Stil
Hinter den Kulissen: Fotoshooting annabelles neue Gesichter
- Text: Ariane Lorez; Fotos: Paola Kudacki, Yves Bachmann
Ein Fotoshooting in eigener Sache: Für unsere Jubiläums-Werbekampagne hat die Starfotografin Paola Kudacki Porträts von vier Frauen geschaffen, die – jede in ihrer Einzigartigkeit – für die vielen Facetten der modernen Schweizerin stehen.
«Diese junge Frau sollten Sie sich merken! Sie heisst Carla Juri, und sie wird bald berühmt sein. Durch ihre Hauptrolle in der Verfilmung des Bestsellers «Feuchtgebiete». Damit, dass wir beide, wenn auch nicht gemeinsam, vor derselben Kamera standen, hat es aber eine ganz andere Bewandtnis. Diese Kamera gehört einer der zurzeit berühmtesten Fotografinnen aus den USA, Paola Kudacki. Sie reiste im tiefen Winter in Zürich an, um ein Quartett von Frauen zu porträtieren, das ab jetzt den Geist von annabelle repräsentieren wird. Weil es vier Frauen sind, deren Leben und Lebensstil die Vielseitigkeit, den Spass, die Kreativität und Unberechenbarkeit unseres Magazins perfekt auf den Punkt bringen. Da ist die Zürcher Kunsthändlerin Frédérique Hutter, die mit ihrer Galerie Katz Contemporary Art sehr erfolgreich nicht nur Schweizer Künstler promotet – ihre Vernissagen gehören zu den wirklich angesagten Einladungen der Apéro-verwöhnten Szene. Oder Sarina Arnold: mit 33 schöner denn je, als Model gut beschäftigt, eine engagierte Mutter, die sich für Kinder in Not einsetzt. Dann Susanne Bartsch, unsere Schweizerin in New York: ein Cocktail aus Lady Gaga, Dita von Teese und Berner Bodenständigkeit, von dem man schon beim Hinschauen high wird. Und eben Carla Juri, diese feine, junge Schauspielerin, an deren sensiblem Gesicht sich unsere Fotografin nicht sattsehen konnte. Mein Porträt hingegen entstand wie nebenbei, als ich auf dem Set vorbeischaute. Und wird es nicht in die Kampagne schaffen. Aber zeigen wollte ich es Ihnen doch!» Editorial Lisa Feldmann
Making Of
«So much snow», twitterte Paola Kudacki nach dem Fotoshooting für die neue annabelle-Werbekampagne. Ein verschneites, aber graues Zürich hatte die Fotografin an jenem Tag Anfang Dezember empfangen. Aber selbst wenn sich die Stadt von ihrer sonnigsten Seite gezeigt hätte, für Paola Kudacki hätte es kaum einen Unterschied gemacht: Sie verbrachte den ganzen Tag eingebunkert im Fotostudio von annabelle. Paola Kudacki ist ein Star der Branche. Aufgewachsen in Argentinien, lebt sie heute in New York, fotografiert für «Vogue», «Interview», «GQ» oder «Vanity Fair», porträtiert Berühmtheiten wie Salma Hayek, Dave Grohl oder – wie kürzlich für «Time» – die Nominierten der diesjährigen Oscar-Verleihung: Anne Hathaway, Christoph Waltz oder Jessica Chastain. Das Resultat sind Bilder, die niemanden kaltlassen; ausdrucksstark und doch sinnlich, mal ironisch, mal so echt, dass es beinahe wehtut.
Und nun sollte Paola Kudacki also für annabelle fotografieren – die Gelegenheit, der Meisterin über die Schulter zu schielen, um zumindest ein wenig zu schnuppern am Geheimnis ihrer Kunst. Hoffte man. Es kam anders. Paola Kudacki spricht mit sanfter Stimme. Sie wirkt freundlich, wohlwollend, zudem verleiht ihr das Englisch mit spanischem Akzent zusätzliche Sympathiepunkte. Und doch lassen die schwarzen Haare im strengen Fransenschnitt sowie die markanten Gesichtszüge erahnen: Diese Frau weiss, was sie will. Sobald es um die Arbeit geht, tritt Paola Kudacki bestimmt auf. Sie fordert Ruhe. Konzentration. Und vor allem keine Zuschauer. Noch am Abend dem Shooting hatte sie deshalb das annabelle-Fotostudio umbauen lassen, bestellte Styroporwände und liess dicke schwarze Tücher rund um den Arbeitsbereich aufhängen, um ungestört und unbeobachtet fotografieren zu können. Damit durchkreuzte sie unseren Plan: Nun war nichts mehr mit Ein-wenig-über-die-Schulter-Schauen.
Intime Portraits
Warum dieses Abschotten? Paola Kudacki erklärt: «Für ein Porträt baut man vom ersten Moment an eine intime Beziehung zum Model auf. Dafür braucht man einen persönlichen Rahmen. Danach gibt es nur das Licht, die Dunkelheit, mein Gegenüber und die Kamera. Diese Einfachheit lässt mich diese speziellen Momente einfangen.» Das Fotostudio gleicht einer Festung. Nach draussen dringen lediglich Gesprächsfetzen, ab und zu Gelächter. Im Hintergrund läuft sanfte Musik, von Hektik keine Spur. Im Bunker häufen sich die Blitze, von Zeit zu Zeit tritt eine Make-up Artist oder einer von Paola Kudackis Assistenten heraus – wie die Fotografin selber von oben bis unten in Schwarz gekleidet.
