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Looks der Met Gala 2024: Die Tops und Flops der Redaktion

Stil

Looks der Met Gala 2024: Die Tops und Flops der Redaktion

In New York fand gestern mit dem Dresscode «The Garden of Time» die Met Gala statt. Welche Looks auf dem Teppich uns begeisterten und welche Stars eher daneben griffen, lest ihr hier.

Chefredaktorin Barbara Loop

Top: Greta Lee

Ausnahmsweise, aber wirklich nur ausnahmsweise, ist diese knallharte Bewertung, für die die annabelle-Jury berüchtigt ist, eine Frage der Perspektive: Ich habe keine einzige Frontalaufnahme von Greta Lees Auftritt auf dem Red Carpet gesehen – aber von der Seite, mit Blick über die Schulter, sieht die Schauspielerin im weissen, transparenten und mit Blüten bestückten Loewe-Dress fantastisch aus. Der hochgezogene Ausschnitt – oder ist es eher ein Aufschnitt? – verleiht dem Kleid diese skulpturale Form, die es erst möglich macht, einen naked dress würdevoll aussehen zu lassen. Und dank des locker sitzenden Schnitts und der von Stella Tennant inspirierten Kurzhaar-Perücke bekommt der an sich delikate Dornröschen-Look eine launige Edgyness, die ihn über die Zeit (100 Jahre mindestens!) rettet. Richtig: Essen kann man in diesem Kleid nicht. Aber es war ja auch kein Burger, der Dornröschen aus dem Schlaf erweckte.

Flop: Gigi Hadid

Nun gut, die Haare sind schön, das Kleid fällt kunstvoll und auch das Motto hat Gigi Hadid eingehalten: Ihre Gala-Robe zieren Blumen, märchenhaft rankende, gelbe Blüten. Nur wirkt dieser «Garden of Time» wie ein konservierter Garten aus den Fünfzigern, erinnert an plastifizierte Möbel, Limoncello-Drinks und verschmähte Canapés, an einen frisch gemähten Rasen und Nachbarn, die hinter der formgeschnittenen Hecke nach Stoff für Tratsch Ausschau halten. Kurz: Tradwife-Alarm! Dass der Dress, der tatsächlich nicht von Dolce & Gabbana, sondern von Thom Browne ist, durchaus auch eine subtil humorvolle Seite hat, erschliesst sich leider erst auf den zweiten Blick: Die Rüschen legen sich in der Form eines Jacketts um die Beine von Gigi Hadid. Zu spät! Das Bild der trügerischen Vorstadt-Idylle klebt hartnäckig wie Zuckerwatte an diesem Auftritt.

Stellvertretende Chefredaktorin und Textchefin Lifestyle Leandra Nef

Top: Zendaya

Wenn schon Mottoparty, dann richtig. Um Zendaya rankten sich gestern nicht nur die üblichen Heldengeschichten, sondern in ihrem ersten von zwei Looks auch die Trauben des Garten Eden – an einer Robe auserdacht vom Meister des aufsehenerregenden Kostüms John Galliano, der ab kommender Woche in der Dokumentation «High & Low: John Galliano» rehabilitiert wird. Gigi Hadid in Thom Browne sah mit ähnlicher Idee derweil aus wie die ins Sahnehäubchen gesetzte Figurine auf einer mit Rosen verzierten Hochzeitstorte (oder wie die Braut, die dem Sakko ihres Angetrauten entsteigt). Zendayas dramatisches Augen-Make-up? Selbstverständlich Pat McGraths Handschrift. Einzig auf den toten Kolibri am Hals hätte die Schauspielerin verzichten dürfen.

Flop: Dua Lipa

Es gibt natürlich auch schlechte Mottopartys, sie zeichnen sich aus durch zu gewollt sexy Kostüme und Federboas, gestern in Kombination bei Dua Lipa in Marc Jacobs gesehen. Viktorianische Mätresse meets Avril Lavigne. Wer sich gefreut hatte, dass Super-Low-Waist-Jeans endlich vorbei sind, darf sich ab sofort über Pubic-Bone-Revealing-Jupes freuen. Es war nämlich nicht nur Dua Lipa beim Waxing, sondern auch Kendall Jenner für ihren um einiges gelungeneren Givenchy-Look. Wir warten derweil auf den Tag, an dem Gastgeberin Anna Wintour in einem auch nur annähernd ähnlich gewagten – statt des gewohnheitsgemäss Gähnreflex-auslösenden – Look auftaucht.

