Stil
Helen Gurley Brown – Die langjährige Cosmopolitan-Chefredaktorin starb im Alter von 90 Jahren
- Text: Katinka Oppeck
Über 30 Jahre lang war Helen Gurley Brown die Chefredaktorin des Magazins «Cosmopolitan». Am Montag, 13. August 2012, verstarb die 90-Jährige in New York.
Sie war die Erste, die das Wort «Orgasmus» auf ein Cover druckte, und das gleich in der ersten Ausgabe der neuen «Cosmopolitan». Begonnen hat alles mit Helen Gurley Browns 1962 verfassten Buch «Sex and the Single Girl», das Sex ausserhalb der Ehe als völlig OK einstufte und auf welches sie so viele Briefe und Zuschriften erhielt, dass sie nach eigenen Worten «unbedingt ein Magazin brauchte, um auf all die offenen Fragen zu antworten». Die legendäre «Cosmopolitan» entstand, und Helen Gurley Brown sass über 30 Jahre lang im Chefsessel.
Sexuelle Freiheit und ein Leben wie im Film
Helen Gurley Brown erreichte in den Sechzigerjahren eine völlig neue Sichtweise über Sex, Frauen und Feminismus und versuchte immer das Frauenbild der Öffentlichkeit zu ändern und darzustellen, dass wir genauso alles bewerkstelligen können, wie Männer auch. Somit gebürte uns Frauen natürlich auch die gleiche sexuelle Freiheit, die Männer genossen, wofür Gurley Brown durch Artikel in ihrem Magazin vehement kämpfte.
Das Leben von Helen Gurley Brown gleicht einer Mischung aus den Serien «Mad Men» und «Sex and the City»: War Helen als Kind noch ländlich erzogen und durch den frühen Tod des Vaters in die Armut gedrängt worden, wurde im späteren Leben alles besser. Als sie als Sekretärin bei einer Talent-Agentur arbeitete, entdeckte ihr Boss ihr Talent zum Schreiben und wurde bald zur meistbezahlten Texterin der Gegend. Als sie dann 1959 den berühmten Filmproduzent David Brown («Der weisse Hai», «Driving Miss Daisy», etc.) heiratete, war auch ihr privates Glück perfekt.
Ihr Mann war auch derjenige, der Brown dazu ermunterte, ihre Geschichten als Single zu einem Buch zu verarbeiteten. «Sex and the Single Girl» wurde zum Bestseller und zum Film (mit Natalie Wood und Tony Curtis). Die Beliebtheit des Buches führte zu zwei weiteren Ausgaben der Serie, «Sex and the Office» und «Sex and the New Single Girl».
Cosmopolitan Girl
1965 dann erhielt Brown die Möglichkeit Chefredaktorin der Zeitschrift «Cosmopolitan» zu werden. Sie organisierte sexy Covershootings, schrieb aufregende Selbsthilfegeschichten jeglicher Art und machte die «Cosmopolitan» so zu dem was sie heute ist: eine der wichtigsten Frauenzeitschriften der Welt. Die heutige Chefredaktorin des Magazins, Kate White, sagt über Helen Gurley Brown: «Sie wollte Frauen, die den Stier bei den Hörnern packen und ihr Leben so leben wie sie wollen, Sex geniessen und sich nicht dafür schämen.»
Zum Tod der 90-Jährigen äusserte sich sogar der Bürgermeister der Stadt New York, Michael Bloomberg: «New York City hat eine Pionierin verloren, die nicht nur die gesamte Medien-Industrie, sondern auch die Kultur der Nation neu geformt hat. Sie war ein Idol für die Millionen Frauen, deren private Gedanken und Träume sie so brilliant in Texte umsetzen konnte.» Und auch Jennifer Scanlon, die vor drei Jahren eine Biografie über Helen Gurley Brown schrieb, hat nur gute Worte über die Ikone: «Es ist schwer zu übertreiben, wenn man davon spricht wie wichtig sie für das Leben der Frauen im Nachkriegs-Amerika war. Sie war entschlossen den Frauen beizubringen, Kontrolle über ihr finanzielles Leben zu übernehmen, da sie davon überzeugt war, dass dies der Schlüssel zu ihrer Unabhängigkeit und ihrem Glück darstellte.»
Link-Tipp
Hören Sie das Radio-Interview von annabelle-Chefredaktorin Lisa Feldmann zum Tod von Helen Gurley Brown. Lisa Feldmann kannte die Cosmopolitan-Chefin persönlich aus der Zeit, als sie bei der deutschen Ausgabe des Magazines gearbeitet hat. Hier gehts zum Interview: www.drs.ch.
Quelle Zitate: WWD-Artikel «Helen Gurley Brown, 90» vom Dienstag, 14. August 2012