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Liebe Fanny Frey

Stil

Liebe Fanny Frey

  • Foto: Fannythefoodie.com

Foodblogs gibt es heute en masse. Und die Szene wird immer grösser. Täglich stossen neue Kochtalente (und solche, die es gern sein möchten) dazu. Trotz Zuwachs bleibt die Vielfalt oft auf der Strecke. Denn vielen Food-Influencern geht es nicht um raffinierte Rezepte, sondern um lukrative Werbepartnerschaften. Die Rechnung ist einfach: Je grösser die Fangemeinde, desto besser die Bezahlung. Pro 1000 Follower und Werbebeitrag werden die Blogger mit bis zu 150 Franken honoriert, weiss Fabian Plüss, Gründer der Influencer-Agentur Kingfluencers.

Zum Glück gibt es da noch Ihren Blog Fannythefoodie. Dieser will nicht so recht in den Instagram-Kommerz-Kuchen hineinpassen. Sie richten die Kamera ausschliesslich aufs Essen. Intransparente Paid Posts für Protein-Drinks, angestrengt wirkende Yoga-Posen oder peinliche Selbstinszenierungen sucht man auf Ihrem Blog vergebens. Sie stehen zur Unperfektion und veröffentlichen auch unspektakuläre, zusammengewürfelte Lunch-Bowls. Mit solchen Posts setzen Sie ein Statement in einer Scheinwelt, in der nichts durchgestylt genug sein kann.

Auch die sorgfältig angerichteten Speisen sind mehr als nur ein Augenschmaus. Traditionelle Gerichte werden von Ihnen neu interpretiert. Ins Birchermüesli reiben Sie nicht nur Äpfel, sondern auch Randen. Die pochierten Eier der Schakschuka – ein orientalischer Eintopf mit Tomaten, Chilischoten und Hülsenfrüchten – ersetzen Sie mit einer Tofu-Kichererbsen-Mischung. Auf die Pizza streichen Sie anstelle von Pelati eine Schicht Basilikum-Pesto – natürlich selbstgemacht. Schmecken tun die Rezepte ebenso aussergewöhnlich (gut), wie sie klingen. Das finde nicht nur ich, sondern auch meine Mitbewohnerinnen. Ihre Rezepte sind total easy zum Nachkochen, selbst wenn einige wie kleine Kunstwerke daherkommen. Bei uns in der WG hat Ihr Blog längst den TipTopf abgelöst.

Am allerbesten gefällt mir Ihre Auswahl der Zutaten. Kaum eine Foodbloggerin kommt ohne die Smoothie-Bowl mit Açai-Beeren aus Brasilien und dem zwar unglaublich leckeren, aber umweltbelastenden Avocado-Lachs-Bagel aus. Sie hingegen legen Wert auf saisonale Ingredienzien und Nachhaltigkeit. Ihre Rezepte sind vegan und der Gesundheit wegen frei von raffiniertem Zucker; belehren wollen Sie trotzdem niemanden. Sie missionieren weder gegen die «böse» Kuhmilch noch entwickeln Sie irgendwelche Verschwörungstheorien gegen die Lebensmittelindustrie.

Mit Ihrem Blog verbinden Sie Lifestyle und Nachhaltigkeit. Damit inspirieren Sie nicht nur mich. Laut der Instagram-Analyse-Seite «likeometer.ch» belegen Sie derzeit Platz 6 in der Schweizer Foodblogger-Szene. Meiner Meinung nach gehören Sie auf den obersten Podestplatz. Denn Sie beweisen: Saisonal kochen ist sexy!

Herzlich, Ines Häfliger