Kleider machen Laune
- Text: Jacqueline Krause-Blouin
Die stellvertretende annabelle-Chefredaktorin Jacqueline Krause-Blouin findet, dass wir mindestens einmal im Jahr outfittechnisch voll aufdrehen sollten.
Als Kinder schleppte uns die Mama am Morgen des wichtigsten 24. zum Coiffeur, um uns aufwendige Flechtfrisuren anfertigen zu lassen. Und so, wie es jedes Jahr das gleiche Festmahl gab, trugen wir auch (solange es passte) das gleiche Kleid. Gern mit grossem weissem Kragen und Karomuster, dazu Lackschuhe und weisse Söckchen. Ich mochte das, denn es fühlte sich so schön festlich an. Und als Kind mag man nun mal Bekanntes, Tradition und Rituale. Etwas davon sollten wir uns auch im Erwachsenenleben bewahren. Oder fragen Sie sich etwa nicht jedes Jahr, was Sie bloss anziehen sollen, wenn die Glöckchen wieder bimmeln? Das Weihnachtskleid ist die Lösung: ein besonderes Kleid, auf das wir uns 364 Tage des Jahres freuen können. Denn Vorfreude … Sie wissen schon. Übrigens spreche ich hier nicht von einem Mottoparty-Outfit mit Zuckerstangenstrümpfen, sondern von Samt, Pailletten, vielleicht sogar Brokat. Komplett ironiefrei und ohne total lustige Sprüche à la «Jesus loves you. A shame nobody else does».
Klar, wir müssen uns heute nicht mehr in der Kirche als perfekte Familie inszenieren, viele setzen am Heiligen Abend keinen Fuss vor die Tür. Und ich weiss (Fashiontrauma des Jahres!), dass Activewear 2016 das grosse Ding war. Aber wollen Sie wirklich das Jahr in neonfarbenen Jogginghosen ausklingen lassen? Oder im Pyjama? Sollten wir uns nicht für die, die uns am wichtigsten sind, wenigstens einmal im Jahr besondere Mühe geben? Schliesslich verpacken wir auch unsere Weihnachtsgeschenke liebevoll, warum dann nicht uns selbst? Übrigens gehe ich jede Wette ein, dass das Weihnachtskleid auch dem Familienfrieden zugutekommt: Es ist nämlich bedeutend schwerer, schlecht drauf zu sein, wenn man gut angezogen ist.