Vier Shows, ein Showroom mit Themenwelten und mehr Publikum als je zuvor: Vieles war neu bei der 13. Ausgabe der Mode Suisse am letzten Montag in Zürich. Wir haben mit Gründer Yannick Aellen über das neue Konzept gesprochen und stellen unsere Favoriten vor.
Als Vetements vor einem Jahr nach Zürich zog, war die Aufmerksamkeit der internationalen Presse gross, mittlerweile hat sich die Aufregung ein wenig gelegt. «Wir spüren eigentlich kaum, dass Vetements in der Stadt ist», sagt Yannick Aellen, Initiator der Mode Suisse, über den Umzug der Gvasalia-Brüder. Eigentlich hat die Schweiz modisch sowieso weit mehr zu bieten als den Sitz von Vetements – auch wenn es in einigen internationalen Branchenartikeln zum Umzug hiess, dass hier nichts los sei. «Wir als Veranstalter der Mode Suisse wissen natürlich, dass das nicht stimmt», sagt Aellen.
Es scheint, als habe Vetements den Vibe der Modestadt Zürich nicht sehr geprägt – die Laufstege allerdings schon, wie die 13. Ausgabe der Mode Suisse vom Montagabend zeigte. Hier erinnerte viel an Vetements: Die Oversize-Schnitte von Weer, die ironischen Pizzeriapullis von Collective Swallow oder die asymmetrischen Schnitte von After Work Studio. Hätte sich irgendwo ein Stück von Vetements eingeschlichen, man hätte es kaum bemerkt.
Zum ersten Mal wurden die Kollektionen in vier Durchgängen präsentiert – in knapp 30 Minuten wurden die Kreationen relativ zügig gezeigt, anschliessend konnten die Gäste in einem Showroom durch die Ausstellungswelten der Labels spazieren. Wir haben mit Yannick Aellen über dieses neue Konzept, über die Relevanz einer guten Gästeliste und über die Zukunft der Mode Suisse gesprochen.
annabelle.ch: Yannick Aellen, warum vier Shows in diesem Jahr?
Yanick Aellen: Wir versuchen jedes Jahr, den Event zu verbessern und vor allem auf die Bedürfnisse der Designerinnen und Designer einzugehen. Die Idee ist, dass die Show nur ein Teil des Ganzen ist. Die Designerinnen und Designer verabschieden sich nicht mit ihrem Label auf dem Laufsteg, sondern begrüssen die Gäste nach der Show im Showroom. Wir hoffen, dass so der Austausch mit den Labels grösser wird. Ausserdem können wir mit den vier Shows auch auf den grossen Ticketandrang reagieren.
Durch die Staffelung haben mehr Gäste Platz.
Genau. Wir haben für die 13. Ausgabe mit rund 1000 Besucherinnen und Besuchern gerechnet.
Die Mode Suisse ist ein wichtiger Branchenevent – die Gästeliste hochkarätig. Doch besteht nicht die Gefahr, dass mit noch mehr Gästen die Mode in den Hintergrund rückt und nur noch der gesellschaftliche Teil zählt, das Sehen und Gesehen werden?
Doch, dessen sind wir uns bewusst. Zum einen freut es uns, dass sich die Mode Suisse über die Jahre hinweg zu einem Anlass entwickelt hat, der die Branche zusammenbringt. Man weiss, wen man hier trifft, man freut sich darauf, Kontakte zu knüpfen und sich auszutauschen. Gleichzeitg wollen wir, dass die Designerinnen und Designer die Aufmerksamkeit des Publikums bekommen und ihre Arbeit nicht in den Hintergrund rückt.
Und wie können Sie darauf reagieren?
Eben zum Beispiel, indem wir nun mit dem neuen Showroom den Austausch mit den Labels zusätzlich fördern. Ausserdem dürfen wir nicht vergessen, wo wir sind. In Paris oder Mailand gibt es Shows, bei denen nur ein paar wenige Tickets vergeben werden, nur ein sehr ausgewählter Kreis nimmt an diesen Veranstaltungen teil. Diese Exklusivität bringt uns in der Schweiz nichts, weil es unser Ziel ist, Schweizer Labels möglichst viel Aufmerksamkeit zu schenken. Die Gästeliste ist bei so einem Event wichtig und ich glaube, da schaffen wir seit Jahren eine gute Mischung. Auch dieses Jahr sind wieder internationale Journalisten und Einkäufer dabei, was uns sehr freut.
Die Mode Suisse ist für diese Publikumsvielfalt bekannt. Warum ist Ihnen das so wichtig?
Ich habe jahrelang bei Shows in Paris, London und Mailand gearbeitet und weiss, wie wichtig die Gastfreundschaft für einen solchen Event ist. Mir war von Anfang an klar, dass wir das auch in Zürich erreichen müssen und ich freue mich, dass es uns gelungen ist.
Wie sieht die Zukunft der Mode Suisse aus? Besteht die Möglichkeit, dass aus den vier Shows von dieser Saison noch mehr werden?
Solche Gedanken haben wir uns schon oft gemacht. Das wäre sicher eine Option, die uns interessiert. Doch auch für so einen Plan braucht man die richtigen Partner und dann wird schnell dieses Sprichwort von den zu vielen Köchen und dem verdorbenen Brei wahr. Wir wollen nicht einfach grösser werden, sondern uns weiterentwickeln. Sicher ist aber, dass wir uns nicht einfach auf unserem Erfolg ausruhen werden. Mal schauen, was passiert.
Die 13. Ausgabe der Mode Suisse fand im Löwenbräukunst-Areal statt. Die Labels Collective Swallow, Garnison, die Genfer Modeschule Head, Julia Heuer, Lyn Lingerie, Mourjjan, Rafael Kouto, Weer und After Work Studio (ehemals Wüthrich/Fürst) präsentierten ihre Designs. Die annabelle-Redaktion hat ihre Liebelingslooks des Abends in der Bildergalerie zusammengestellt.
1.
Die Kollektion von Weer hat mich aus dem Monday Blues gerissen. Ein Hoch auf den schwarzen Lackmantel mit Cut Outs an den Schultern …
2.
Und allem voran: Ein Hoch auf das knallrote Cape aus Cord – ich bin verliebt. Rotkäppchen wird Influencer!
3.
Collective Swallow hat allein schon für seinen Namen eine Auszeichnung verdient. Was schlucken wir schon nicht alle gemeinsam? Trends zum Beispiel, in diesem Fall Oversized Plaids, ein wild kombinierter Materialmix. Schmeckt immer, genau wie Pizza!
4.
Die Kombi von ironischem Pizzeriapulli und verschnittener Schottenhose von Collective Swallow fand ich grossartig. Die Designs sind selbstbewusst und haben gleichzeitig ein Augenzwinkern – und das können wir alle in unserem Alltag brauchen.
5.
Ein Klassiker für Mutige: Ein Oversized-Anzug aus Vinyl. Diesen Look von Collective Swallow würde ich sofort tragen!