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Milan Fashion Week: 5 Dinge, die uns aufgefallen sind

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Milan Fashion Week: 5 Dinge, die uns aufgefallen sind

  • Text: Leandra Nef
  • Bilder: Launchmetrics Spotlight; Collage: annabelle

Von Tierli-Sitzsäcken zu BDSM-Vibes und zerknitterten Hemden: Unsere stv. Chefredaktorin Leandra Nef berichtet, was ihr an der Milano Fashion Week auf (und neben) dem Runway aufgefallen ist.

1. Zürich als Inspiration

Ja, ich habe sie schmerzlich vermisst, die über und über mit kleinen Glöckchen behangenen Taschen und Vesten des Schweizer Traditionshauses Bally, die Kreativdirektor Simone Bellotti noch letzte Saison über den Laufsteg schickte. Den Trycheln aber blieb er treu – man achte auf die Silhouetten der Taschen, Jupes und unteren Partie der Mäntel:

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Ein Blick auf das Moodboard im Backstage-Bereich bestätigte: Da hingen zig Bilder von Glocken. Und eine alte Aufnahme des Zürcher Cabaret Voltaire, der Geburtsstätte der Dadaismus-Bewegung, von der sich Bellotti ebenfalls für die Kollektion inspirieren liess. So war der Stahlkragen des deutschen Dichters und Dada-Mitbegründers Hugo Ball Vorlage für die kokonartige Silhouette der oberen Partie und das Décolleté der Mäntel.

Nachdem Bellottis Vorgänger, der kalifornische Designer Rhuigi Villaseñor, von dem sich Bally letztes Jahr trennte, mit einem äusserst amerikanischen, mitunter fast trashigen Blick auf die Schweiz geschaut hatte, ist Bellottis Vision für den Brand nun eine wahre Wohltat.

2. Schulthek-Anhänger? Sitzsäcke!

Während bei Bally letzte Saison also kleine Glöckchen an den Taschen klingelten und die Fashion Girlies für die Kopenhagener Fashion Week im Sommer die Keller ihrer Eltern gestürmt, unter den verstaubten Weinflaschen ihre Primar-Schultheke ausgegraben und die Hello-Kitty- und Tamagotchi-Anhänger von damals an ihre It-Bags transferiert haben, geht Bottega Veneta für Frühling/Sommer 2025 einen Schritt weiter: Kreativdirektor Matthieu Blazy erklärte, dass er sich für seine Kollektion vom Staunen der Kindheit inspirieren liess. So gehört etwa eine Tasche zur Kollektion, auf der eine Kinderzeichnung verewigt wurde. Und auch für das Set der Show liess er sich von Kindertagen respektive von einer Szene aus dem Kinderfilm «E.T. – Der Ausserirdische» inspirieren: Seine Gäst:innen sassen auf Sitzsäcken in Tiergestalt, die es im Dezember während der Design Miami für rund 6000 bis 8000 Franken das Stück zu kaufen gibt.

3. Jacob, Madonna und virale Models

Auf besagten Sitzsäcken sassen am Samstagabend Asap Rocky (auf dem Güggel), die frisch platinblondierte Kendall Jenner (auf dem Pferd) und Jacob Elordi – selbstredend auf dem grauen Hasen, schliesslich mimt er in Bottega Venetas Kampagne mit zu Hasenohren geformten Händen am Oberkopf selbst einen.

Überraschender war der Auftritt der umstrittenen algerischen Box-Olympiasiegerin Imane Khelif (die auf dem beigen Hasen neben Schauspielerin Julianne Moore Platz nahm).

Die serbische Performancekünstlerin Marina Abramović haben wir derweil in der Front Row bei Fendi und Max Mara gesichtet und Madonna bei Dolce & Gabbana, die die Rückkehr des konischen BHs feierten und damit, wenn auch unausgesprochen, eine Hommage an die Sängerin und ihre «Blond Ambition»-Tour von 1990 lieferten. Damals enthüllte Madonna auf der Bühne einen Kegel-BH von Jean Paul Gaultier.

Diesel setzte wie jede Saison auf Model-Influencer:innen wie die Freunde Calum Harper und Kit Price, die durch ein Meer aus 14800 Kilogramm Jeans-Resten stapften (und immerhin nicht stolperten wie einige ihrer Kolleg:innen). Die Stoffschnipsel, die bei der Produktion von Denim anfallen, werden nun zu neuem Garn verarbeitet.

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4. Prada macht jetzt BDSM (und einiges anders)

Es war eine ungewöhnliche Kollektion für das Designduo Miuccia Prada und Raf Simons, das Backstage verriet, es hätte etwas Angst gehabt vor der Kollektion, da sie sich wie ein neuer Approach anfühle. Die beiden präsentierten ein Red-Carpet-Federkleid kontrastreich zu einer orangefarbenen Windbreaker-Jacke und eine brave rosafarbene Schluppenbluse mit darübergezogenem Karo-Pulli zu einem 90ies-Grunge-meets-BDSM-Jupe:

«Sei Gabrielle Chanel von Deauville, aber mit dreckigen Cowboy-Stiefeln», soll Simons gegenüber «Style not Com» gesagt haben. Ausserdem wollte Frau Prada die Taille betonen und tat das zum femininen (und Prada-typischen) Faltenjupe aussergewöhnlicherweise mit einem schweren, abgewetzten Ledergürtel, der mit Karabinern und Metallringen an eben jenem Jupe befestigt wurde und so gleichermassen an einen Werkzeuggürtel erinnerte wie an einen Strapsenhalter. Mal schauen, welche dieser Stücke einzig als Show-Pieces dienten – und welche wirklich für die Läden und die Kundin produziert werden.

5. Juhui, nie mehr bügeln!

Die Vertreter:innen der Generationen Y und Z haben sich ja erfreulicherweise darauf geeinigt, Alltagskleidung anders als ihre Eltern nicht mehr zu bügeln. Jetzt ziehen die High-Fashion-Häuser auch für delikatere Stücke nach. Bottega Veneta etwa zeigte zerknitterte Hemden und Coats – und eine Krawatte, die aussah, als hätte sie – pardon my french – e chueh ide schnore gha. Auch Ferragamo präsentierte (neben sehr vielen Ballett-Referenzen) zerknautschte Mäntel, die ihre Knitterfalten dank eingewebter Drähtchen auch bei Regen behalten.

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