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Influencerin Brenda Weischer: «Authentisch zu sein lohnt sich am Ende»

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Influencerin Brenda Weischer: «Authentisch zu sein lohnt sich am Ende»

Brenda Weischer wird für Ihre Kritik geliebt, gehasst, bezahlt: Wir sprachen mit der Influencerin über Realität und Authentizität bei Social Media, Werbegeschenke von Marken und die Frage, wie schwer es fällt, sich selbst treu zu bleiben.

Brenda Weischer betritt die Lobby pünktlich um 16 Uhr, umarmt die Journalistin und entschuldigt sich, dass sie mit ihrem Hund Summer noch rasch raus muss. Der schwarzhaarige Pudel-Mischling trägt ein weisses Halsband mit schwarzen Punkten, sie eine enge schwarze Hose und einen schwarzen Rollkragenpullover unter einer schwarzen Pufferjacke.

Nicht weiter erstaunlich, besteht die Garderobe der Dreissigjährigen doch ausschliesslich aus weisser und schwarzer Kleidung – bei ihr zuhause in Berlin hängen an Metallstangen links die weissen, rechts die schwarzen Stücke. Sie sind mehrheitlich secondhand, von Brands wie Maison Martin Margiela, Helmut Lang, Comme des Garçons und Issey Miyake. Ihr Kleiderschrank war es denn auch, der @brendahashtag, so ihr Social-Media-Alias, zu einer mittelgrossen Tiktok-Sensation machte: Sieben Sekunden Garderoben-Video generierten fünf Millionen Views, die Leute flippten aus.

Für das, was sie zu sagen hat, steht sie auf so mancher Blacklist

Auch mit ihrer Meinung sorgt die Central-Saint-Martins-Absolventin regelmässig für Aufregung: Sie gilt als eine der wenigen Influencer:innen, die es wagt, auch jene Brands zu kritisieren, die ihr die Miete ihrer (ebenfalls in Schwarzweiss gehaltenen) Wohnung zahlen – und ihre Berufskolleg:innen. Wobei sie bei Letzteren stets betont, dass sie deren Tun aus wirtschaftlichen Gründen durchaus nachvollziehen kann. Weischer ihrerseits kuratiert nebenbei Disruptive Berlin, ein Archiv für Designer-Secondhand, das seine digitalen Pforten an nur einem Tag pro Monat öffnet, und auch das nur für jene, die über den Türcode in Form eines Passworts verfügen.

Brenda Weischer holt weit aus, wenn sie Fragen beantwortet, sie schweift ab, verliert den Faden, nimmt ihn wieder auf, entschuldigt sich für ihre Antworten in der Länge von Ted-Talks, fragt, ob sie die Fragen überhaupt beantwortet hat. Aber Brenda Weischer drückt sich deutlich aus, daran besteht kein Zweifel. Für das, was sie zu sagen hat, steht sie auf so mancher Blacklist. Und ja, selbst die passen ins Farbschema. Nur ihren Kaffee, den trinkt sie nicht schwarz, sondern mit Hafermilch.

annabelle: Brenda Weischer, Sie verschmähen Trends und Neuproduziertes. Wäre es als Influencerin nicht Ihr Job, neu lancierte Produkte zu bewerben?
Brenda Weischer: Ich habe schon zu Beginn meiner Karriere nur ausgewählt Produkte beworben, die meisten Anfragen abgelehnt. Darum bin ich auf Social Media viel langsamer gewachsen und habe lang deutlich weniger verdient als meine Kolleg:innen. Wer Zara nicht promotet, wird auch nicht von Zara repostet, solche Kollaborationen hätten mir Sichtbarkeit und Follower:innen gebracht.

Was spricht gegen eine Zusammenarbeit mit Zara?
Zara, Fashion Nova, Amazon – ich mache keine Fast Fashion. Viele kollaborieren mit Fast-Fashion-Brands, weil die für einen Post so viel zahlen wie andere in sechs Monaten.