In der neuen Werbekampagne von annabelle werden vier Gesichter zu sehen sein: das Model Sarina Arnold, die aufstrebende Schauspielerin Carla Juri, die mit ihrer Hauptrolle in der Verfilmung des Romans «Feuchtgebiete» bereits vor Filmstart für Aufsehen sorgte, die Galeristin Frédérique Hutter sowie Susanne Bartsch, extravagante Eventproduzentin in New York. Vier Schweizer Frauen, jede einzigartig in dem, was sie ist, was sie tut. In der Viererkombination jedoch die ideale Besetzung, um das mannigfache Lebensgefühl heutiger Frauen zu repräsentieren – und das, wofür annabelle steht.
Hommage an die Vielfalt
«Annabelle macht Sie zum Thema» lautet der bewusst zweideutige Slogan der Kampagne. Sie, das sind zum einen die vier porträtierten prominenten Schweizerinnen. Sie, das sind zum anderen Sie, die Leserin. Jede Frau darf und soll sich angesprochen fühlen. «Heute steht nicht mehr die Frau im Fokus von annabelle, sondern die Frauen in ihrer Vielfalt, mit ihren individuellen Lebenskonzepten», sagt Hans Siegwart von der Kommunikationsagentur By Heart, der die Kampagne produziert hat.
«Erkennt ihr mich überhaupt? Das bin dann tatsächlich ich», scherzt Sarina Arnold, als sie in einer Pause die von Paola Kudacki errichteten Mauern verlässt. Man kennt die Bilder des Topmodels mit wallendem Haar und viel Make-up. Paola Kudacki hatte anderes im Sinn. Sie wollte das Model fast gänzlich ungeschminkt fotografieren, sogar auf Mascara musste die Make-up Artist verzichten. «Ich wollte sie ehrlich ablichten, in ihrer natürlichen Schönheit.» Dass man nicht im Zeitplan ist, stört offenbar niemanden. Paola Kudackis Ruhe scheint sich auf alle zu übertragen. Geduldig warten die Models, bis sie an der Reihe sind. Kudacki lässt sich nicht hetzen. Einzig der Duft von Essen, der gegen 13 Uhr aus einer benachbarten Kantine ins Studio herüberschwappt, lenkt die Fotografin ab. Ein Problem, das mit etwas Raumspray schnell behoben ist.
Momentaufnahme
Alle vier Models sind von Kudacki begeistert. «Ich hatte sofort eine Connection zu ihr», sagt die Galeristin Frédérique Hutter. «Sie studiert dich und will dann genau dieses Bild, das sie von dir hat – ohne dich zu verändern. Ich habe mich auf den Bildern sofort wiedererkannt.» Die Starfotografin sucht für ihre Bilder die Person hinter der Fassade. Als sie Carla Juri fotografierte, habe sie fast geweint, meint Paola Kudacki: «Ihre Haut ist so transparent, man sieht so viel von ihr. Wie wenn sich ihre Seele im Gesicht widerspiegeln würde. Mir war, als komme eine ganze Lawine von Emotionen auf mich zu.» Und Carla Juri meinte: «Paola und ich konnten uns über alles unterhalten. Deshalb ist es gut, dass nicht alle zuhören. Man erzählt ja auch Persönliches. Das schafft eine ganz andere Ebene, eine Intimität, die sich in den Bildern widerspiegelt.»
Susanne Bartsch ist in New York für ihre extravaganten Partys bekannt. Spricht sie über das Fotoshooting, wird auch sie emotional: «Paola hielt mich in einem bestimmten Moment fest. Das ist exakt das, wonach ich in meinem Leben strebe: im Moment zu leben.» Nach elf Stunden, es ist gegen 20 Uhr, ist Paola Kudacki zufrieden. Das Letzte, was sie wissen will: Wo man in Zürich gut essen kann. Ihr Urteil später auf Twitter: «Best Burger in Zurich.» Sie war im «Helvti Diner».
Susanne Bartsch ist ebenfalls in der Modestory «Schön schrill» und im Porträt «Eine Frau für Ausnahmefälle» im Fokus.
1.
Natürlich schön: Schweizer Model Sarina Arnold.
2.
Königin der Partynacht: Susanne Bartsch.
3.
Hinter den Kulissen: annabelle Fotostudio.
4.
Extra aus New York mit angereist: Daniel Adam, Susanne Bartschs persönlicher Hair & Make-up Artist.
5.
Paola Kudacki fotografiert die Zürcher Galeristin Frédérique Hutter.
6.
«Ich habe mich auf den Bildern sofort wiedererkannt.» Frédérique Hutter
7.
«Erkennt ihr mich überhaupt?» Sarina Arnold.
8.
Die Hair & Make-up Artists Nicola Fischer (vorne) und Monika Spisak stylen Sarina Arnold.
9.
Paola Kudacki, Monika Spisak, Frédérique Hutter.
10.
Schauspielerin Carla Juri