Mein Wintertag in Winterthur – mit Sarah Lau
- Text: Sarah Lau
- Bild: Privat
Welche Ausstellungen sehen wir uns an, wo essen wir am liebsten und wo geniessen wir mit Freund:innen Apéro? Wir verraten euch, wie der perfekte Weekend-Wintertag der annabelle-Redaktorinnen aussieht. Heute mit Redaktorin Sarah Lau in Winterthur.
10 Uhr: Flüssiges Frühstück bei CinCin
Ich bin kein Zmorge-Mensch. Unerlässlich für den gelungenen Start in den Tag aber ist ein perfekter Kaffee. Den gibt es bei Silvan am offenen Fenster. Je früher man antanzt, desto länger ist die Schlange von Kinderwagenschiebenden, die angesichts des frisch Gebrühten mit wiedergewonnener Zuversicht im müden Blick ihre Bestellung aufgeben. Wer lieber Tee mag, besucht den angegliederten Teeladen CinCin.
10.05 Uhr: Lektüre suchen
Mit dem heissen Becher in der Hand lungere ich vor meiner liebsten Buchhandlung Obergass Bücher und studiere eingehend die Schaufenster. Hier gibt es wunderbar kuratierte Romane (tollerweise auffallend oft auch noch mit sehr schönen Covern) und verständige Beratung von Buchhändlerinnen. Ich versuche es heute mit «Punk», dem neuen Roman von Eckhart Nickel.
10.30 Uhr: Stöbern bei Vary-Valentina
Jetzt drehe ich meine Runde und wie immer schaue ich bei Vary-Valentina vorbei. Von japanischen Trinkgläsern zu so wunderbaren Designstücken wie dem Seifensockel hat Vary eine liebevoll zusammengestellte Auswahl, die inspiriert ist von «Jahreszeiten, Wetter und geometrischen Formen», wie es bei Inhaberin Lena Reiser heisst. Direkt nebenan gelangt man in die Schatzkammer von Lenas Tante Marianne Reiser, die antiken Vintage-Schmuck sammelt und dankenswerterweise auch veräussert. Traumhafte Einzelstücke etwa von Miriam Haskell oder Joseff of Hollywood.
11.00 Uhr: Knuspern bei Fortuna
Der Magen beginnt zu knurren und ich brauche ein Stück Brot auf die Hand. Mit Hunger bei «Pain et fromage» einzukehren, ist fatal, aber egal, denn hier hat es das beste Baguette. Und weil ich die Vorfreude auf den abendlichen Apéro schüren will, schaue ich gleich noch bei Fortuna Delikatessen vorbei und komme nicht umhin, auch noch ein Stück der frisch gebackenen Focaccia, Oliven, Tomaten – Stopp!!!! – einzupacken. Wer sich angesichts der Verlockungen nicht zügeln kann, darf darauf bauen, dass ein Velokurier unter der Woche gegen Aufpreis nach Hause liefert.
11.30 Uhr: Bilder gucken
Dass das renommierte Fotomuseum nach umfassender Renovierung erst wieder im Mai öffnet, bedeutet nicht, dass Fotokunst in Winti brach liegt. Nebst Workshops organisieren die Macher:innen spannende Führungen, Ende Februar etwa in der Fotostiftung Schweiz «Lucia Moholy – Exposures».
13.00 Uhr: Mittag im Hinteren Hecht
Im Zum Hinteren Hecht fühle ich mich immer wohl. Egal ob ich allein mit Laptop in Ruhe schreiben will oder mit Freund:innen etwas trinken möchte. Wer Anschluss sucht, findet ihn am grossen Mehrpersonentisch, wer Ruhe braucht, darf sichergehen, dass einem hier niemand auf den Senkel geht. Ausserdem gibt es hier immer wieder sympathische Events – von Kerzenziehen im Hinterhof über Konzerte hin zu Kleidertausch.
15.00 Uhr: Museum-Mania
Radikal neu gedacht werden sollte das ehrwürdige Kunst Museum Winterthur direkt am Stadtgarten. Mit Lichtinstallationen und den Ideen der Künstlerin Ayse Erkmen und der Architektin Heike Hanada erwartet Besucher:innen eine begehbare minimalistische Skulptur, auf die ich gespannt bin. Mein Highlight: «Félix Vallotton Illusions perdues» im April in der schönen Villa Flora.
Ein weiteres Museums-Highlight: Das Naturmuseum, in das wir teils mehrmals die Woche eingekehrt sind, als mein Kind klein war. Ich liebe diesen Ort für seine spannenden Ausstellungen mit viel Mitmachmöglichkeiten, die tolle Bibliothek und Kinderstube mit Bastelsachen. Hier kommt man immer friedlich und meinem Lächeln raus.
17 Uhr: Tapas Time!
Das einzig Blöde an diesem Laden ist, dass ich nicht die Einzige bin, die weiss, wie toll er ist: Es heisst also UNBEDINGT im De Tapas reservieren, um einen Sitzplatz zu ergattern und sich durch spanischen Wermut, herrliche Weine und kleine Köstlichkeiten zu probieren.
18 Uhr: Ab ins Kino im Cameo
Es gibt sie noch, winzige Programmkinos, die Art House-Filme zeigen und unter Beweis stellen, dass es noch mehr als Netflix-Abende auf dem Sofa geben sollte. Zuletzt habe ich mich im Kino Cameo an dem Cannes-Gewinner L’Histoire de Souleymane und der 1970er-Jahre Perle «Mr. Klein» mit Alain Delon erfreut. Neben den Leinwandgeschichten sind es allerdings auch die kleinen Eigenarten der hier einkehrenden Stammgäste, die es mit liebevollem Blick zu beobachten gibt.
20.30 Uhr: Abendessen mit Absacker
Wie zauberhaft können Birne und Schwarzwurzel in Erscheinung treten und dabei noch so fabelhaft schmecken? Und warum serviert man Kohl und Kichererbse eigentlich nicht immer mit Salzzitrone? Längst ist das Rosa Pulver kein Geheimtipp mehr, dafür ist die Karte zu spannend, die Weine zu abwechslungsreich und der Laden insgesamt zu gemütlich. Und immer gut für alles: Brunch, Dinner, Drinks…