In New York fand gestern unter dem Titel «In America: An Anthology of Fashion» und dem Dresscode «Gilded Glamour» die Met Gala statt. Welche Celebrity-Looks uns begeisterten und welche Stars sich einen Fashion-Fail leisteten, lest ihr hier.
Chefredaktorin Jacqueline Krause-Blouin
Top: Es gibt zwei Fehler, die man an der Met Gala machen kann. 1.) underdressed zu sein und 2.) zu denken, dass diese Gala eine «Motto-Kostüm-Party» ist. Nur weil ein Event ein Motto hat, bedeutet das nämlich nicht, dass man alle seine sonstigen textilen Prinzipien und den individuellen Stil über Board schmeissen und sich der Transformation zu Elsa aus Frozen oder, ähem, Marilyn Monroe hingeben sollte. Punkt zwei hat Dakota Johnson (with a little help von Guccis Alessandro Michele, der in einem bizarren Partnerlook mit Jared Leto aufkreuzte) verstanden wie keine Zweite. In ihrem semitransparenten Jumpsuit umsäumt von Glitzerfäden nahm sie das Thema (gilded = vergoldet) subtil auf, bezieht es sich doch auf die Zeit nach dem amerikanischen Civil War, in der vieles mehr Schein als Sein war. Sich selbst hat Johnson dabei aber nicht komplett verraten – sich und ihren typischen French-Girl-Rock’n’Roll-Musen-Look.
Flop: Ich verstehe, es war auch etwas verwirrend. Die Ausstellung im Met, die nun anläuft, heisst: «In America: An Anthology of Fashion». ABER, grosses Aber: Das Thema der Gala war eben um einiges spezifischer: «Gilded Glamour» – und den kann ich hier beim besten Willen nicht erkennen. I get it, Kylie Jenner wollte in ihrem Cupcake-Brautkleid Virgil Abloh ehren und sie war bestimmt überzeugt davon, das Thema «modern» umgesetzt zu haben («Streetstyle-Couture, das ist doch radikal!», flüsterte ihr ein:e Stylist:in ins Ohr). Nur leider gibt es noch einen dritten Punkt, den es an der Met Gala zu beachten gibt: Man sollte doch bitte gut aussehen.
Creative Director Nathalie De Geyter
Top: Model Lily Aldridge zeigte in ihrem schulterfreien funkelnden Kleid mit Schleppe, wie Glamour geht. Die Robe des US-Labels Khaite, das bislang vor allem für seine zeitlosen und hochwertigen Basics bekannt ist und sich nun auch an elegante Abendmode wagt, kombinierte Aldridge perfekt mit passenden Handschuhen und Kopftuch. Ein Glitzertraum!
Flop: Ciara hingegen zeigte mit ihrem Kleid von Custom Michael Kors leider einen Glitzeralbtraum. Und damit die tacky Variante davon, wie man einen sparkly Red-Carpet-Look interpretieren kann: asymmetrisch, mit Zebramuster, ultrahohem Beinausschnitt. Das Ganze kombiniert mit XXL-Plateau-Sandalen und einem Kopfschmuck direkt aus der Hölle. Schade.
Redaktorin Vanja Kadic
Top: Ich bin bei Red Carpet Looks wirklich simpel gestrickt: Man gebe mir einfach einen schönen Old Hollywood Glam und ich freue mich. «Euphoria»-Star Maude Apatow trifft mit ihrem Auftritt deshalb voll meinen Geschmack: Ihr schulterfreies, dezent funkelndes Kleid von Miu Miu, die Wasserwelle, die dunkle Lippe, der Diamanten-Choker – I love all of it! Maudes Retro-Eleganz mag jetzt nichts bahnbrechend Neues sein, aber ein wundervoller Classic. Und für mich deshalb einer der schönsten Looks des Abends.
Flop: «Ich glaube, sie macht es mittlerweile mit Absicht», schrieb irgendjemand bei Instagram zu einem Bild von Camila Cabello bei der Met Gala. Und ja, man muss sich wirklich langsam fragen, ob die Sängerin extra immer wieder mit ihren Looks danebengreift, um Aufmerksamkeit zu generieren. Ihr Kleid von Prabal Gurung erinnert mich an eine dieser explodierenden Pinterest-Kindergeburi-Torten. Die, aus denen Sprinkles und Süssigkeiten rausquellen, wenn man sie aufschneidet. Irgendwie ist mir bei diesem Konzept alles too much, von der Schnürung des Oberteils und dem Blumendetail im Haar bis zur lieblos wirkenden Frisur. Camilla selbst postete ein Bild ihres Outfits bei Twitter und schrieb nur: «Sustainable and up cycled». Das Kleid hätte ihr:e Stylist:in mal lieber in der Tonne gelassen.