Warum lassen Sie sich das entgehen?
Ich hatte immer andere Standbeine – betreibe etwa einen Secondhandshop – und konnte es mir leisten, nachhaltige Marken zu bewerben, mir treu zu bleiben. Ich kann aber alle verstehen, die ihre Miete zahlen müssen.

Das müssen auch Sie. Und trauen sich doch, bei Missfallen auch jene Marken für ihre Designs zu kritisieren, deren Shows Sie besuchen.
Ich bewege mich auf dünnem Eis. Es gibt Hunderte Menschen, die sofort meine Einladung zu einer Modeschau übernehmen und nur Positives über einen Brand berichten würden. Sowieso, Fashion-Week-Einladungen … Immer dieses Dick Measuring bezüglich Marketing-Budget. Diesel hat mit einem Butt-Plug zur Frühjahrsschau geladen. Meine Kolleg:innen aus New York schmeissen spätestens in Paris alle Einladungen weg, weil sie schon jene aus London und Mailand im Gepäck haben. So eine Verschwendung.

Sie zahlen aber durchaus einen Preis für Ihre Meinung. Seit Sie Bottega Veneta für die Aftershowparty anprangert haben, die das Label während des Lockdowns im Berliner Soho House schmiss, lässt man Sie dort angeblich nicht mehr rein.
Nicht nur dort. Als das Soho House in Paris eröffnete, wollte mich ein Bekannter auf die Founding-Members-Liste setzen – ging nicht, ich stehe wohl weltweit auf der Blacklist.

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«Spannenderweise ist es übrigens schwierig für Marken, mich zu ignorieren, sobald ich über sie spreche – egal, ob gut oder schlecht»

Wirklich zu stören scheint Sie das nicht, auf Twitter scherzen Sie: «Meine bisher grösste Leistung ist es, dass mich das Soho House auf die Schwarze Liste gesetzt hat.»
Ich kann darüber lachen. Immerhin werde ich von den Kunden, die mich mögen, top bezahlt. Sonst fände ich das scheisse.

Auf welchen Blacklists stehen Sie noch?
Oh, auf vielen, ich bin oft nicht willkommen. Oder werde gar nicht erst für Jobs vorgeschlagen. Für viele Agenturen bin ich ein zu grosses Risiko.

Warum?
Angenommen, eine kleine Münchner PR-Agentur hat einen grossen Pariser Luxuskunden gewonnen. Allein schon, mich für eine Kollaboration vorzuschlagen, ist heikel – sie könnte den Kunden wieder verlieren, wenn meine Ehrlichkeit ihm nicht passt.

Sie empfehlen sich stattdessen selbst?
Nein. Sitzplätze für Shows frage ich beispielsweise kaum an. Schon gar nicht, wenn ich mal schlecht über eine Marke geredet habe, sonst sehe ich ja aus wie ein Clown.

Bei der Dior-Show waren Sie, obwohl Sie den Brand für langweilige Designs kritisiert haben.
Tatsächlich ist mir die ehemalige Hamburger Agentur des Hauses vor Jahren entfolgt, nachdem ich ein Dior-Meme auf Instagram gepostet hatte. Für diese Saison wurde ich nun als eine von zwei deutschen Influencerinnen zur Show eingeladen.

Sind Sie rehabilitiert?
Vielleicht hat Dior verstanden, dass jenen Menschen zugehört wird, die etwas zu sagen haben; ich bringe ein wirklich loyales Publikum mit. Spannenderweise ist es übrigens schwierig für Marken, mich zu ignorieren, sobald ich über sie spreche – egal, ob gut oder schlecht.

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Wie meinen Sie das?
Ich übe oft Kritik an Chanel. Aber ich poste so regelmässig, dass ich Secondhandstücke von Chanel sammle, dass mich die Leute vom Met-Museum nach Paris eingeladen haben, als verkündet wurde, dass die diesjährige Frühjahrsausstellung Karl Lagerfeld gewidmet ist. Ich sass also im gleichen Raum wie Virginie Viard, bewege mich im Universum der Marke, auch wenn ich nicht zu den Chanel-Shows eingeladen werde.

