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Margaret Thatchers Handtaschen

Margaret Thatchers Handtaschen

  • Text: Anne McElvoy

Im Film «The Iron Lady» ruht die Kamera genüsslich auf Margaret Thatchers Handtaschen.

«Handbagging» ist schliesslich der Ausdruck, den die britische Presse erfand, um ihren Führungsstil zu charakterisieren – eine Chiffre für die Neigung der Premierministerin, all jene in den Senkel zu stellen, die nicht ihrer Meinung waren. Kabinettskollegen, europäische Regierungschefs und einmal sogar US-Präsident Ronald Reagan wurden Opfer ihres Handbagging – und keiner hat es so schnell vergessen.

Ihre Lieblingstasche, eine schwarze Asprey, wurde kürzlich für 25 000 Pfund versteigert – ein perfekt erhaltenes Zeugnis davon, wie viel Wert Thatcher auf ihre äussere Erscheinung und die kleinen Symbole konservativer Macht legte.

Die Handtaschen waren, wie die Besitzerin selbst, von klassischer Machart und ein bisschen altmodisch. Die glamourösen Designerexemplare der dänischen Ministerpräsidentin «Gucci»-Helle Thorning-Schmidt oder Hillary Clintons zerknautsche Schultertaschen wären nichts für sie gewesen.

Maggie Thatcher war ein anderer Typ. Sie trug ihre nüchtern-eleganten Handtaschen fast wie eine Rüstung, mit der sie andere auf Distanz hielt. Jeden Abend leerte ihre loyale Assistentin Crawfie die Tasche und polierte sie mit einem weichen Tuch (Ladys, das macht ihr auch so, oder?), bevor die Chefin sich eine für den nächsten Tag aussuchte.

Das Ergebnis dieses Rituals war stets makellos. Eine ihrer Kabinettskolleginnen berichtete mir kürzlich, wie fasziniert sie von Maggies Handtasche gewesen sei. Sie gehörte einfach zum Sitzungsritual. Die Premierministerin legte die Tasche vor sich auf den Tisch und öffnete sie mit theatralischer Geste. Der Inhalt bestand aus einer Kollektion praktischer Dinge – Papiertaschentücher, Lippenstift, Füller, Kalender und Notizbuch. Der Vorgang gab ihr Zeit zum Nachdenken und sorgte für gebannte Stille unter den Männern.

Für ihre Garderobe bevorzugte sie das, was Frauen ihrer Generation als gute Kleidung bezeichneten. Damit signalisierte sie Moral und Zuverlässigkeit, Modebewusstsein ging ihr völlig ab.

Als Premierministerin konnte sie ihrer Leidenschaft für leuchtende Töne und farblich passende Handtaschen und Schuhe frönen. Bei einem Abendempfang mochte es eine nachtblaue Tasche sein, zum klassischen Costume vielleicht ein schickes graues Exemplar. Auf diese Weise konnte sie ihre Selbstdisziplin demonstrieren und zugleich zeigen, dass sie etwas Besonderes war.
Maggie Thatcher regierte in den Achtzigerjahren, dem Jahrzehnt von Blingbling in der Mode. Aber ihre Handtaschen erzählten von einer anderen Zeit, von der weiblichen Selbstbeherrschung, der selbstverständlichen Genügsamkeit im Nachkriegs-England. Und natürlich wurde die Öffentlichkeit damit an einen anderen berühmten Handtaschenfan erinnert – die Queen. Dessen war sich Maggie bewusst, keine Frage.