Interior
Ich habe «The Home Edit» bei mir zuhause ausprobiert – und bin Fan
- Text: Vanja Kadic
- Bild: Netflix
Wir leben in unsicheren Zeiten. Redaktorin Vanja Kadic mistete, inspiriert von der Netflix-Serie «The Home Edit», ihre Wohnung aus – und entdeckte das Entrümpeln als Wellbeing-Trick für sich.
Eigentlich wollte ich nur eine halbe Folge schauen. Aus lauter Langeweile bingte ich an einem regnerischen Sonntagnachmittag dann doch die gesamte erste Staffel der Netflix-Serie «The Home Edit: Jetzt wird aufgeräumt» durch. Während die US-Interior-Profis Clea Shearer und Joanna Teplin auf dem Bildschirm die Garage von Khloé Kardashian oder den Kleiderschrank von Reese Witherspoon aufräumten, schaute ich etwas beschämt auf mein Regal. Ungeordnet stapelten sich darauf alte Moleskine-Notizhefte, während sich Krimskrams neben Büchern türmte.
Das Regal war nur eine Chaos-Baustelle in meiner Wohnung, das es zu bewältigen galt. Auch meinen Make-up-Bestand und meinen Schreibtisch wollte ich neu organisieren und ausmisten. Die Aufräum-Wut der US-Pendants von Marie Kondo hat mich angesteckt: Ich musste dringend entrümpeln. Wir verbringen jetzt, Winter und Corona sei Dank, eh wieder mehr Zeit zuhause. Und richtig gemütlich wird es nun mal erst, wenn die eigenen vier Wände aufgeräumt sind. Mit Mercury Retrograde ist aktuell ausserdem eine besonders gute Zeit, um sich neu zu organisieren und auszumisten. Ausreden hatte ich also keine mehr.
Mit der japanischen Aufräum-Expertin Marie Kondo verbindet Clea und Joanna ausser ihrer Leidenschaft für Ordnung wenig. Die Gründerinnen von «The Home Edit» sind um einiges lauter, amerikanischer und setzen weniger auf Minimalismus als auf eine penible Organisation. Was die beiden Unternehmerinnen (4.4 Mio. Insta-Follower!) anfassen, wird in Regenbogen-Farben sortiert, beschriftet und akribisch genau angeordnet. Unordentliche Küchenschränke oder vollgestopfte Vorratskammern verwandeln sich nach ihrer Arbeit in very instagrammable Kunstwerke.
Ihre Taktik inspirierte mich. Ich wollte auch einen Touch «The Home Edit» zuhause. Und so tätigte ich ein paar Notfall-Bestellungen bei Globus, H&M Home und Muji, um mir Behälter zu besorgen (wir haben in der Schweiz ja leider keinen «Container Store» – die US-Kette für Aufbewahrungsware gehört zur Lieblingsanlaufstelle von Clea und Joanna). Mein Krimskrams und die Notizhefte sind nun in schönen Kisten verstaut, meine Make-up-Sammlung hat sich nach einer intensiven Entrümplung drastisch reduziert und meinen Schreibtisch kann ich wieder zum Arbeiten nutzen, weil nicht mehr random Zeug darauf rumliegt. Wie in einem schönen Shop siehts bei mir zwar nicht aus (sonst hätte ich Ihnen natürlich stolz ein Foto präsentiert), aber das Chaos ist definitiv beseitigt und mein Zuhause sieht ein bisschen fröhlicher aus.
Das Aufräumen und Organisieren tat nicht nur meiner Wohnung, sondern auch meinem Wellbeing gut: Besonders wenn die Welt auseinander zu fallen scheint und man scheinbar über nichts mehr Kontrolle hat, ist es irgendwie beruhigend, wenn es zumindest zuhause ordentlich ist. Ich kann mich seitdem besser konzentrieren und bin happier. Sie wollen auch Ihre Wohnung ausmisten? Hier einige Tipps aus der Serie.
5 Tipps fürs erfolgreiche Entrümpeln:
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Schaffen Sie eine Übersicht. Mit diesem Schritt beginnen Clea und Joanna jede Aufräum-Mission: Legen Sie alle Sachen raus, um zu sehen, was Sie überhaupt alles besitzen. Das kann schlimm aussehen (tat es zumindest bei mir) – aber erst so können Sie effektiv ausmisten.
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Fangen Sie an, Ihre Sachen zu sortieren. Fragen Sie sich: Was will ich behalten, was kann weg? Was kann ich spenden, was verschenken? Für Clea und Joanna gilt hier: Das Aussortieren von Gegenständen ist unausweichlich – sonst schieben Sie die Unordnung einfach nur hin und her. Wenn Sie sich schlecht von Sachen trennen können, hilft es, sich zu überlegen, wann Sie den Gegenstand zuletzt benutzt oder das Kleidungsstück zuletzt getragen haben. Meine Faustregel: Ist es länger als ein Jahr her, kann mir das Teil nicht so wichtig sein. Hilfsorganisationen sind aktuell besonders froh um Ihre Kleiderspende. Frisch gewaschene Männer- sowie Frauen- und Kinderbekleidung können Sie etwa beim Spendendepot Zürich abgeben.
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Verstauen Sie Kleinkram kompakt – und pretty. Herumfliegender Krimskrams wie Stifte, Notizblöcke, Nagellack, Ladekabel oder Feuerzeuge lassen sich optimal in schönen Kistchen oder Körben verstauen. Ich liebe zum Beispiel die pastellfarbenen Crates von Hay und habe mein Hab und Gut in unzähligen dieser hübschen Faltkisten untergebracht (sortieren Sie aber auch hier vorher aus, um ein Chaos zu vermeiden!). Damit folge ich dem Rat von Clea und Joanna: Die beiden wollen Dinge nicht nur praktisch verstauen, sondern legen gleichzeitig Wert auf Ästhetik. Erfreue man sich am Anblick der Organisation, ist es wahrscheinlicher, die Ordnung auch einzuhalten. Aufbewahrungsprofi-Tipp: Benutzen Sie einen Labelmaker. Mit Labels erkennen Sie auf einen Blick, was sich in welcher Kiste befindet.
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Werden Sie kreativ. Achten Sie darauf, was Sie für neue Zwecke einsetzen können – auch beim Organisieren lohnt sich Recycling: Meine Stifte, Wattestäbchen oder Lippenstifte habe ich beispielsweise in Gläsern von aufgebrauchten Duftkerzen untergebracht. Sieht schön aus und ist auch noch nachhaltig.
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Shop Your Stash! Einer der Vorteile beim Entrümpeln: Haben Sie erstmal eine Übersicht über Gegenstände, die Sie bereits besitzen, entdecken Sie alte Schätze neu und nutzen Ihre Dinge eher. Beim Aufräumen meines Badezimmerschränkchens stiess ich etwa auf Produkte, deren Existenz ich längst vergessen hatte und die ich nun gern wieder regelmässige benutze.