Sie klingen abgeklärt. Aber es lässt Sie bestimmt nicht alles kalt?
Wehtut mir, wenn gestellte Fotos oder 08/15-Konzepte einer authentischen Zusammenarbeit vorgezogen werden und ich darum Angebote von Traumkunden ausschlagen muss.

Zum Beispiel?
Von Vestiaire Collective. Die Plattform für Designer-Secondhand und ich, es hätte so gut gepasst. Aber meine Kreativität war nicht gefragt, ich sollte einzig meine persönliche Wishlist verlinken und meine Follower:innen auf die Website locken. Haben die sich eine Sekunde mit ihnen auseinandergesetzt? Die haben alle schon ein Vestiaire-Profil. Ausserdem verlinkt keine Influencerin, die ich kenne, ihre tatsächliche Wishlist. Alle kreieren Fake- Wishlists mit Sachen, bei denen es egal ist, wenn sie ihnen weggeschnappt werden. Es ist schade, wenn Influencer:innen kein Vertrauen geschenkt wird, etwas Eigenes, Echtes zu machen.

Viele Brands wollen also gar keine Authentizität?
Das liegt auch an den Influencer:innen, die das alles mitmachen. Den jungen Tiktoker:innen kann man das zwar nicht vorwerfen. Stell dir vor, du bist neunzehn und dir schreibt eine Luxusmarke wie Prada, natürlich flippen die aus und sagen zu, ohne zu hinterfragen, wie viel kreative Freiheit sie bekommen. Die Luxusmarke launcht also eine Tasche und alle posten dasselbe Foto mit derselben vorformulierten Caption – nicht wie ich 300 Wörter, die niemand kontrollieren kann.

Und aus Frust über die gescheiterte Zusammenarbeit haben Sie Ihr eigenes Archiv für Designer-Secondhand gegründet?
Nein, dafür gibt es tausend andere Gründe.

Die da wären?
Viele Menschen kaufen teure Secondhandstücke, die so ausgefallen sind, dass sie sie nie aus ihrem Schrank holen. Und dann wissen sie nicht, was sie an einem Mittwochmorgen zum Kaffee-Date anziehen sollen. Bei Disruptive Berlin kann man Designer-Secondhand für den Alltag kaufen, schwarze Rollkragenpullover, Jeans.

Sie sagten mal, damit fühlen Sie sich auf Events authentischer als jene, die die neusten Trends tragen.
Weil ich mich nicht verkleide.

Tun das denn die anderen?
Viele. Ausser der Presse trägt ja niemand mehr seine eigenen Klamotten. Die sind alle ausgeliehen und werde am nächsten Tag zurück an Karla Otto geschickt (eine PR-Agentur, Anm. d. Red.).

Dass Julia Fox, eine Königin der Kostümierung, Disruptive Berlin auf Instagram folgt, feiern Sie aber.
Wie sie nach Paparazzi-Bildern und Presse lechzt, nach Leuten, die sich über ihre Outfits empören – das ist so ehrlich durchschaubar, dass ich es schon fast wieder cool finde. Ausserdem gönne ich einer alleinerziehenden Mutter, die sechs Wochen ein Arschloch gedatet hat (Kanye West, Anm. d. Red.), dass sie den Hype um sich zu nutzen weiss. Ich hoffe, sie wird zur Met-Gala eingeladen.

Zur Verkleidungssause schlechthin. Lassen Sie sich denn wirklich nie für Events und Shows verkleiden, um bei Ihren Worten zu bleiben?
Früher lautete meine Regel: Ich ziehe nichts an, was mir nicht gehört. Der Job von Influencer:innen beschränkt sich aber schon lang nicht mehr darauf, eine Show zu besuchen und Social-Media-Content zu produzieren, sie sollen sich auch in einem Laufsteglook fotografieren lassen. Immerhin kann ich mir rausnehmen, keinen Full Look zu tragen.

Die Full Look Policy – die Brands wollen nicht, dass man ihre Designs mit jenen anderer Brands mischt.
Sauanstrengend. Und sie schreckt die Konsument:innen ab.