Creative Director Nathalie De Geyter

Top: Taylor Russell

Das gegossene Mieder sieht aus, als wäre es aus Holz, der Rock perfekt drapiert: Taylor Russell erinnert in ihrem custom Loewe Look an eine moderne griechische Göttin. Klingt plump und wie schon hundertmal gesehen, ist es in der Interpretation von Jonathan Anderson für Loewe aber überhaupt nicht. Skulpturales Modedesign ist sein Steckenpferd und er beherrscht es wie kein Zweiter. Der Look ist so klar, so stark, dass man sich für simple Accessoires entschieden hat. Richtig so: Alles andere hätte überladen gewirkt.

Flop: FKA Twigs

Okay, fassen wir mal zusammen: Strasssteine auf Top und Panty, Glitzer auf Gesicht, Bauch und Beinen. Dazu ein grobmaschiger, bodenlanger Cardigan und tacky Plateau-Peep-Toes. Hört sich nach viel an? Ist es auch – viel zu viel. FKA Twigs erteilt uns eine modische Lektion – wie Mix & Match eben nicht geht. (Was mich ausserdem umtreibt: Sind die Strasssteinchen nicht in den Maschen des Cardigans hängen geblieben?)

Editor-at-Large Jacqueline Krause-Blouin

Flop: Lauren Santo Domingo

Florals? For spring? Groundbreaking! Das Kleid von Lauren Santo Domingo ist zwar von Jonathan Anderson für Loewe, eigentlich einer meiner liebsten Designer – aber dieses Modell würde ich nicht mal zur Gartenparty in Adliswil tragen. Geschweige denn im Garten Eden. Das seltsame Rattan-Täschchen, das aussieht wie die Hülle einer Einwegkamera, macht die Sache leider auch nicht besser. Ein paar Pünktchen gibt es einzig für die Schuhe. Es ist eben ein schmaler Grat zwischen simpel und einfallslos.

Top: Elizabeth Debicki

Wo wir gerade bei simpel sind: Nur weil das Motto etwas mit Garten zu tun hat, muss man nicht zwingend aussehen wie Helena Bonham Carter, die einen Unfall mit einem Pfau hatte (meine ich etwa Zendaya?). Elizabeth Debicki zeigt in Dior, dass fantasievoll nicht gleichzusetzen ist mit trashiger Motto-Party. Ihre Dior-Robe ist eine Reminiszenz an die Schauspielerin Anita Louise in «Ein Sommernachtstraum», dazu eine Prise Cool-Girl-Seventies und der Outfitmaker schlechthin: Rapunzel-Haare bis zum Po mit einem dezenten Headpiece von Stephen Jones. Ausserdem hat seit Michelle Williams bei den Oscars 2006 niemand mehr so gut die Farbe Safran getragen.

Lifestyle Editor Linda Leitner

Top: Doja Cat

Wir alle wissen – und wie meine Kollegin Jackie bereits treffend sagte – Flowers sind mässig groundbreaking, im Frühling und wenn Anna Wintour zum Motto «Garden of Time» ruft. «Mir war bewusst, dass die Leute in Blumen kommen würden, aber meine Lieblingsblume ist die Blume, die man auf der Welt am häufigsten nutzt: Baumwolle», flötete Rapperin Doja Cat. Konsequenterweise kam sie in einem weissen T-Shirt, «auch weil ein weisses T-Shirt zeitlos ist.» Zu wenig Glam? Zu wenig Garten? Wir reden hier von einer Wet-Shirt-Robe von Vetements – und von Doja Cat als moderne schaumgeborene Botticelli-Venus wie vom Gartenschlauch erwischt.

Flop: Kim Kardashian

Kim Kardashians Look war, wie zugegebenermassen jedes Jahr, atemberaubend. Die florale Ritterrüstung von Maison Margiela, die ihr von Kreativdirektor John Galliano auf den Leib geschneidert worden war, aber führt die Überstilisierung ihres Körpers ab absurdum. Wie kriegt sie Luft? Wo sind ihre Organe? Wie ist diese Taille möglich? Ist es das, was sie uns vermitteln will? Wer schön sein will, braucht Rippen aus Gummi? Eiserne Disziplin? Die hat sie längst: Für die Met Gala 2022 hungerte sie sich innerhalb von kürzester Zeit in ein Original-Kleid von Marilyn Monroe. Ja, bei Kims Anblick bleibt einem die Luft weg: Sie ist im wahrsten Sinne des Wortes gefährlich schön.

