olowu.

Helen Jennings organisiert mit ihrem «Arise»-Magazin auch die AMFW-Modewoche in Nigeria. An drei Tagen zeigen in Lagos 50 afrikanische Designer ihre Kollektionen  www.arisemagazine.net

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1.

«Anfangs war meine Mode für Kundinnen in meinem Land ein Schock», sagt die nigerianische Designerin Lanre Da Silva Ajayi, die in England Finanzwirtschaft studierte, bevor sie 2005 in Lagos ihr Label gründete

2.

Vom Spiel mit dem Klischee der knallbunten Extravaganz (Buki Akib)…

3.

…über Hip-Hop (Amine Bendriouich)…

4.

…oder universelle Modethemen wie Schwarz-Weiss (Deola Sagoe)…

5.

…bis zum Subkultur-Streetstyle (Smarteez): Das Buch «New African Fashion» zeigt, wie breit gefächert die Inspirationen der afrikanischen Designer sind.

6.

Xuly Bët

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