Im Test: Childpad, ein Mini-Android-Tablet speziell für Kinder
- Text: Julia Hofer
Zwei kleine Kinder und eine laaange Autofahrt in die Ferien vor sich! Für annabelle-Reporterin Julia Hofer die perfekte Gelegenheit, zwei Childpads mit auf die Reise zu nehmen und so die Kids abzulenken.
Obwohl meine Kinder erst sieben und vier Jahre alt sind und ich ihnen in diesem zarten Alter weder Computerspiele, geschweige denn Computer kaufen würde, musste man mich nicht lange überreden, zwei Childpads zu testen: Wir waren kurz davor, in die Ferien zu fahren. Mit dem Auto. Von Winterthur nach Genua. Schlafen auf der Fähre. Und noch einmal Autofahren. Das sind sechs, sieben Stunden reine Fahrtzeit. Also dachte ich: Ein bisschen Unterhaltung auf den Rücksitzen kann nicht schaden.
Den Kindern stand die Vorfreude auf Bling-Boing-Lalala von einem Ohr bis zum andern ins Gesicht geschrieben. «Jetzt kann ich endlich auch sagen: Ich habe einen Gameboy» fasste der ältere seine Emotionen zusammen. Doch vorderhand sollte es bei der Vorfreude bleiben: Wir fanden auf dem Childpad nur einen wenige Minuten kurzen Film und etwa fünf Spiele vor (wovon mir gerade mal eins für unsere Kinder geeignet schien) und das Runterladen von Spielen und Filmen von meinem Mac wollte und wollte nicht funktionieren – allerdings muss ich zugeben, dass ich alles andere als ein Digitalnative bin und mich als Apple-Userin überhaupt nicht mit dem Android-Betriebssystem auskenne. Unsere Onlineredaktorin löste das Problem dann innert fünf Minuten: Sie lud das Betriebssystem neu. Darauf standen uns eine genügend grosse Auswahl von bereits installierten Apps zur Auswahl. (Und auch neue, kindergerechte Apps waren schnell in der AppsLib, der «Bibliothek» zum Apps herunterladen, gefunden.)
Liebling, wer hat die Kinder ruhiggestellt?
Im Auto entpuppten sich die Apps «Angry Bird» und «Memory» bald als Hits, die lange Autofahrt verkürzte sich gefühlt um mehrere Stunden. Es spricht definitiv für die Benutzerführung, dass unsere vierjährige Tochter diverse Spiele, sowie den Fotografiermodus selbst entdeckte und intuitiv bedienen konnte. Schade nur, dass der Ein-/Aus-Schalter des Geräts genau dort platziert ist, wo man es in den Händen hält, so dass das Pad verschiedentlich unabsichtlich mitten im Spiel ausgeschaltet wurde. Weitere Möglichkeiten wie Internet (eine neuartige Elternkontrolle von Editions Profile sorgt für Sicherheit beim Surfen), Video, Foto oder Musik (es gibt Platz für 5 Filme, 4.000 Fotos oder 2000 Songs) hatten wir noch gar nicht genutzt, als es in meiner Handtasche versehentlich zu einem Kampf der Medien kam – ich steckte ein Buch in meine Handtasche, die Ecke des Hardcovers kollidierte mit dem Screen des Childpads – und der Sprung quer über den Screen setzte das Spielzeug ausser Gefecht. Unverständlich, dass ein offensichtlich derart empfindliches Gerät (für Kinder!) nicht mit einem schützenden Deckel oder einer Hülle geliefert wird.
Auf der Rückfahrt hatte das übriggebliebene Gerät dann leider nur noch einen eingeschränkten Ruhigstell-Faktor: Zwar schafften es die Kinder, sich das Childpad zu teilen (alle 15 Minuten wurde gewechselt), doch reagierten sie vermehrt genervt, wenn sie bei einem Spiel das nächst höhere Level nicht erreichten. Als der Ältere drohte, die Unterhaltungselektronik mit Fäusten zu traktieren, mussten wir eingreifen. Das gute alte Kassettengerät und die Geschichte von der kleinen Hexe entpuppten sich als Retter in der Not: Wohltuende Entspannung, mindestens 45 Minuten lang.
Fazit des Tests:
Trotz der durchzogenen Erfahrungen würde ich meinen Kindern wieder ein Childpad in die Hand drücken, für eine lange Reise oder wenn die Kinder grösser sind, auch sonst zum (zeitlich limitierten) Zeitvertreib. Schliesslich muss Mediennutzung gelernt sein. Sonst enden die Kleinen noch so wie ihre Eltern, die nicht in der Lage sind, einen Film von einem Mac auf einen PC (oder eben ein Childpad) zu kopieren.
Das Childpad von Arnova kostet 139 Franken und ist über www.digitec.ch erhältlich.