Hey, Google! Wir haben das neue Google Nest Wifi getestet
- Text: Kerstin Hasse; Foto: ZVG
Google bringt mit dem Google Nest Wifi einen Wifi-Verstärker mit integriertem Assistant auf den Schweizer Markt. Wir haben ihn ausprobiert.
Ich koche leidenschaftlich gern. Es gibt nichts, was mich so entspannt, wie nach einem langen Arbeitstag in meiner Küche zu stehen und Gemüse zu schnetzeln. Meist höre ich dazu Musik oder ich streame eine Doku oder meine Lieblingsserie über mein iPad. Das Ärgerliche: In meiner Altbauwohnung habe ich in der Küche schlechten Wlan-Empfang. Ich muss also immer wieder einen Hotspot über mein iPhone herstellen und diese Verbindung bricht gern mal zusammen. Genau da kommen Wifi-Verstärker ins Spiel. Die gibt es mittlerweile von ganz verschiedenen Anbietern und sie funktionieren alle gleich: Per Mesh-Prinzip wird das Wlan in der Wohnung weiterverbreitet.
Google mischt schon länger im Router-Business mit und hat nun das Google Nest Wifi auch in der Schweiz auf den Markt gebracht. Für 290 Franken bekommt man einen Router (einzeln 180 Franken) und einen Zugangspunkt mit integriertem Google Assistant (einzeln 160 Franken) im Kombipaket. Der Router soll für eine stärkere und optimierte Netzverbindung sorgen, mit dem Verstärker kann man die Reichweite des Wlans in der eigenen Wohnung oder im Haus vergrössern.
Die Installation ist einfach mit der Google-Home-App zu bewerkstelligen. Ich schliesse den Router an meine Internetbox an und platziere den Verstärker mit Assistant in meiner Küche. Die Entwickler des Google Nest erklären mir per Videokonferenz aus San Francisco, dass ihnen vor allem eine optische Integration dieses Gadgets im Alltag ihrer Kunden wichtig war. Der Verstärker, der aussieht wie ein herziger, weisser Knubbel, soll sich ästhetisch perfekt in den Wohnraum einfügen – ob er nun in einem Regal im Büro, auf der Küchenablage oder auf dem Nachttisch steht. Die Design-Inspiration für das Gerät seien Keramikvasen und -objekte gewesen, sagt Katie Morgenroth, Google-Nest-Industrialdesign-Managerin. Router sollen nicht mehr als das, was sie sind – nämlich rein praktische Geräte –, erkannt werden, sondern einen Raum sogar noch hübscher machen. Der weisse Knubbel sieht herzig aus und fällt in der Küche kaum auf. Und siehe da: Das Wlan bleibt stabil. Meine Verbindung ist nicht schneller als sonst, aber immerhin ist kein Hotspot mehr nötig.
Was mich aber vor allem interessiert, ist der integrierte Google Assistant. Mit «Hey, Google» oder «Okay, Google» wird der Assistent aktiviert – beziehungsweise die Assistentin, ich entscheide mich nämlich für die freundliche Frauenstimme. Man kann sie nun nach dem Wetter fragen, man kann Songs oder das Lieblingsradio abspielen lassen oder nachfragen, wann das nächste Tram abfährt. Die Kommunikation funktioniert erstaunlich gut, nur ab und zu gibt es Missverständnisse, dann bittet mich Google, meine Anfrage zu wiederholen. Was ärgerlich ist: Weder meine Apple-TV-Box noch mein Sony-Smart-TV lassen sich mit dem System verbinden und als Musikdienst kann ich nur Spotify, aber nicht Apple Music auswählen. Dafür bin ich überzeugt von der Lautsprecherqualität, die es zulässt, richtig gut in der Küche zu tanzen.
Ein grosses Fragezeichen bleibt natürlich immer beim Datenschutz – das gilt für alle Smarthome-Assistenten, egal von welchem Anbieter. Der Router selbst hat kein integriertes Mikrofon, jenes beim Zugangspunkt lässt sich mit einem kleinen Schalter abschalten. Google betont, dass in diesem ausgeschalteten Zustand keinerlei Informationen aufgenommen werden. Gerade weil sich dieses Gerät so natürlich in den vertrauten Lebensraum einfügt, geht das aber schnell vergessen.
Und ein bisschen seltsam ist es schon, wie schnell man sich an diese digitale Kommunikation gewöhnt. Ich gebe zu: Ich bin sehr empfänglich für all diese Smarthome-Gadgets, vor allem, wenn sie intuitiv zu bedienen sind – und da ist Google nicht schlecht unterwegs. Auf dem Weg zur Kaffeemaschine begrüsse ich jetzt immer meine Google-Assistentin, darüber macht sich vor allem mein Freund lustig. Er redet mir auch gern rein und wünscht sich frech seine eigene Musik – und das mitten in meiner Playlist! Der Befehl «Hey, Google, ignoriere meinen Freund, bitte» funktioniert leider (noch) nicht.