Redaktorin Sandra Brun

Top: Tyla

Bei Tyla geht’s beim Thema Garden of Time weniger um «Garden» als um «Time» – und dabei ganz spezifisch um Vergänglichkeit. Hello, Sanduhr! Für die Met Gala verwandelte Balmain-Designer Olivier Rousteing das vergängliche Material Sand in ein skulpturales Meisterwerk eines Kleides. So genau auf den Leib der südafrikanischen Sängerin angepasst, dass sie damit dann leider auch nicht die Treppen hochgehen, sondern nur hochschweben (also gut, hochgetragen werden – was für ein Vibe!) konnte. Und damit war sie dann auch die Einzige, deren Interpretation von Beige mich überzeugte.

Flop: Sarah Jessica Parker

Hach, Sarah Jessica Parkers Look bei der Met Gala ist immer immer immer ein opulentes Kleid mit fancy Hut. Cute, ja. Aber mittlerweile halt auch einfach langweilig. Und eher Carrie Bradshaw at the Royal Wedding als SJP an der Met Gala. Dazu ist es diesmal auch einfach ein weiteres beiges Kleid mit Glitzerapplikationen (von Richard Quinn), das mehr an Lampenschirm als an Garten, Zeit oder irgendwas in Zusammenhang mit dem eigentlichen Motto erinnert.

 

Social Media Editor Vanessa Vodermayer

Top: Katy Perry

Katy Perry schoss in ihren vergangenen Met-Looks immer etwas am stilvollen Ziel vorbei. Wir erinnern uns an das Jahr 2019, als sie einen silbernen Moschino-Kronleuchter zum Motto «Camp» verkörperte – und an die darauffolgende Aftershow-Party, für die sie in ein paillettenbesetztes Burger-Kostüm schlüpfte. Ganz anders dieses Jahr: Die Sängerin posierte in einer eleganten Prinzessinnen-Robe aus Tüll, applizierten Stoffblüten und moosgrünen Federn am Saumende. Zumindest dachte ich das, bis ich in ihrem Instagram-Post eine gescreenshotete SMS-Konversation zwischen ihr und ihrer Mutter las: «What a gorgeous gown, you look like the Rose Parade», «lol mom the AI got you too, BEWARE!» Also alles nur Fake – Perrys AI kreierter Look war einfach zu schön, um wahr zu sein.

Flop: Nicki Minaj

Eigentlich mag ich die verspielten Entwürfe des italienischen Modelabels Marni ja. Bei Nicki Minajs handbemaltem 3D-Metallblumen-Mini-Dress driftet mir der Kreativdirekor Francesco Risso optisch aber zu sehr in die Sparte Kindergartenbastelei. Der springbrunnenförmige Zopf macht den Look leider auch nicht wett.

Co-Leiterin Digital Vanja Kadic

Top: Isabelle Huppert

Champagnerfarbener Seidensatin und eine XL-Schleppe (vier Meter lang, um genau zu sein) in Blütenblattform, j’adore! Isabelle Huppert schritt in einem Look von Balenciaga über den Teppich, den man laut «Vogue» als Hommage an die französische Schneiderkunst bezeichnen darf. Bei der Kombi aus dem Oberteil und Jupe handelt es sich um die Neuinterpretation eines Brautkleides der «Callot Soeurs» aus den 1930-er Jahren. Mir gefällt daran vor allem, wie elegant und klassisch der Look ist, ohne langweilig zu wirken.

Flop: Rita Ora

Rita Ora sieht aus, als wäre sie in der Dusche ausgerutscht und hätte sich noch am Vorhang festgehalten. Vielleicht liegt es an der seltsamen Wet-Look-Frisur, vielleicht an den bunten Perlensträngen, die als Kleid durchgehen sollen – der Lyoner-farbene, transparente Bodysuit unter den Perlenketten und die traurigen Schuhe tun ihr Übriges. Für mich leider ein Flop.

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Salome

Es ist 2024 und wir müssen immernoch oberflächlich Flintas gegen Flintas ausspielen. Top: Theoretisch euer Magazin. Flop: Top & Flop Geschichten.

Thea

Ihr habt eine Verantwortung als Medium. Weshalb müssen wir schwarze Frauen abwerten? Checkt eure Privilegien. Eure ‘Arbeit’ ist pure Realität vieler. Intersektional geht anders. Mit Liebe.