Inwiefern?
Wer kann sich denn bitte einen Full Look von Louis Vuitton leisten? Ich nicht. Wenn ich die Louis-Vuitton- Tasche hingegen mit meinem Alltagsoutfit bewerbe, können sich meine Follower:innen vorstellen, wie sie sich kombinieren lässt. Sie beginnen vielleicht, darauf zu sparen. Aber eben, es wird langsam lächerlich, bei der Valentino-Show trugen alle denselben pinken Look. Und dann die Show: Die armen Models eierten auf ihren Highheels herum, fielen die Treppe runter – es war schrecklich mitanzusehen. Warum wurden die Schuhe nicht spätestens nach dem Probelaufen ausgetauscht? Auf den Fotos bei «Vogue Runway» bekommt man das nicht mit, nur dank der Videos, die Gäste auf Social Media gepostet haben. Die haben nun bestimmt Angst um ihr Ticket für die nächste Saison – und manche bekommen es vielleicht auch nicht mehr.

Influencer:innen wie Sie erhalten auch viele Werbegeschenke. Wie gehen Sie damit um?
Ich nehme keine an, jedenfalls keine Überraschungen. Es klingt lächerlich, sich über Geschenke zu beschweren, aber ich möchte nicht überhäuft werden. Und nichts zurückschicken müssen, allein schon wegen des CO2. Da- rum bitte ich Unternehmen, mir Fotos von Geschenken zu senden, bevor sie sie mir schicken.

Keine Ausnahmen?
Balenciaga wollte mir letztes Jahr ein Geschenk schicken – aber partout kein Foto. Die PR-Abteilung versicherte mir, dass mir die Überraschung gefallen würde. Also habe ich ausnahmsweise zugesagt. Und was kommt an? Touri-Sandalen mit Klettverschlüssen, schrecklich. Ich trage sogar im Sommer Boots, you don’t see my toes. Ich habe sie wieder abholen lassen. Wenn du das Geschenk behältst, erwarten die Marken von grossen Luxuskonzernen, dass du ein Foto postest – wenn sie keines sehen, hörst du nie wieder was von ihnen.

Aber wohl auch nicht, wenn Sie das Geschenk auf Twitter als «Angriff» bezeichnen und zurückschicken?
Natürlich nicht. (lacht) Beim aktuellen Skandal um die Marke ist mir die Funkstille aber gerade recht.

Balenciaga wird vorgeworfen, Kinder zu sexualisieren. Dazu haben Sie nichts gesagt.
Ich hätte für einen Verriss eine Menge Likes bekommen, aber solange ich nicht möglichst alle Seiten einer Geschichte kenne, bin ich vorsichtig. Ich möchte keine falschen Informationen verbreiten.

Noch mal zu den Geschenken …
Bei Marken wie Balenciaga kommt hinzu, dass sie das Budget hätten, mich zu bezahlen. Sie gewöhnen sich daran, dass man umsonst postet, wenn man ständig Geschenke annimmt. Aber die zahlen dir nicht den Wocheneinkauf.

Zahlen könnte auch Margiela. Den weissen Pillow Bag des Hauses haben Sie dennoch angenommen.
Mit Margiela pflege ich eine enge Beziehung, ich werde zu den Shows eingeladen, verkörpere die Marke. Und ich habe die Tasche vorab freigegeben.

Neu ist sie trotzdem, Sie hingegen weibeln eigentlich für Secondhandkäufe. Wie schwer fällt es bei all den Versuchungen, sich selbst treu zu bleiben?
Man kann als Influencer:in nicht nur Secondhand posten. Meine einzigen Kunden wären Ebay und Vestiaire – und mit denen hat die Zusammenarbeit nicht geklappt. Klar, die Tasche ist neu, ich rede das nicht schön. Aber sie passt zu meinem Stil, ich werde sie auch in drei Jahren noch tragen. Und schlussendlich konsumiert auch, wer Secondhand kauft. Deswegen bezeichne ich mich auch nicht als nachhaltig, sondern plädiere für langsamen und bewussten Konsum. Wenn ich darüber hinaus etwas ändern wollte, müsste ich bei Greenpeace arbeiten.

