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Liebe Lizzo

Liebe Lizzo

  • Text: Chiara Schawalder; Foto: Getty Images

Vor kurzem landete ich beim Scrollen durch meinen Instagram-Feed mal wieder auf Ihrem Profil. In Ihrer Story zeigten Sie sich mit Shorts und Tanktop bekleidet in einem Hotelzimmer und berichteten Ihren Followern, dass Sie auf Ihrer Tour etwas zugenommen hätten. Ohne geregelten Tagesablauf und ohne Fitnessstudio, so sagten Sie, dafür mit viel Junkfood, sei Ihr Hintern noch grösser geworden. Offenbar hatten Sie auch eine neue Delle entdeckt. Ich befürchtete schon, dass wir, Ihre Followerschaft, gleich live eine kleine Krise miterleben würden. Doch das Gegenteil geschah. Sie standen auf und riefen mit kraftvoller Stimme in die Kamera, wie unglaublich schön Sie sich selber finden. Sie zeigten uns Ihre Dellen und Kurven, auf die Sie so stolz sind, hüpften mit Lebensfreude und Energie durch das Zimmer und betonten, wie awesome es doch sei, einen gesunden Körper zu haben. «Schätzt ihn, spielt mit ihm, tanzt mit ihm!», riefen Sie uns über das Handy-Display zu. 

Wie Sie Ihren Körper in diesem Moment feierten, war ansteckend. Und genauso ansteckend wie dieses Selbstbewusstsein ist auch Ihre Musik. Ich höre sie beim Sport, während des Staubsaugens und – an den wirklich motivationslosen Tagen – sogar schon beim morgendlichen Zähneputzen. Mein persönlicher Geheimtipp ist und bleibt Ihr Song «Boys». Wenn ich den auf dem Laufband höre, rennt es sich schon fast von selbst.

Ihre schnellen Rap-Beats und poppigen Melodien in Kombination mit den klassischen Chorälen Ihrer Background-Sängerinnen machen Ihre Songs zu erstklassigen Tanztracks. Ihre Texte unterscheiden sich oft nur wenig von denen Ihrer männlichen Kollegen. Den grossen Unterschied erkennt man aber klar im Videoclip Ihres Songs «Fitness»: Gemeinsam mit Ihren Background-Tänzerinnen räkeln Sie sich in knappen Lederoutfits auf dem Boden des Fitnessstudios und singen von den schweren Gewichten, die Sie stemmen, um Ihren Körper zu bearbeiten. Das alles wirkt – ganz so wie in klassischen Rapvideos eben – extrem sexuell aufgeladen. Auf den ersten Blick jedenfalls. Doch dann flasht ganz überraschend immer wieder ein grosser roter Text auf. «I DON’T DO THIS FOR YOU.» Und damit machen Sie den Unterschied. Sie betonen, dass Sie Ihre Weiblichkeit einfach für sich selbst zelebrieren wollen anstatt für andere. Und mit dieser Message fordern Sie andere Frauen auf, dasselbe zu tun. Für sich selbst eben.

Eine Frau wie Sie hat man in der Musikszene bis anhin noch nicht gesehen. Sie sind laut, ehrlich und lebendig. Und genau das liebe ich an Ihnen. Ganz egal, ob mit einer Delle mehr oder weniger am Füdli.

xoxo,
Chiara Schawalder