Redaktorin Jana Schibli
Top: Yes, Billie! So macht die Met Gala Spass: Ein Hauch Kostüm, eine grosszügige Prise Drama und Ärmel aus Spitze, die in fingerlose Handschuhe übergehen. Das massgeschneiderte korsettierte Gucci-Kleid von Billie Eilish passt mit seiner extremen Silhouette zum Thema und wirkte dank des ausgelassenen Geposes der Sängerin lebendig. Ausserdem besteht es gänzlich aus recycelten Materialien. Das ist nicht nur zeitgemäss, sondern auch Gilded-Age-geeignet: Hochwertige Stoffe aus Frankreich waren damals so teuer, dass reiche Amerikanerinnen sie gleich für mehrere Kleider benutzten.
Flop: Wieder Met Gala, wieder keine Olsen Twins. Dafür haben wir … Jared Leto und Alessandro Michele? Ich finde den Zwillings-Stunt der beiden langsam etwas abgelutscht. Und besonders die Met Gala scheint nicht der richtige Ort für einen zwei-für-eins-Deal auf bestickte Anzüge mit Samtrevers. Trotzdem habe ich Verständnis: Es macht sicher Spass, Celebs und Modeleute in uff-welcher-ist-jetzt-das-schon-wieder-Panik zu versetzen. Und die am opulentesten angezogenen Bodyguards ever von Dakota Johnson zu spielen.
Redaktorin Sandra Brun
Top: «Für mich ist das Thema Gilded Glamour eine Hommage an die vergangenen Epochen des Glamours», sagte «Pose»-Star MJ Rodriguez über die Inspiration für ihr Outfit. Und genauso sah das Ganze aus. Retro-Glamour at its best: sparkly, shimmery, sensationell. Das Moschino-Kleid hat sie zusammen mit Jeremy Scott entworfen, Pailletten wortwörtlich von Kopf bis Fuss, inklusive glamourösem Headpiece. Und das war offenbar «a thing»: Ebenfalls gesehen bei Janelle Monáe in ihrem glitzernd-futuristischen Kleid von Ralph Lauren.
Flop: Empire State of Mind übersetzt in ein Kleid, but make it cheap? So ungefähr lässt sich Alicia Keys’ Outfit beschreiben. Das schimmernde Kleid allein wäre nicht schlecht, aber das überdimensionale schwarze Cape bestickt mit Glitzersteinchen in Form der Skyline New Yorks macht alles kaputt. Mich erinnert das Ganze eher an einen 2000er Polyester-Albtraum als an Gilded-Age inspired High Fashion – und definitiv eher Ausverkauf bei Chicorée als Custom Ralph Lauren.
Praktikantin Nina Mäder
Top: «Gilded Glamour» war der Dresscode der diesjährigen Met Gala. Glamourös war die «Gilded Age»-Ära aber keinesfalls für alle – vor allem für Native Americans nicht. Diesen geschichtlichen Aspekt greift das Lakota-stämmige Model Quannah Rose Chasinghorse-Potts mit ihrem Look auf. Die Aktivistin stach in ihrem türkisfarbenen Gown hervor. Der traditionelle Schmuck sei eine Ode an die Liebe und Unterstützung ihrer Community. Endlich fühle sie sich gesehen und nicht allein, schreibt sie in einem Instagram-Post. Ihr Kleid von Prabal Gurung erinnert mich an fliessendes Wasser und genauso schwebte Quannah Rose auch über den Red Carpet. Wunderschön und von grosser Bedeutung. I love it.
Flop: Dove Cameron sieht leider mit ihren Armapplikationen tatsächlich etwas wie ein Vogel aus. Aus der Seitenperspektive wirken die federähnlichen Spaghettis eher wie das Hinterteil eines Hahns. Gleichzeitig erinnern die Stofffetzen an wilde Tribalmuster aus den Nullerjahren. Die Haare der Schauspielerin sind in kleine Hörnchen geformt, dieser Devil trägt aber bestimmt kein Prada. Schade. Der Eyeliner mit den weissen Punkten (oder sind es Rhinestones?) wertet das Outfit der Sängerin und Schauspielerin zum Glück noch etwas auf.
Praktikantin Sonya Jamil
Top: Bodenlange Schleppe, schmeichelhafte Cut-Outs und elegante Handschuhe: Model Anok Yai schimmert in ihrer umwerfenden Pailletten-Robe von Michael Kors «Pretty in Pink». Ihr schicker Kurzhaarschnitt bringt ihr glowy Make-up inklusive ihres roséfarbenen Augenaufschlags perfekt zur Geltung. Yay.
Flop: Kourtney Kardashian und ihr Verlobter Travis geben in matching Röcken von Thom Browne händchenhaltend ihr Met-Gala-Debut. Wie Kourtney im Red Carpet Livestream der «Vogue» verkündet, sei ihr Crop Top inklusive Pseudo-Schwangerschafts-Rock die «dekonstruierte» Version ihres Ehemanns in spe, der sich ganz in Schwarz-Weiss und mit Kummerbund präsentiert. «Pirates of the Kardashian Sea», lautet das vernichtende Urteil der Instagram-Community. Es gibt nichts, was mir am Look des Reality-Stars gefällt – ausser dass mich ihre knappe Hemdbluse an die glorreichen Zeiten von Pop-Prinzessin Britney Spears erinnert.