«Ich kann mir das Schreiben nur durch gut bezahlte Social-Media-Jobs leisten»

Oder als Journalistin? Warum haben Sie nach Ihrem Modejournalismus-Studium nicht für Magazine geschrieben?
Ich kenne bestimmt dreissig Leute, die meinetwegen den Master an der Central Saint Martins angefangen haben. Ich hoffe, genug ehrlich zu ihnen gewesen zu sein: Du kannst dich als freie Journalistin mit den mickrigen Honoraren, die du für einen Text kriegst, nicht über Wasser halten. Ich kann mir das Schreiben erst wieder leisten, seit ich gut bezahlten Social-Media-Jobs nachgehe.

Ähnlich geht es jenen Kreativen, die Sie seit Kurzem für Ihre Kolumne Brenda’s Business für die Zeitschrift «032c» interviewen. Es geht um Kredite, Schulden …
Zunächst wollten Jörg (Gründer von «032c», Anm. d. Red.) und ich junge Talente interviewen, sie sichtbar machen. Das hätte unserem Philanthropen-Ego gutgetan, aber nachhaltig geändert hätte es nichts. Wir entschieden also, mit Etablierten zu sprechen, um etwas Echtes, Ehrliches zu bekommen – um der neuen Generation einen realistischen Blick hinter die Kulissen der romantisierten Modewelt zu bieten.

Apropos: Sind Sie eigentlich bei Be-Real?
BeReal, oh Gott. Da war ich nur einen Monat. Ich habe jedes Mal fünf Versuche benötigt, bis ich ein brauchbares Foto hochladen konnte. Irgendwann hat mir jemand gesteckt, dass meine Freunde die Anzahl Versuche sehen können, das hat mich unter Druck gesetzt.

Aber wäre das nicht Ihre App? Ein wenig Realität und Authentizität inmitten all der vermeintlichen Perfektion?
Ich verstehe, wenn Influencer:inen mit zwei Millionen Follower:innen BeReal mit ihrem engen Umfeld machen, weil sie keine Lust mehr auf ihre Close-Friends-Story oder ihren Finsta (geheimes Instagram-Profil für Schnappschüsse, Anm. d. Red.) haben. Ich hingegen gebe mich schon auf meinen übrigen Social- Media-Kanälen ungefiltert, ich brauche keine zusätzliche Plattform dafür. Ich bin ja leider schon echt. (lacht)

Stimmen Sie also zu, dass wir aufhören sollten, uns allzu viele Gedanken zu unserem Erscheinungsbild, unserem Look zu machen? Uns – im doppelten Sinn – fertigzumachen?
Na ja. Ich glaube zwar nicht an Karl Lagerfelds angebliches Credo «Wer eine Jogginghose trägt, hat die Kontrolle über sein Leben verloren». Aber ich mache mich eben auch gern fertig. Mein Outfit komplettiert mich.

Bei den Frühjahrsschauen sahen viele Looks aber zumindest unfertig aus, Prada bügelte Falten in die Jupes …
Demna (Gvasalia, Anm. d. Red.) wäre wegen seines Outfits mal beinah von einem Restaurant abgewiesen worden. Alle haben sich über das Restaurant empört. Aber es gibt nun mal Etablissements, in die du nicht mal in einem Balenciaga-Jogger reinkommst. Hätten sich die Menschen genauso aufgeregt, wenn einer unbekannten Person in einem Jogginganzug vom Discounter der Tisch verwehrt worden wäre? Es ist wichtig, dass die Regeln locke- rer werden. Aber das müssen sie für alle. Es darf nicht von Vermögen, Status oder Aussehen abhängen, inwie- weit du dich nicht fertigmachen musst. Sich in Prada nicht fertigzumachen ist ziemlich einfach.

Last but not least: Worüber schweigen sogar Sie?
Marken, die ich berate – ich kann Ihnen leider nicht verraten, welche das sind –, würde ich nie öffentlich kritisieren.

Die Sie beraten?
Ich mache heute auch Consulting, Marken engagieren und zahlen mich explizit, um von meiner kritischen Meinung zu lernen. Authentisch zu sein lohnt sich am Ende also doch.

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