Team CK oder Team Moschino? Warum unsere stellvertretende Chefredaktorin Jacqueline Krause-Blouin sich nicht entscheiden will und weshalb sie vom wiederbelebten Logo-Hype nichts hält.
Hurrah, die Nineties sind zurück! (Falls sie jemals weg waren.) Slipdresses, gerade Highwaist-Jeans – alles wieder da. Ein Fest für Wiederholungstäterinnen. Nur einen alten Bekannten, den wollte ich, abseits von Vita-Parcours und Wühltisch, nie wieder sehen: das Logo-Shirt. Calvin Klein, die Mutter aller Logo-Brands, Versus Versace und sogar das coole Loewe – alle haben ihre Schriftzugschablone wieder ausgepackt. Bei Moschino gehört das seit je zur Label-DNA, und Designer Jeremy Scott ist sowieso der grösste Logo-Verbrecher seit Ed Hardy. Seine Models schickt er mit diabolischer Freude als Litfasssäulen über den Laufsteg. Warum bloss? Bin ich die Einzige, die beim Anblick der Logo-Manie an orientalische Schwarzmarktbasare oder bulgarische Popstars denkt? Sind wir wirklich so orientierungslos, dass wir uns unsere modische Identität gleich auf die Brust drucken müssen? Ein Label ist doch kein Verein, zu dem man sich bekennt. Oder ist das Logo-Shirt womöglich das neue Fussballtrikot? Dann müsste der Logo-Proll sich sehr gut aussuchen, welcher Marke er sich verschreibt. Ist ja beim Fussball auch so – wechselt man den Verein nach Lust und Laune, gilt man unter Fans als charakterlos. Also Team CK oder Team Moschino? Ich bin, was Labels angeht, polygam und diskret unterwegs.
Warum ist der Logo-Schriftzug also genau jetzt zurückgekehrt? Jeremy Scott kennt natürlich die Antwort: «Logo-Shirts bringen sofort eine Message rüber, und weil wir in einer Insta-Welt leben, macht das Sinn.» Aha. Ja, tiefsinnig war so ein Logo-Print noch nie. Und in meiner Welt gilt immer noch: In ist, was drin ist! Nicht, was draufsteht. Logo!